Stefan Groß im Interview mit dem Chef des Münchner Flughafens Michael Kerkloh – Eine Erfolgsgeschichte made in Bayern

Flugzeug beim Start, Foto: Stefan Groß
  1. Der Münchner Flughafen ist eine Erfolgsgeschichte sondergleichen. Die Fluggastzahlen stiegen 2017 um 2,3 Millionen auf den neuen Höchstwert von 44,6 Millionen. Sind damit die Kapazitätsgrenzen erreicht? Was wünschen Sie sich für 2018?

Die Erfolgsgeschichte wird besonders deutlich, wenn man sich vor Augen führt, dass wir 1992, im Jahr der Eröffnung des neuen Flughafens, 12 Millionen Passagiere verzeichneten und sich die Zahl der Passagiere seither fast vervierfacht hat. Auch im kommenden Jahr erwarten wir ein deutliches Passagierwachstum. Mit dem Verkehrsaufkommen muss auch die Infrastruktur des Flughafens wachsen. Deshalb haben wir in den vergangenen Jahren mit dem München Airport Center, dem Terminal 2 und  dem Satellitengebäude immer wieder zusätzliche Kapazitäten geschaffen. Wir wollen unseren Passagieren auch künftig einen hohen Komfort bieten und werden deshalb das 25 Jahre alte Terminal 1 an die Erfordernisse des Luftverkehrs von heute anpassen. Darüber hinaus setzen wir auf eine Erweiterung unseres Start- und Landebahnsystems, um den weiter steigenden Mobilitätsbedarf auch langfristig befriedigen zu können.

  1. Der A 350 wird als Superflieger gehandelt, die Lufthansa hat 15 Maschinen für München bestellt. Was ändert sich durch den Einsatz des Airbus? Was sind die Vorteile des Langstreckenfliegers?

Die Entscheidung der Lufthansa, bei uns in München fünfzehn Großraumflugzeuge des Typs Airbus A 350 zu stationieren, hat Signalwirkung, denn wie kein anderes Flugzeug steht der A350 für Innovation und Fortschritt. An Europas erstem „5-Star-Airport“ stationiert Lufthansa als „5-Star-Airline“ ein ganz ausgezeichnetes Flugzeug, mit dem ein bedeutsamer Generationswechsel auf der Langstrecke eingeläutet wird. Der Schritt vom  A 340 zum A 350 ist gleichzeitig ein Riesenschritt in Richtung eines nachhaltigen und ressourcenschonenden Luftverkehrs. Die A350-900 fliegt so sparsam wie kein anderes Langstreckenflugzeug, der Kerosinverbrauch liegt pro Passagier auf 100 Kilometern bei gerade einmal 2,9 Litern. Gleichzeitig sind die Lärmemissionen dank der hochmodernen Rolls-Royce Trent Triebwerke und der verbesserten Aerodynamik erheblich geringer als bei den Vorgängermodellen: Der von diesen Flugzeugen beim Start verursachte Lärmteppich ist deshalb nur noch halb so groß wie anderen Langstreckenflugzeugen.

  1. 2016 wurde der Satellit am Terminal 2 eröffnet. Wie ist die Bilanz nach zwei Jahren?

Mit dem neuen Satellitenterminal für elf Millionen Reisende haben der Münchner Flughafen und die Lufthansa nicht nur das Drehkreuz München, sondern auch ihre erfolgreiche Zusammenarbeit noch einmal deutlich ausgebaut. Das großartige Gebäude, das pünktlich und im geplanten Kostenrahmen fertiggestellt wurde, ist nach seinem reibungslosen Start sehr schnell zu einer festen Größe im Drehkreuzbetrieb der Lufthansa herangewachsen. Mittlerweile läuft das neue Passagiergebäude mit voller Auslastung und die Gäste aus aller Welt rühmen die tolle Ausstattung und das lichtdurchflutete Ambiente. Wir haben uns natürlich sehr darüber gefreut,  dass unser Terminal 2 und damit auch der Satellit im letzten Jahr als weltbestes Terminal ausgezeichnet wurde.

  1. Die Eurowings wird ab 2018 Langstreckenflüge ab München anbieten. Was bedeutet das a: für andere Flughäfen in Deutschland, b: für das Drehkreuz München und c: für die Kapazität am Standort?

Das ist für uns ein enormer Qualitätssprung, denn damit gibt es am Flughafen München erstmals Low-Cost-Angebote auf der Langstrecke. Für die Reisenden bedeutet das, dass mehr Flüge zu den besonders beliebten Fernreisezielen zu günstigeren Flugpreisen angeboten werden. Der Vorteil für die Passagiere besteht auch darin, dass mit Eurowings ein besonders hochwertiger und zuverlässiger Anbieter von günstigen Flügen zur Verfügung steht. Eurowings hat sich bereits erfolgreich am Markt positioniert und nutzt jetzt ihre Wachstumschancen in München. „Win-win“ für Airline, Airport und Passagiere, das ist eine optimale Ausgangslage für alle.

  1. Zum dritten Mal in Folge belegt die Flughafen München GmbH (FMG) den Spitzenplatz als „Bester Arbeitgeber der Branche Verkehr und Logistik“. Was kann München besser als andere Flughäfen, was das Geheimrezept?

Ich freue mich natürlich sehr, dass wir auch überregional als ein so guter Arbeitgeber wahrgenommen werden und wir es als erstes Unternehmen aus der Verkehrsbranche in die „Top Ten“ geschafft haben. Die ausgezeichneten Bewertungen des Arbeitgebers Flughafen München sind ein deutlicher Hinweis auf die hohe Motivation und Identifikation der Mitarbeiter. Der Flughafen als solches ist ja ohnehin schon ein begehrter Arbeitsplatz. Hinzu kommen der „team spirit“ und unser Motto „Verbindung leben“. Beides steht für ein besonderes Miteinander. Gelobt werden von den Mitarbeitern vor allem die interessanten Aufgaben, die gute Arbeitsatmosphäre, der kollegiale Zusammenhalt, die ausgewogene Work-Life-Balance sowie die vielfältigen Karrierechancen. All das trägt zu einer insgesamt positiven Grundstimmung bei und ist letztlich eine wichtige Voraussetzung für unseren Unternehmenserfolg.

  1. Herr Dr. Kerkloh, Sie sprechen gern von Klimaneutralität. Was unternimmt der Flughafen München gegen den CO2-Ausstoß? Steht ein erhöhtes Flugaufkommen nicht diametral zur Umwelt?

Wir haben das ambitionierte Ziel, als erster deutscher Flughafen unseren Airport CO2-neutral zu betreiben. Bis zum Jahr 2030 wollen wir dafür unsere direkt zurechenbaren CO2-Emissionen um 60 Prozent reduzieren und die verbleibenden 40 Prozent durch geeignete, möglichst regionale Kompensationsmaßnahmen, ausgleichen. Für dieses Klimaschutzprogramm investieren wir bis 2030 insgesamt 150 Millionen Euro. Wir steigern unsere Energieeffizienz in einem modernen Blockheizkraftwerk, setzen auf regenerative Energien, stellen unseren Fuhrpark auf E-Mobility um und verwenden energiesparende LED-Technik. Wir optimieren Landeanflugverfahren und den Betrieb auf dem Vorfeld, jeder hat seinen Beitrag zu leisten. Fluggesellschaften setzen modernste Flugzeuge ein, nutzen besonders effiziente und ressourcenschonende Triebwerktechnologie und der oben angeführte Airbus A350 der Lufthansa ist ein Vorreiter in Sachen Klimaschutz.

  1. Im Januar wurde auf dem Flughafen ein Zentrum gegen Cyber-Kriminalität gegründet. Was sind die konkreten Aufgaben?

Der Münchner Flughafen schlägt beim Thema IT-Sicherheit ein neues Kapitel auf: Mit dem neuen „Information Security Hub“ (ISH) geht ein Kompetenzzentrum in Betrieb, in dem IT-Spezialisten der Flughafen München GmbH (FMG) zusammen mit Experten aus der europäischen Aviation-Branche  Verteidigungsstrategien gegen Angriffe aus dem Internet testen und nach neuen Lösungen im Kampf gegen die Cyber-Kriminalität suchen. Als Flughafenbetreiber sind wir für die Funktionsfähigkeit einer „kritischen Infrastruktur“ verantwortlich und müssen den Schutz vor Cyber-Attacken tagtäglich aufs Neue sicherstellen. Das neue Kompetenzzentrum am Münchner Airport dient aber nicht ausschließlich der IT-Sicherheit am Flughafen, sondern  vielmehr auch einer unternehmens- und branchenübergreifenden Kooperation von Firmen, Behörden und andere Institutionen. Die primäre Zielgruppe sind Flughäfen, Fluggesellschaften und andere Partner aus der Luftverkehrsbranche, die auf Sicherheitslösungen und effiziente und pragmatische Ansätze für den Kampf gegen Cyber-Kriminalität angewiesen sind.

Fragen Stefan Groß

Über Kerkloh Michael 2 Artikel
Dr. Michael Kerkloh leitet den Flughafen München und ist dessen Geschäftsführer.

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