Über Doktorwürde

Als die Welt an der Universität Wien in Ordnung war. Rektor Greisenegger überreichte den Ehrendoktor an die berühmte Sozialforscherin Marie Jahoda. (Foto: Universität Wien)

Der deutschen Familienministerin wurde der Doktorgrad aberkannt. Aber wie steht es mit dem Ruf an der Universität Wien.

Korrespondenz mit Wolfgang Greisenegger (2)

FromJohannes Schuetz <johannes.schuetz@media…>
To„Prof. Wolfgang Greisenegger“ <wolfgang.greisenegger@univie>
SubjectRe: Re: Doktorwürde – Kleine Glosse
DateJun 14, 2021 07:24 PST

Lieber Wolfgang,

Nochmals vielen Dank für Deine Antwort. Heute ist es ein aktuelles Thema, über das ich gerne mit Dir korrespondieren würde.

In Deutschland wurde eine Dissertation aberkannt, die eine führende Politikerin einst schrieb. Franziska Giffey war die deutsche Familienministerin. Aufgrund der Kritik an ihrer Doktorarbeit erklärte sie umgehend ihren Rücktritt vom Amt als Ministerin.  

In den Medien wurde in den vergangenen Tagen ausführlich über die trügerischen Stellen in der Dissertation berichtet. Demnach wurden Texte nicht ausgewiesen, also nicht korrekt zitiert, die aus anderen Werken stammten.

Es gilt als wesentliches Prinzip der europäischen Wissenschaft, die Forschungstradition, also die Vorleistungen anderer Forscher, deutlich zu reflektieren und darzustellen. Offenbar gelang dies Franziska Giffey nicht in der erwarteten Weise.

Es ist möglich, dass man auch in der Dissertation von Klaus Theweleit 50 Ungenauigkeiten oder Mängel nachweisen kann, obwohl diese mit dem Titel „Männerphantasien“ zu einem Bestseller der kulturwissenschaftlichen Literatur wurde. Doch an der Freien Universität Berlin untersuchte eine Kommission die Doktorarbeit der ehemaligen Familienministerin Giffey.

Giffey war deshalb entschlossen, auch auf ihr politisches Amt zu verzichten. Sie trat mit dem Doktorgrad bei den Wahlen an und wollte ohne diesen Nachweis der Qualifikation nicht länger im Amt bleiben. Es könnte sein, dass sie dabei von einem Ehrverständnis  geprägt ist, wie es um 1900 noch als selbstverständlich galt, zuletzt berichtete Arthur Schnitzler darüber im „Leutnant Gustl“.

Eigentlich wäre es wünschenswert, dass eine Politikerin mit einem solchen Charakter weiterhin für das Land tätig bleibt. Solche Politiker sind rar geworden, trotz aller Bemühungen von Magazinen für politische Kultur.

So galt es in Österreich als grandios, dass ein Mittelschüler kurz nach dem Abitur und einem Badeurlaub in einem Strandclub bei der Alten Donau zum Außenminister gemacht wurde, bald danach auch zum Bundeskanzler. Im zeitgenössischen Österreich denkt deshalb noch niemand an Rücktritt, weil mit einer solch unverständlichen Beförderung die Ehre gekränkt sein könnte.


Reputation der Universität Wien

Es wurde konstatiert, dass durch die Mängel in der wissenschaftlichen Arbeit die Reputation der Freien Universität Berlin gefährdet sei. Damit stellt sich auch für andere Universitäten die Frage, wie schlechte Arbeiten beurteilt und behandelt werden sollten

Auch an der Universität Wien müssten solche Arbeiten , die zur Erteilung eines akademischen Grades führten, genau überprüft werden. Wenn man Arbeiten an der Universität Wien sichtet, wird man rasch erkennen, dass jedenfalls in hunderten Fällen der akademische Grad aberkannt werden muss. Hier nur zwei Beispiele:

Am Institut für Publizistik der Universität Wien müssten wohl alle Arbeiten überprüft werden, die Univ.-Prof. Thomas Bauer approbierte.  Da gibt es auch eine Diplomarbeit eines chinesischen Studenten, die reine Propaganda referiert, ohne die erforderlichen Zitate, als wäre der Text von der Xinhua geschrieben worden, der Nachrichtenagentur der Volksrepublik China. Es sollte schon ein Mindestmaß von wissenschaftlicher Methode und kritischer Betrachtung eingefordert werden, bevor eine Approbation bei einer solchen Arbeit gewährt wird.  

Am Institut für Theaterwissenschaft ist es beispielsweise die Diplomarbeit von Otto Mörth über „Theater im Fernsehen“, die auf die erforderlichen Zitate verzichtete. Er wurde später der Leiter des Medienraums, mit dem Schnittplatz für Videoprojekte, die auch die Medienkompetenz fördern könnten, den er für Studierende weitgehend unzugänglich machte.  An diesem Institut war es Univ.-Prof. Hüttner, der eine Diplomarbeit von Martina Payr approbierte, in der nicht einmal die Begriffe Primärliteratur und Sekundärliteratur korrekt verwendet wurden. Dafür wurde die Diplomandin kurz danach zur Leiterin der dortigen Fachbibliothek bestellt.


Habilitation eines Dozenten


Diese Problematik setzte längst auf höheren Ebenen sich fort und erreichte schon vor Jahren die Habilitationsverfahren an der Universität Wien. Da gibt es einen Dozenten, der „marxistische Theaterwissenschaft“ repräsentieren wollte. Er erzählte mir, dass er nach seiner Dissertation zu Univ.-Prof. Greisenegger schlurfte, um ihm mitzuteilen, dass er jetzt mit der Habilitation beginnen werde. Greisenegger lehnte dieses Ansinnen offenbar ab, was zu heftiger Empörung führte, die gemeldet werden wollte.

Da ich damals mit dem ersten Ausbruch dieser Empörung konfrontiert wurde, sah ich mich genötigt, eine kurze Erklärung zu leisten. Es könnte erforderlich sein, dass man bereits Publikationen vorlegt, wenn man mit einer Habilitation beginnen möchte.

Als ich dem so Empörten nach mehreren Monaten wieder begegnete, da hatte er einen Beitrag in „Weg und Ziel“ veröffentlichen können, der marxistischen Monatszeitschrift. Er wurde dabei, nach seinen eigenen Aussagen, von drei erfahrenen Autoren des Blatts unterstützt, von Lutz Holzinger, Martin Potschka und Franz Schandl, der jetzt auch als Österreich-Korrespondent der Wochenzeitung derFreitag tätig ist. Die Redakteure erklärten dem künftigen Habilitanden, offenbar in stundenlangen Sitzungen, wie der Beitrag zu verfassen wäre, damit eine Publikation in „Weg und Ziel“ möglich wird. Sein Text erschien ihnen doch zu verworren und unklar.

Danach ging er nochmals zu Professor Greisenegger und erzählte über seinen zweiten Versuch, eine Betreuung für seine Habilitation zu finden:

„Ich habe Greisenegger erklärt, dass ich jetzt eine Publikation habe und wohl nichts mehr beweisen muss“.

Überprüfung der Kompetenz

Danach durfte er mit seiner Habilitation beginnen, die zur Erlangung der Lehrbefugnis als Dozent an der Universität Wien führte. Aber war er ein kompetenter „marxistischer Theaterwissenschafter“, wie er es behauptete? Schon bei seiner Diplomprüfung oder dem Rigorosum hätte man ihm drei grundlegende Fragen zum Thema Marxismus stellen müssen, um diese Kompetenz zu überprüfen.

An einem Institut für Volkswirtschaft wäre die erforderliche Kenntnis wohl vorhanden gewesen, um eine solche Frage über Marxismus als wissenschaftliche Methode zu stellen, da dort die Auseinandersetzung mit marxistischer Wirtschaftstheorie jedenfalls  zu den Grundlagen zählen muss.

Sogar an der Vienna Business School des Fonds der Wiener Kaufmannschaft, die ich einst besuchte, wurden im Fach Volkswirtschaft diese Grundlagen der marxistischen Theorie vorgetragen. In jener Zeit war Nationalökonomie eines meiner bevorzugten Fächer.

Es wäre deshalb keinesfalls unanständig gewesen, wenn man an der Universität Wien die Kenntnisse eines Dozenten für “marxistische Theatertheorie“ auch tatsächlich überprüft. Es könnte ansonsten geschehen, dass in der Dissertation nur wirres Geschwätz zu finden ist, das in der Fachbibliothek unbeachtet aufbewahrt wird.

Doch die Probleme an der Universität Wien liegen noch tiefer. Du schriebst mir in Deinem letzten Brief, dass Du befürchtest, man könnte Dich einen „Ehemaligen“ nennen. Wie kann man eine solche Aussage verstehen? Etwa da Du mit der „Realität im religiösen Theater des Mittelalters“ noch Wert auf eine anständige Habilitation legtest, im Unterschied zu den Sitten, die jetzt im Wissenschaftsbetrieb vorherrschen? 

Zelle der RAF in Wien

Wer sind denn die Kritiker, die Dich einen „Ehemaligen“ nennen wollen?  Sind das Leute, die in einem Naheverhältnis zur RAF stehen oder dieser Gruppe sogar angehörten?

Es ist hinreichend bekannt, dass in den siebziger Jahren am Institut für Theaterwissenschaft in Wien ein Problem mit einer Zelle der RAF bestand, die eine Gruppe Studierender damals bildete. Der österreichische Industrielle Palmers wurde von Mitgliedern dieser RAF-Gruppe noch am 9. November 1977 entführt, somit nur drei Wochen nach der Ermordung von  Hans-Martin Schleyer, des deutschen Präsidenten des Arbeitgeberverbandes, der am 19. Oktober 1977 tot aufgefunden wurde.

Die österreichisch RAF-Zelle wollte damals offenbar ein Zeichen setzen. Man nahm an, dass das Ende der Terrorgruppe bereits eingeläutet wurde, nach der Befreiung der Passagiere des entführten Flugzeugs in Mogadischu. Doch die RAF-Zelle in Wien machte weiter. Einige Mitglieder der RAF dürften damals Unterschlupf in Wien gefunden haben.

Es waren zwei Studenten am Institut für Theaterwissenschaft der Universität Wien, Othmar Keplinger und Thomas Gratt, die später als Entführer des Industriellen Palmers verhaftet wurden. Doch es waren zwei junge Studenten. Es dürfte wohl unbestritten sein, dass im Hintergrund wesentlich erfahrenere Leute diese Operation vorbereiteten, die seit Jahren Studenten am Institut waren, die dafür Strukturen  schon seit Beginn der siebziger Jahre aufbauten. Zu diesem Zeitpunkt gingen Keplinger und Gratt noch in die Schule.

Die Strategen der RAF im Hintergrund wurden nicht ausgeforscht. Sie konnten ihre Tätigkeit weiter fortsetzen. Auf dem „langen Marsch durch die Institutionen“. Bei genauerer Untersuchung entsteht der zwangsläufige Eindruck, dass Mitglieder der österreichischen RAF-Zelle sich etablieren und später sogar das Institut für Theaterwissenschaft übernehmen konnten.

Die Dozentin und der Palmers-Entführer

Da war eine Assistentin am Institut tätig, die mit einer Gruppe später das Projekt „Fatzer“ durchführte, das auch in einer Publikation dokumentiert wurde. Diese Assistentin zeigte mehrfach, dass Sie den Palmers-Entführer Keplinger gut kannte, den sie „Othmar“ nannte.  Keplinger wurde 1958 geboren, die Fatzer-Dozentin 1949. Sie war damit zum Zeitpunkt der Entführung des Industriellen Palmers schon rund zehn Jahre als Studentin am Institut für Theaterwissenschaft, Keplinger hingegen gerade ein Frischling im Alter von 19 Jahren.

Der neunzehnjährige Keplinger konnte wohl  kaum den Ton vorgeben, in der RAF-Zelle am Institut für Theaterwissenschaft. Und woher kannte ihn die Fatzer-Dozentin so gut? Keplinger ging 1977 ins Gefängnis. Als er 1982 als Student ans Institut zurückkehrte, da wurde er von der Fatzer-Dozentin in einer Vorlesung gleich herzlich mit „Othmar“ angesprochen. Die Bekanntschaft muss bereits vor der Zeit im Gefängnis begonnen haben, zwischen dem neunzehnjährigen Studienanfänger und der Fatzer-Dozentin, die 1977 bereits erfahren auftreten konnte, war sie doch schon 28 Jahre alt.

Auch die Wahl der Zielperson wird kaum die Entscheidung von Keplinger gewesen sein. Der Plan zur Entführung muss in einer RAF-Zelle am Institut für Theaterwissenschaft debattiert und ausgeheckt worden sein.   

Palmers wirkte sehr sympathisch, seine Entführung kann in der Öffentlichkeit keinesfalls Sympathien auslösen. Warum wurde Palmers dennoch entführt? Er war der Besitzer einer Ladenkette für Unterwäsche, die in jener Zeit eher bieder angelegt war. Nur eine radikale Feministin kann auf die Idee kommen, ausgerechnet Palmers als Zielperson zu bestimmen, weil sie den Anblick der Unterwäsche in den Auslagen der Geschäfte psychisch nicht mehr verkraftete.


Im Stil der Kassiber

Was wurde im Projekt „Fatzer“ gezeigt? Bei dem Projekt führten Studenten miteinander insbesondere einen Briefwechsel, der im Stil deutlich die Kassiberbriefe imitierte, die die prominenten Führer der RAF im Gefängnis Stammheim sich schrieben. Ebenfalls mit wirren Ideen und seitenlangem Gedusel über persönliche Befindlichkeiten.

Diese Kassiberbriefe der RAF wurden veröffentlicht, man kann den Stil also mit den Schreiben der Fatzer-Gruppe in Wien vergleichen.  Die Ähnlichkeit ist nur erklärbar, wenn die Kassiber der RAF den Betreibern des Projekts „Fatzer“ bekannt waren und als Vorlage dienten.

Für das Projekt „Fatzer“ wurden alle Räume des Instituts für Theaterwissenschaft eine Woche lang von dieser Studentengruppe besetzt, nämlich in den Nächten, jeweils von 20 Uhr abends bis 6 Uhr früh, während die Hauptpforte der Batthyanystiege in der Wiener Hofburg fest verschlossen blieb, gleich neben der Michaelerkuppel, wo das Institut für Theaterwissenschaft eingerichtet wurde. Was wurde in diesen langen Nächten am Institut getrieben und ausgespäht?

Langer Marsch durch das Institut

Später schaffte es diese Assistentin, die das Projekt „Fatzer“ durchführte, mit ihrer Habilitation, die aus einer Aneinanderreihung von Textstellen besteht, ohne eine eigenständige wissenschaftliche Forschungsleistung auszuweisen, bis zur Professur, ja sie wirkte sogar als Vorstand des Instituts.

Da könnten ihre Gesinnungsgenossen ihr gefolgt sein, lustig den Einzug ins Institut betreibend. Erwähnt sei ein Assistent, der seine Dissertation über „Das Theater der Hölle verschwindet im Dunkel“ schrieb, in der er Delinquenz und „Strafvollzugsideologien“ darstellen wollte. Er beschäftigte auch ausführlich sich mit Foltermethoden.  Er wurde 1957 geboren, ist somit ein Jahr älter als Othmar Keplinger.

In der Institutszeitschrift „Maske und Kothurn“ veröffentlichte er einen Beitrag, für den er am Ende einen Satz malte, wie in einer Art von Zierleiste:
„Napalm auf Vietnam“.

Der Satz steht völlig zusammenhanglos am Ende seines Textes. Offenbar als Provokation gemeint, mit der er zeigen wollte, dass er für den Vietkong ist, wie es unter Anhängern der RAF durchaus üblich ist. Die Zierleiste kann wohl nur als ein Code zu verstehen sein, mit dem er seinen Gesinnungsgenossen zeigte, dass mit ihm weiterhin zu rechnen sei, auch wenn er eine Funktion am Institut für Theaterwissenschaft übernahm. Schließlich erreichte er die Professur mit einer Habilitation, in der er sich vor allem für die Taten des Grafen Dracula, recht unreflektiert, interessierte. In seiner Kurzbiographie nennt er sich jetzt „Vampirismusexperte am Institut für Theaterwissenschaft“.

Sogar wenn man die Auffassung vertritt, dass eine Ausbildung für Medienberufe am Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft nicht vorgesehen oder nicht erwünscht sei, so bleibt doch die Frage berechtigt, ob eine solch triviale Beschäftigung mit Kulturphänomenen tatsächlich als Cultural Studies verkauft werden darf. Damit wird weder Erkenntnis für Studierende, noch gesellschaftliche Relevanz gegeben.

Statt des Experten für Vampirismus, der mit einer kritischen Darstellung von „Strafvollzugsideologien“, nach der Verhaftung der Palmers-Entführer, seine wissenschaftliche Laufbahn startete, hätte man einen anderen Forscher ans Institut binden können. Nämlich Thomas Kirchner, der schon in der Ägide von Margret Dietrich als Lektor und ernsthafter Forscher am Institut wirkte. Schon damals, mit rund 30 Jahren, ein Experte für Ästhetik und das Theater des Mittelalters. Seine Dissertation widmete er der „Raumerfahrung im geistlichen Spiel des Mittelalters“.


Doktorwürden für die Entführer


Thomas Kirchner verschwand vom Institut für Theaterwissenschaft in Wien. Doch Othmar Keplinger, der Palmers-Entführer, durfte sein Studium am Institut abschließen. Mit einer Dissertation über den französischen Film „La maman et la putain“.

Ich wirkte damals als Tutor am Institut und betreute Studierende bei der „Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten“. Die Fatzer-Professorin erzählte mir, es waren zwei weitere Kolleginnen und ein Kollege anwesend, sichtlich beglückt, dass „Othmar“ jetzt an einer Dissertation schreibe, über den Film von Jean Eustache.

Der Film ist ein interessantes Kunstwerk und soll dadurch nicht in Misskredit geraten. Doch gibt es darin eine Szene, in der der Hauptdarsteller ausführlich über einen Angriff mit Tränengas berichtet, der dazu führte, dass die Mitglieder einer Gruppe „sehr weinen mussten“.  Man muss deshalb annehmen, dass Keplinger den Film als einen Code nahm, für die Mitglieder der RAF-Gruppe.

Es gibt Mängel in Dissertationen und Habilitationen, die zu überprüfen sind. Es bleibt aber eine weitere Frage. Was soll geschehen, wenn kriminelle Vorfälle gegeben sind, die die Ehre der Universität beschädigen? Hätte Keplinger nicht sofort von der Universität Wien relegiert werden müssen, nachdem er einen Industriellen entführte. Ansonsten wird wohl die Reputation des Instituts und der gesamten Universität Wien gefährdet.

Dies gilt nicht nur für die Mitglieder der RAF, sondern in gleicher Weise für alle Verbrechen und kriminellen Vorfälle. Der Promotionseid soll eine korrekte Ausübung der Tätigkeit des Akademikers absichern.  Doch kann von einem solchen Verständnis längst keine Rede mehr sein.

Katastrophe am Juridicum

Es ist bekannt, dass auch am Juridicum der Universität Wien schwere Vorfälle gegeben sind. Rechtsanwälte und Richter, die dort den Doktorgrad erlangten, verhalten sich nicht in der Weise, der von diesem Berufsstand erwartet wird, nämlich korrekt und den Grundrechten ehrbar verpflichtet.

Als Sachwalter führen sie wilde Plünderungen bei unbescholtenen Bürgern durch und übernehmen ungerechtfertigt das gesamte Vermögen. Gemeinsam mit Richtern, die Amtsmissbrauch begehen und Entscheidungen willkürlich treffen, damit diese Enteignungen durchgeführt werden.

Dabei handelt es sich eindeutig um Vergehen im Zusammenhang mit der beruflichen Tätigkeit, die auf Grundlage der akademischen Ausbildung durchgeführt wird. Damit wird der Promotionseid deutlich gebrochen. In solchen Fällen muss fraglos der Doktorgrad aberkannt werden, damit die Würde der Universität gewahrt und geschützt wird.

Wie will die Universität Wien darauf reagieren? Wird eine Kommission eingesetzt, nach dem Vorbild der Freien Universität Berlin, um die Vorfälle zu untersuchen. Oder will man in Österreich auf das letzte Residuum von Reputation endgültig verzichten?

Deine diesbezügliche Erklärung würde mich interessieren. In diesem Sinne verbleibe ich

mit freundlichen Grüßen
Johannes


From„Prof. Wolfgang Greisenegger“ <@univie.>
ToJohannes Schuetz <@media …>
SubjectRe: Korrespondenz als kleine Glosse
DateApr 11, 2021 15:05 PST
   
   

Lieber Johannes,

mach wie Du es für gut befindest. Lass mich´s nur wissen, was Du vorhast. So knapp und treffsicher wie (irgend) möglich.

Ehemaliger Rektor der Universität Wien:
„Ehemalige“ werfen braune Schatten, die mir nicht stehen.

„Kleine Glossen“ oder „Grantige Zwischenrufe“ würde genügen.
Allerdings: auch für diese Art von Zwischenrufen gibt es in Österreich bedeutende Groß-Väter und freche Enkel. Granteln aus dem Souffleurkasten bringt wenig. Beim Herumfackeln ist die Gefahr, nur die Finger zu versengen, nicht zu unterschätzen.

Also: Wolfgang Geisenegger: (Ein) Zwischenruf 

Der Rektor hat da eigentlich nichts zu suchen, da es nicht um Universitätsangelegenheiten geht.   

Herzlich Wolfgang


Wolfgang Greisenegger war Ordinarius für Theaterwissenschaft an der Universität Wien. Seine Habilitation „Die Realität im religiösen Theater des Mittelalters“ gilt als Standardwerk. Von 1984–1988 Präsident der International Federation for Theatre Research (IFTR). Von 2001 bis 2011 Präsident des P.E.N.-Club Österreich.  Greisenegger wirkte als Dekan an der Grund- und Integrativwissenschaftlichen Fakultät und schließlich als Rektor der Universität Wien.

Johannes Schütz war Theaterkritiker für das Kulturmagazin zyklus-report (Salzburg). Veröffentlichte Essays über Medienthemen als Gastautor im Feuilleton Spectrum der Tageszeitung Die Presse (Buch versus Fernsehen, Modelle der Medienpartizipation in Deutschland). Projektleiter für „Fachtutorien Theaterwissenschaft“ (bei Univ.-Prof. Paul Stefanek). Feldbibliograph für die International Bibliography of Theatre (IBT). Danach Mitarbeiter am Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft der Universität Wien.  Zu Beginn dieser Tätigkeit veröffentlichte er in der Institutszeitschrift „Maske und Kothurn“ den Beitrag:
Affirmative Kulturindustrie und neue Volkskultur als Kontrahenten in der Nachfolge eines bürgerlichen Kunstbegriffs. In: Maske und Kothurn, Jg. 32, H. 3-4, S. 61–84.
Im Rahmen seiner bibliographischen Tätigkeit sichtete er mehr als tausend Abschlussarbeiten des Instituts. Als Lehrbeauftragter betreute er Studierende mit der „Einführung in die Bibliographie, Quellenkunde und Dokumentation des Theaters“. Nach einer Auseinandersetzung mit der neuen Führungsschicht nahm er seinen Abschied vom Institut für Theaterwissenschaft.


Link:

Ein paar kleine Glossen mit Wolfgang Greisenegger
(Tabula Rasa, 7. 4. 2021)

Über Johannes Schütz 100 Artikel
Johannes Schütz ist Medienwissenschafter und Publizist. Veröffentlichungen u. a. Tabula Rasa Magazin, The European, Huffington Post, FAZ, Der Standard (Album), Die Presse (Spectrum), Medienfachzeitschrift Extradienst. Projektleiter bei der Konzeption des Community TV Wien, das seit 2005 auf Sendung ist. Projektleiter für ein Twin-City-TV Wien-Bratislava in Kooperation mit dem Institut für Journalistik der Universität Bratislava. War Lehrbeauftragter an der Universitat Wien (Forschungsgebiete: Bibliographie, Recherchetechniken, Medienkompetenz, Community-TV). Schreibt jetzt insbesondere über die Verletzung von Grundrechten. Homepage: www.journalist.tel