„Mit Sammleraugen: Die schönste Medaille!“, Ausstellung in der Staatlichen Münze, München (bis 31. 1. 26), 75 Einzelstücke, ausgewählt und herausgegeben von der Bayerischen Numismatischen Gesellschaft e. V., im gleichnamigen Katalog, München 2025, 20 Euro
ISBN 9783-3-943639-12-4
Es gibt keine Medaillensammlerinnen. So jedenfalls denkt man, wenn auf die von der Bayerischen Numismatischen Gesellschaft gestellte Frage, welche Medaille die schönste ist, nur vier – allerdings höchst kompetente und prominente – Herren antworten. Die Vereins-Mitglieder, alle mit Dr.-Titel, sind Rainer Albert, Martin Hirsch, Hans Christoph von Mosch und Andreas Pangerl. Für ihr Ausstellungs-Konzept „mit Sammleraugen“ in der Staatlichen Münzsammlung der Münchner Residenz stand die Schau im Fritz Koenig Museum Landshut vor gut drei Jahren Pate. Die vier Experten änderten das Konzept Alexandra von Arnims ein wenig ab. „Im Mittelpunkt“, sagen sie, „steht nicht ein Künstler“ – also von „Künstlerinnen“ ist nicht die Rede – „sondern allein das weit gefasste Thema Medaille, zu dem Sammler ihre Lieblings-Medaillen als Leihgaben und dazu persönliche Begründungen und Kommentare“ einlieferten.
Das Ergebnis – die Sonderausstellung „Mit Sammleraugen: Die schönste Medaille!“ – kann bis Ende Januar betrachtet werden. Gezeigt werden lauter Originale. Die könnten – und darauf wird Wert gelegt – auch von Münzen- und Medaillen-Freunden mit schmalem Geldbeutel gesammelt werden.
Leider wird – auch im für sage und schreibe nur 20 Euro an der Museumskasse zu erwerbenden Begleitbuch – nicht gesagt, welcher der vier Promis der bayerischen Numismatik sich jeweils zu seinem Lieblingsstück äußert. Insgesamt sind es 75 Exemplare aus Jahrhunderten, die sie beurteilten. Sie stammen von anonymen bis zu wohlbekannten Medaillenschöpfern. Lassen wir vier Beispiele folgen.
* (1) Utz Gebhardts Pesttaler aus dem böhmischen St. Joachimsthal von 1528.
Die Errettung der Israeliten vor Giftschlangenbissen (AT) wird der Erlösung der Menschheit
durch Christi Kreuzestod (NT) gegenübergestellt.
Abgebildet ist die Rückseite mit der Gravur der Namen Barbara und Paul Schwarczin. Ob es sich
um ein Ehepaar handelt, das den Pesttaler als Amulett nutzte?
* (2) Alexander Charpentiers achteckige Bronzeplakette von 1901.
Vier nackte jüngere und betagtere Medaillen-Liebhaber schauen auf ein Medaille, fragend,
bewundernd, entzückt, andächtig. Der französische Bildhauer und Möbeldesigner A. Charpentier
(1856 bis 1909) führte den Auftrag der Pariser „Société des Amis de la Médaille francaise“ aus.
Charpentier zeigt auf der Gegenseite eine nackte „weibliche Personifikation der Gravierkunst“.
* (3) Giannantonio Bucci, Ravenna (1925 bis 2001): Profilbüste Herbert von Karajans von 1990.
Gegenstand dieser 70 mm großen, in Florenz geprägten Bronzemedaille ist der Salzburger Super-
Dirigent. Er wird – wie auf vielen Fotos – beim Nachlauschen seiner von ihm erzeugten Musik
gezeigt. Kopf und Hände sind von Bucci kunstvoll eingefangen. Die treffliche, foto-genaue
Wiedergabe des Künstlerkopfes beeindruckt. Die aufgeschlagene Partitur, auf die der Blick des
genialen Musikers fällt, ergänzt Betrachter von selbst.
* (4) André Lavrillier (1885 bis 1958): Léda – Bronzeplakette, 100 x 60 mm von 1921. Rückseite:
Zeus als Schwan, der die nackte Leda verführt, mit Signatur Lavrilliers. „Für mich“, so äußert ein
unbekannter Liebhaber dieses Stückes, ist das „eines der gelungensten Beispiele für die
künstlerische Strömung des Art déco in Frankreich. Der Künstler verzichtete in seiner flächigen
und stilisierten Konzeption auf jegliche Detailtiefe … – einfach wunderschön!“
Die bis zum letzten Januartag kommenden Jahres geöffnete Ausstellung (täglich außer Montag von 10 bis 17 Uhr) ist wie geschaffen für detailverliebte Hobby- und Fach-Numismatiker. Auf den Erwerb des preisgünstigen und alle Lieblingsstücke, teils vergrößert, abbildenden Katalogs wird kaum jemand verzichten
