Bärbel Bas – Neue SPD-Vorsitzende – Klatsche für Lars Klingbeil

Bärbel Bas, Quelle: "photothek

Bärbel Bas wurde am 3. Mai 1968 in Walsum, heute Duisburg, als Tochter eines Busfahrers und einer Hausfrau geboren. Mit fünf Geschwistern wuchs sie in einem sozialen Umfeld auf, das ihre späteren politischen Überzeugungen und ihr Engagement prägte. Ihr Werdegang ist von einer bemerkenswerten Mischung aus persönlicher Entschlossenheit und politischem Engagement gekennzeichnet. Bas’ politische Karriere führte sie durch die verschiedenen Stationen der deutschen Politik – von der SPD-Basis über die Führungsebene im Bundestag bis hin zum Ministerium für Arbeit und Soziales.

Frühe Jahre und beruflicher Werdegang

Die schulische Laufbahn von Bärbel Bas begann auf der Hauptschule in Voerde, wo sie 1984 ihren Hauptschulabschluss erlangte. In einer Zeit, in der sich der Arbeitsmarkt und die Ausbildungsangebote wandelten, suchte sie nach einer beruflichen Perspektive, die sowohl ihren Interessen als auch den gesellschaftlichen Anforderungen gerecht wurde. Nachdem sie zunächst den Berufswunsch der Technischen Zeichnerin verfolgt hatte, jedoch keinen Ausbildungsplatz in diesem Bereich fand, entschloss sie sich, die höhere Berufsfachschule für Technik in Dinslaken zu besuchen. Hier erlernte sie unter anderem das Schweißen – eine ungewöhnliche, aber interessante Wahl in einer Zeit, in der Frauen in technischen Berufen eher selten waren.

1985 begann sie eine Ausbildung zur Bürogehilfin bei der Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG), wo sie von 1987 bis 2001 als Sachbearbeiterin tätig war. Während ihrer beruflichen Laufbahn absolvierte Bas mehrere Fortbildungen und schloss unter anderem eine Ausbildung zur Sozialversicherungsfachangestellten und eine berufsbegleitende Weiterbildung zur Krankenkassenbetriebswirtin ab. Von 2002 bis 2006 war sie stellvertretendes Vorstandsmitglied der Betriebskrankenkasse EVS und arbeitete anschließend als Leiterin der Abteilung Personalservice bei der BKK futur. Ihr Engagement in der sozialen Sicherheit und im Personalmanagement prägte bereits damals ihre spätere politische Arbeit.

Politischer Einstieg und Aufstieg

Bärbel Bas trat 1988 in die SPD ein, was der Beginn einer langen politischen Karriere war. Bereits im Jahr nach ihrem Eintritt in die Partei wurde sie Beisitzerin im Juso-Unterbezirksvorstand Duisburg, und 1990 wurde sie Vorsitzende der Jusos in Duisburg. In dieser Zeit begann sie, sich intensiv mit sozialen Themen auseinanderzusetzen und setzte sich für die Belange der Arbeiterklasse sowie der Jugendlichen in Duisburg ein. Über die Jahre hinweg wuchs ihr Einfluss in der Partei, und sie übernahm zunehmend leitende Funktionen. Von 1997 bis 2018 war sie Mitglied im Unterbezirksvorstand der Duisburger SPD und von 2006 bis 2018 deren stellvertretende Vorsitzende. Auch auf regionaler Ebene spielte sie eine bedeutende Rolle, unter anderem als Mitglied im Regionalvorstand der SPD Niederrhein und als Sprecherin der SPD im Ruhrgebiet.

Bundestagsabgeordnete und ihre Arbeit im Deutschen Bundestag

Bei der Bundestagswahl 2009 zog Bärbel Bas erstmals in den Deutschen Bundestag ein, nachdem sie im Wahlkreis Duisburg I mit 42,2 % der Erststimmen den Direktwahlkreis gewonnen hatte. Diese Wahl markierte den Beginn einer erfolgreichen Karriere als Bundestagsabgeordnete. Sie gehörte der Parlamentarischen Linken an und setzte sich insbesondere für soziale Gerechtigkeit und den Ausbau der sozialen Sicherheit ein. In ihrer Zeit als Abgeordnete war sie Mitglied in zahlreichen Ausschüssen, darunter der Ausschuss für Gesundheit, dem sie seit dem 18. Bundestag als stellvertretendes Mitglied angehörte.

Ab 2013 war Bas Parlamentarische Geschäftsführerin der SPD-Bundestagsfraktion und setzte sich für die Positionen ihrer Partei in wichtigen Gesetzesvorhaben ein. 2019 wurde sie zur stellvertretenden Vorsitzenden der SPD-Bundestagsfraktion gewählt und hatte die Zuständigkeit für die Bereiche Gesundheit, Bildung, Forschung und Petitionen inne. Ihre fachliche Expertise und ihre Fähigkeit, unterschiedliche politische Strömungen zu verbinden, machten sie zu einer wichtigen Stimme innerhalb der Fraktion. Ihr Engagement im Bereich der sozialen Absicherung und ihre klare Haltung zur Gesundheitspolitik unterstrichen ihre Rolle als eine der führenden sozialpolitischen Stimmen der SPD.

Präsidentin des Deutschen Bundestages (2021–2025)

Nach der Bundestagswahl 2021 wurde Bärbel Bas von ihrer Fraktion als Kandidatin für das Amt der Bundestagspräsidentin nominiert. Am 26. Oktober 2021 wurde sie mit überwältigender Mehrheit zur Präsidentin des 20. Deutschen Bundestages gewählt. In ihrer Rolle als Bundestagspräsidentin legte Bas großen Wert auf die Wahrung der Rechte des Parlaments und der Kontrollfunktion des Bundestages gegenüber der Bundesregierung. Sie kritisierte mehrfach das Verhalten der Regierung, insbesondere das mangelhafte Antwortverhalten auf parlamentarische Anfragen und die übereilte Einbringung von Gesetzesentwürfen ohne ausreichende Beratungszeit. Ihre Forderung nach mehr Transparenz und Kontrolle im Gesetzgebungsprozess stellte sie als eine der wichtigsten Aufgaben des Bundestages dar.

Während ihrer Amtszeit als Präsidentin setzte Bas einen klaren Akzent auf den respektvollen und fairen Umgang mit allen Abgeordneten und betonte immer wieder die Bedeutung der parlamentarischen Demokratie. Ihre kritischen Anmerkungen zum Zustand der Regierungspolitik und ihre klare Haltung zu den parlamentarischen Prozessen machten sie zu einer respektierten und in ihrer Unabhängigkeit geschätzten Präsidentin.

Bundesministerin für Arbeit und Soziales (seit 2025)

Nach dem Ende ihrer Amtszeit als Bundestagspräsidentin wurde Bärbel Bas am 6. Mai 2025 von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zur Bundesministerin für Arbeit und Soziales im Kabinett von Bundeskanzler Merz ernannt. Damit trat sie in eine neue, aber nicht weniger herausfordernde Phase ihrer politischen Karriere ein. Als Ministerin für Arbeit und Soziales hat Bas eine entscheidende Rolle in der Ausgestaltung der sozialen Sicherheit und der Arbeitsmarktpolitik in Deutschland.

Bereits zu Beginn ihrer Amtszeit legte Bas einen Plan vor, der auch Beamte in die Rentenversicherung einbeziehen soll. Ein Thema, das seit Jahren in der politischen Diskussion steht und von vielen als eine notwendige Reform angesehen wird, um das Rentensystem zukunftssicher zu gestalten. Bas selbst betonte, dass eine gerechtere und solidarische Rentenversicherung für alle Berufsgruppen notwendig sei, um eine nachhaltige und faire Altersvorsorge zu gewährleisten.

Darüber hinaus setzt sie sich für eine Reform der Arbeitsmarktpolitik ein, die die Chancen von Langzeitarbeitslosen und Geringverdienern verbessern soll. Besonders am Herzen liegt ihr die Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Pflege- und Sozialbranche sowie die Schaffung von fairen Löhnen und besseren Arbeitszeiten in diesen systemrelevanten Bereichen. Sie strebt eine stärkere Vernetzung von Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik an, um die Bedürfnisse von Arbeitnehmern und die Anforderungen der Arbeitswelt besser miteinander in Einklang zu bringen.

Parteitag am 29. Juni 2025 – Ein Wendepunkt für Bärbel Bas

Am 29. Juni 2025, auf dem SPD-Parteitag, erreichte Bärbel Bas einen bedeutenden politischen Meilenstein. In einer spannungsgeladenen Abstimmung wurde sie gemeinsam mit Lars Klingbeil zur neuen Doppelspitze der SPD gewählt. Bas erhielt dabei beeindruckende 95 % der abgegebenen Stimmen, während Klingbeil 64,9 % der Stimmen erhielt. Dieser starke Rückhalt unterstreicht ihren Status als eine der beliebtesten und respektiertesten Persönlichkeiten innerhalb der Partei.

Der Parteitag vom 29. Juni war ein Wendepunkt in der Geschichte der SPD, da er nicht nur die Wahl einer neuen Führungsspitze markierte, sondern auch einen klaren Richtungswechsel in der Parteistrategie signalisierte. Bas und Klingbeil setzen auf eine Modernisierung und Re-Positionierung der SPD, um die Partei für die kommenden politischen Herausforderungen zu rüsten. Bas selbst legte einen klaren Fokus auf soziale Gerechtigkeit, eine gerechtere Arbeitsmarktpolitik und den Ausbau sozialer Sicherheitsnetze.

Unterschiede zu Olaf Scholz und Saskia Esken

Bärbel Bas unterscheidet sich in mehreren Punkten von anderen prominenten SPD-Politikern wie Olaf Scholz und Saskia Esken. Im Vergleich zu Scholz, der als Kanzler für eine pragmatische, ausgleichende Politik steht und stark auf wirtschaftliche Stabilität setzt, positioniert sich Bas stärker auf der Seite sozialer Gerechtigkeit und Reformen im Sozialbereich. Ihr Fokus auf die Rentenversicherung und die Verbesserung der Arbeitsmarktbedingungen hebt sie von Scholz‘ eher wirtschaftsliberalen Ansätzen ab.

Im Vergleich zu Saskia Esken, die als Vorsitzende der SPD insbesondere die Rolle der Partei im digitalen und gesellschaftlichen Wandel betont und auch in Fragen der sozialen Gerechtigkeit klare Akzente setzt, hebt sich Bas durch ihre pragmatische Herangehensweise an konkrete soziale Reformen ab. Während Esken häufig die Notwendigkeit einer sozial-ökologischen Transformation und einer Umstellung auf eine nachhaltige Wirtschaft in den Vordergrund stellt, setzt Bas ihren Schwerpunkt auf die soziale Sicherheit und die Sicherstellung gerechter Arbeitsbedingungen in der Gesellschaft.

Bärbel Bas hat sich durch ihre konsequente Ausrichtung auf soziale Gerechtigkeit, ihre starke Fachkompetenz in sozialen und arbeitsmarktpolitischen Fragen und ihre integrative Führungsweise innerhalb der SPD hervorgetan. Der Parteitag vom 29. Juni 2025 markiert einen weiteren Höhepunkt in ihrer Karriere und zeigt, dass sie nun die Richtung der SPD in einer herausfordernden Zeit maßgeblich prägen wird.

Finanzen

Über Stefan Groß-Lobkowicz 2216 Artikel
Dr. Dr. Stefan Groß-Lobkowicz, Magister und DEA-Master (* 5. Februar 1972 in Jena) ist ein deutscher Philosoph, Journalist, Publizist und Herausgeber. Er war von 2017 bis 2022 Chefredakteur des Debattenmagazins The European. Davor war er stellvertretender Chefredakteur und bis 2022 Chefredakteur des Kulturmagazins „Die Gazette“. Davor arbeitete er als Chef vom Dienst für die WEIMER MEDIA GROUP. Groß studierte Philosophie, Theologie und Kunstgeschichte in Jena und München. Seit 1992 ist er Chefredakteur, Herausgeber und Publizist der von ihm mitbegründeten TABVLA RASA, Jenenser Zeitschrift für kritisches Denken. An der Friedrich-Schiller-Universität Jena arbeitete und dozierte er ab 1993 zunächst in Praktischer und ab 2002 in Antiker Philosophie. Dort promovierte er 2002 mit einer Arbeit zu Karl Christian Friedrich Krause (erschienen 2002 und 2007), in der Groß das Verhältnis von Metaphysik und Transzendentalphilosophie kritisch konstruiert. Eine zweite Promotion folgte an der "Universidad Pontificia Comillas" in Madrid. Groß ist Stiftungsrat und Pressesprecher der Joseph Ratzinger Papst Benedikt XVI.-Stiftung. Er ist Mitglied der Europäischen Bewegung Deutschland Bayerns, Geschäftsführer und Pressesprecher. Er war Pressesprecher des Zentrums für Arbeitnehmerfragen in Bayern (EZAB Bayern). Seit November 2021 ist er Mitglied der Päpstlichen Stiftung Centesimus Annus Pro Pontifice. Ein Teil seiner Aufsätze beschäftigt sich mit kunstästhetischen Reflexionen und einer epistemologischen Bezugnahme auf Wolfgang Cramers rationalistische Metaphysik. Von August 2005 bis September 2006 war er Ressortleiter für Cicero. Groß-Lobkowicz ist Autor mehrerer Bücher und schreibt u.a. für den "Focus", die "Tagespost".