Fischer Z startet Europa-Tournee in Utrecht

Triumphaler Torneeauftakt: Fischer Z im "Tivoli" in Utrecht. Bild: Sigler

Das „Tivoli“ in Utrecht ist eine der großen, angesagten Konzertbühnen Europas. Fischer Z, eine der letzten englischen New-Wave-Bands, die noch auf der Bühne zu bewundern sind, startete exakt hier eine Frühjahrstournee, die sie bereits in diesem Monat, im April 2024, nach München und Stuttgart führen wird. Im Mai geht es quer durch Deutschland – die „Fabrik“ in Hamburg ist bereits einmal ausverkauft, aber für das Zusatzkonzert sind noch Restkarten zu haben.

Große Hallen ausverkauft? Restkarten? Es muss etwas dran sein an dieser Band. Mit dem Album „Red Skies Over Paradise“ waren sie 1981 in den Charts, und das ist eine ganze Wile her. Doch seitdem gab es immer neue Impulse, immer etwas zu hören. „Til The Oceans Overflow“ war im letzten Jahr eine höcjst aktuelle, deutliche Mahnung. Mit einem musikalischen Triptychon, auf englisch kurz „Triptych“, widmet sich der Komponist und künstlerische Kopf John Watts jetzt den Aspektn des Lebens an sich – erstens der Liebe, zweitens den zwischenmenschlichen Beziehungen in eher psychologischer Hinsicht sowie drittens den aktuellen weltweiten Konflikten. Auf Tabula rasa haben wir über die Platte berichtet.

Aber ist Fischer Z denn auch wirklich – und immer noch – eine Band? Ja, aber durchaus anders als gedacht. Das gesamte künstlerische Schaffen konzipiert John Watts, der durchaus prominente Sänger und Leadgitarrist der Band. Auf einem Konzert von Fischer Z ist jeder Ton, jedes Arrangement von ihm. Das ist beeindruckend – nicht einmal die Rolling Stones schaffen das. Auch die Gestaltung der Plattencover stammt von John. Die Texte sowieso – als streitbarer Autor ist er ja Eingeweihten durchaus ebenfalls bekannt.

Ein Solokünstler also? Mitnichten! Zwei Fahrensmänner der alten Garde stehen 2024 mit auf der Bühne: Dave Purdey am Bass und Ives Mergaerts an den Keyboards. Sin Banovic am Schlagzeug und Marian Menge an der Rhythmusgitarre grooven und swingen sich exakt dort ein, wo die Band mit ihrem in Deutschland bis heute legendär-berühmten Album „Red Skies Over Paradiese“ stand. Sehr umjubelt war speziell dieses Lied, denn es handelt nicht nur vom alten Ost-West-Konflikt, der 1981 höchst drängend war, sondern wurde im „Tivoli“ mit einer derartigen Kraft auf die Bühnenbretter gezimmert, dass das vor der Bühne wild tanzende Publikum förmlich mitgerissen wurde. Im zweiten, dritten und vierten Rang des großen „Tivoli“, auf den Sitzplätzen, gab es standing ovations.

Eher mit größerer Energie, als die Band je hatte, kommt Fischer Z im Frühjahr 2024, in wenigen Tagen schon, nach Deutschland. „Cruise Missiles“, ein vor über 40 Jahren brandaktuellen Song, der lange nicht zu hören war – nun, nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine, ist er wieder zu hören. „Batallions Of Strangers“, dazu passend, mit einer drängenden Bass-Drum-Linie, intensiv gesungen. Nach einem ersten Satz von Zugaben wollte das Publikum aller Altersgruppen – darunter auch viele, die einer jüngeren Generation angehörten – die Band nicht von der Bühne lassen. Die Stimmung war exakt so, wie seit in der 1980er Jahren, seit „Rockpalast“ und „Pinkpop“, einfach zu sein hatte. Die guten alten Zeiten des rockenden New Wave, es gibt sie noch! Und im Mai 2024 auch in Deutschland!

Kunst auf dem Cover: John Watts, der künstleische Kopf von Fischer Z,
ist auch als bildnerischer Gestalter, Autor und Lyiker bekannt.
Über Sebastian Sigler 79 Artikel
Der Journalist Dr. Sebastian Sigler studierte Geschichte, Literaturwissenschaft und Kunstgeschichte in Bielefeld, München und Köln. Seit seiner Zeit als Student arbeitet er journalistisch; einige wichtige Stationen sind das ZDF, „Report aus München“ (ARD) sowie Sat.1, ARD aktuell und „Die Welt“. Für „Cicero“, „Focus“ und „Focus Money“ war er als Autor tätig. Er hat mehrere Bücher zu historischen Themen vorgelegt, zuletzt eine Reihe von Studien zum Widerstand im Dritten Reich.