CINEMA IRAN feiert Jubiläum: Vom 17. bis 20. Juli findet im Gasteig HP8 die zehnte Ausgabe des Festivals statt, das dem Münchner Publikum Filme aus dem und über den Iran vorstellt. Die Jubiläumsedition steht unter dem Motto „Die utopische Kraft der Empathie“ und rückt die transformative Stärke des iranischen Kinos in den Mittelpunkt.
Das Festival blickt anlässlich des Jubiläums zugleich nach vorne und zurück und beleuchtet Kontinuitäten und Veränderungen. Das internationale iranische Kino steht mehr denn je vor zahlreichen Herausforderungen, und diese reflektiert das Festival in einem vielschichtigen Programm. Es macht aber zugleich deutlich, wie Filme durch ihre erzählerische und visuelle Kraft Empathie erzeugen und Brücken des Verstehens bauen – zwischen Kulturen, Generationen und unterschiedlichen Lebenswelten. Sie werden zu Werkzeugen einer „utopischen Praxis“, die nicht in der Zukunft, sondern im Hier und Jetzt wirksam wird.
Eröffnungsfilm
Das Festival startet mit einer Liebeserklärung an das iranische Kino: Der kanadische Regisseur Matthew Rankin hat mit UNIVERSAL LANGUAGE einen bezaubernden, humorvollen, surrealen Spielfilm inszeniert, der im verschneiten kanadischen Winnipeg spielt – und dort sprechen alle Menschen Persisch. Statt Culture Clash führt ein Verschmelzen der Kulturen zu überraschenden Einblicken in Wahrnehmung, Geschichte und Identität postmigrantischer Gesellschaften. Der Film verweist in ästhetisch komponierten Szenen immer wieder auf das Kino Abbas Kiarostamis.
Donnerstag, 17. Juli, 19 Uhr, Gasteig HP8
Lesung zum Abschluss
Die renommierte Journalistin und Autorin Shila Behjat stellt in der Abschlussveranstaltung am Sonntag ihr kürzlich erschienenes Buch FRAUEN & REVOLUTION vor: Das Buch würdigt die „Frau, Leben, Freiheit“-Bewegung, die Proteste der Frauen von Belarus und die Aktivistinnen von Fridays for Future – die Revolution ist weiblich und gesellschaftliche Transformation wird weltweit vor allem von Frauen vorangetrieben. Shila Behjat präsentiert ihr Buch in München zum Abschluss von CINEMA IRAN und tritt mit dem Publikum in Austausch.
Sonntag, 20. Juli, 20 Uhr, Gasteig HP8
Der erste iranische Science-Fiction-Film und mehr von Vahid Vakilifar
Vahid Vakilifar ist ein Ausnahmetalent des iranischen Kinos. Mit GESHER, dem Debütfilm dieses experimentierfreudigen, innovativen Filmemachers, eröffnete CINEMA IRAN im Jahr 2017. In diesem Jahr stellt das Festival gleich zwei sehr unterschiedliche und erzählerisch wie visuell beeindruckende Filme von Vahid Vakilifar vor: K9 ist der erste Science-Fiction-Film des iranischen Independent-Kinos. Nach einer Sonnenfinsternis gerät die Erde in einen Strudel der Gewalt. Ein wuchtiger, visionärer Film von 2022, den man gesehen haben muss.
Freitag, 18. Juli, 20 Uhr, Gasteig HP8
Eine ganz andere Geschichte erzählt Vahid Vakilifars fünfter Film RHINOS CONQUERED THE MIDDLE EAST von 2024. Darin hat der Schauspieler Elias Verdauungsprobleme, seine Karriere stockt und seine Ehefrau will sich von ihm trennen, da er zu behaart ist. Mit Humor, Gesellschaftskritik und einem immer wendungsreichen Drehbuch thematisiert Vakilifar Männlichkeit in der iranischen Kultur.
Freitag, 18. Juli, 18 Uhr, Gasteig HP8
Toxische Kulturbranche, iranische Me-Too-Debatte und „Frau, Leben, Freiheit“
In 1001 FRAMES nimmt die US-amerikanisch-iranische Filmemacherin Mehrnoush Alia Machtstrukturen im Filmbusiness in den Fokus: Zahlreiche Schauspielerinnen sprechen auf einer Probebühne vor, um eine Rolle in einer Inszenierung des 1001-Nacht-Epos zu ergattern. Der allmächtige Regisseur steht hinter der Kamera und gibt Regieanweisungen. Diese vielschichtige und spannende Versuchsanordnung reflektiert den männlichen Blick und toxische Power-Dynamiken im Kulturbetrieb.
Samstag, 19. Juli, 18 Uhr, Gasteig HP8
Im Anschluss präsentiert die deutsch-iranische Schauspielerin, Regisseurin, Dichterin und Wissenschaftlerin Maryam Palizban eine experimentelle Lecture-Performance, in der sie die hierzulande oft übersehene iranische Me-too-Debatte mit der „Frau, Leben, Freiheit“-Bewegung in Beziehung setzt und aus verschiedenen, subjektiven, erfahrungsgeleiteten, wissenschaftlichen und poetischen Perspektiven betrachtet. Maryam Palizban war 2016 als Hauptdarstellerin des Films LANTOURI von Regisseur Reza Dormishian in München zu Gast. Und 2018 gab die promovierte Wissenschaftlerin mit ihrem Vortrag zu FILME, DIE BRENNEN eindrückliche Einblicke in die iranische Filmgeschichte. Die für CINEMA IRAN entwickelte Lecture-Performance ist eine Uraufführung.
Samstag, 19. Juli, 20 Uhr, Gasteig HP8
