Verleihung der Bernd Burgemeister Fernsehpreise beim FILMFEST MÜNCHEN

Bester Fernsehfilm: „Die Nichte des Polizisten“, Beste Serie: „Oktoberfest 1905“

42. FILMFEST MÜNCHEN: Wir feiern Film in all seinen Facetten!

Pressemitteilung – Gestern Abend wurden im Gloria Palast bereits zum 30. Mal die renommierten Bernd Burgemeister Fernsehpreise für herausragende, produzentische Leistungen verliehen. Die dreiköpfige Jury unter dem Vorsitz von Dagmar Rosenbauer (freie Produzentin), Maren Knieling (Florida Film) sowie Katrin Weikart (Syrreal Cats) zeichnete Produzentin Gabriela Sperl und Produzent Benjamin Benedict (W&B Television GmbH) für den Thriller „Die Nichte des Polizisten“ mit Magdalena Laubisch in der Hauptrolle als besten Fernsehfilm aus. Die für den besten Mehrteiler/Serie ausgelobte Trophäe ging an die Produzenten Michael Souvignier, Till Derenbach und Alexis von Wittgenstein (Zeitsprung Pictures GmbH und Violet Pictures GmbH) für die Historien-Serie „Oktoberfest 1905“ u.a. mit Martina Gedeck, Lisa Maria Potthoff, BrigitteHobmeier und Mišel Matičević.

Bester Fernsehfilm: „Die Nichte des Polizisten“ – Angelehnt an den Mord an der Polizistin Michèle Kiesewetter 2007 in Heilbronn erzählt der Polizei-Thriller von der Welt junger Polizistinnen und Polizisten, die bei ihrem Einsatz für die demokratische Gesellschaft auf fatale Weise mit organisierter Kriminalität und rechtsextremen Tendenzen in der Polizei konfrontiert werden.

Produktion: Gabriela Sperl, Benjamin Benedict, Mimi Klein (ausführende Produzentin) von W&B Television GmbH für SWR und NDR
Regie: Dustin Loose
Cast: u.a.m. Magdalena Laubisch, Max von der Groeben, Thorsten Merten, Sina Henschel und Jonathan Berlin
Drehbuch: Rolf Basedow, Nicole Armbruster, Gabriela Sperl

Die Jury meint: „Wir alle hier im Saal wissen, was ein Produzent, eine Produzentin können müssen: Projekte entwickeln, sie finanzieren, bei Sendern und Förderungen unterbringen. Kreativität und Produktionsrealität zusammenzuführen. Aber da gibt es noch mehr, nämlich Leidenschaft, Ausdauer und Hartnäckigkeit, den Mut, einen Stoff zu verfolgen, auch auf die Gefahr hin, mögliche Produktionspartner genau damit zu nerven. Nur, wenn man für eine Geschichte brennt, sie unbedingt erzählen möchte, wenn man hartnäckig bleibt, lassen sich auch andere dafür gewinnen. Im Jahr 2024 die Sender SWR und NDR zu überzeugen, eine wahre Geschichte in Auftrag zu geben, die 17 Jahre zurückliegt und die – auch in der Presse- immer ein Randthema war, ist eine produzentische Leistung. Nicht die einzige in diesem gut gemachten, aufwändig produzierten Film, der von erschreckender Aktualität ist. Es geht um den Mord an der jungen Polizistin Michèle Kiesewetter im Jahr 2007 in Heilbronn. Die Tat ist bis heute nicht aufgeklärt. Seit vielen Jahren heißt es, die Mörder seien Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt, also der NSU. Vieles spricht dafür, aber bis heute ist nichts bewiesen. Sollten Sie jetzt meinen, dass dieses Thema in den letzten Jahren doch erschöpfend behandelt worden sei, dann müssen Sie diesen spannenden Film in der Regie von Dustin Loose sehen. Die Jury jedenfalls ist der Meinung, noch nie eine so präzise und unter die Haut gehende Darstellung der Ausbildung junger Polizisten und Polizistinnen in Deutschland gesehen zu haben. Für ihre Angehörigen und Freunde könnte dieser Film ein Trost sein: endlich steht das Schicksal von Michèle Kiesewetter im Mittelpunkt, endlich wird sie
wahrgenommen und respektiert.“

Bester Mehrteiler/Serie: „Oktoberfest 1905“ – Fünf Jahre nach der ersten Staffel geht es weiter mit dem Kampf der Brauerei-Clans Hofliner-Prank. Curt Prank verfolgt ehrgeizige Ziele, die seinen Schwiegersohn Roman vor den Kopf stoßen. Zudem droht der Familie ein neuer Konkurrent. Romans Mutter wird in der Psychiatrie festgehalten und Colina beginnt nach ihrer Haftstrafe ein neues Leben als Sängerin im Wirtshaus „Deutsche Eiche“.

Produktion: Michael Souvignier und Till Derenbach von Zeitsprung Pictures GmbH sowie Alexis von Wittgenstein von Violet Pictures GmbH für BR, ARD Degeto Film und MDR
Regie: Stephan Lacant
Cast: Klaus Steinbacher, Mercedes Müller, Mišel Matičević, Martina Gedeck, Brigitte Hobmeier und Lisa Maria Potthoff
Drehbuch: Ronny Schalk (Head-Autor), Dirk Eisfeld, Dani Merkel, Benjamin Sailer

„Fünf Jahre nach dem erfolgreichen Start der ersten Staffel ist es den Produzenten Michael Souvignier, Till Derenbach sowie Alexis von Wittgenstein gelungen, die vielfach gelobte Serie „Oktoberfest“ in eine zweite Staffel zu führen – und das mit beeindruckender Konsequenz, Qualität und inhaltlicher Tiefe. Eine solche Leistung verdient große Anerkennung – nicht nur, weil es in der heutigen Produktionsrealität alles andere als selbstverständlich ist, eine ambitionierte historische Serie über Jahre hinweg zu entwickeln, sondern auch, weil es dem Team gelungen ist, erneut eine erzählerisch wie visuell überzeugende Staffel mit vier Folgen auf die Beine zu stellen“, so die Jury. „Fünf Spieljahre sind auch seit Staffel eins vergangen. Statt Kutschen fahren nun erste Automobile auf den Straßen Münchens. Head-Autor Ronny Schalk schafft es eine packende, fiktive Geschichte zu kreieren, die hochaktuelle gesellschaftliche Themen verhandelt: den Kampf um gesellschaftliche Akzeptanz gleichgeschlechtlicher Beziehungen, die Rolle der Frau im patriarchalen Machtgefüge oder die zerstörerischen Dynamiken eines ungezügelten Kapitalismus. Diese Inhalte werden erneut getragen von einem hochkarätigen, populären Cast und in Szene gesetzt von Regisseur Stephan Lacant, dessen Bildsprache und Inszenierung die erzählerische Kraft der Serie kongenial unterstützen. Gedreht wurde in Bayern, Nordrhein-Westfalen und Belgien – ein logistisches und finanzielles Unterfangen, das in der heutigen volatilen Situation der Branche zudem eine besondere produzentische Leistung darstellt. Es braucht Mut, Ausdauer, Leidenschaft und strategisches Geschick, um ein solches Projekt durch alle Hürden der Finanzierung, Besetzung und Umsetzung gemeinsam mit der Redaktion und sämtlichen Partnern zu steuern.“

Insgesamt gingen 16 Produktionen ins Rennen um die renommierte Auszeichnung. „Mit diesem Preis stellen wir die herausragende Arbeit der Produzentinnen und Produzenten ganz bewusst ins Rampenlicht – aber vor allem belohnen wir ihren unternehmerischen Mut“, betonte Dr. Albrecht Bischoffshausen, Geschäftsführer der VFF. „Wir dürfen nicht vergessen, dass Produktionsfirmen wirtschaftlich immer wieder volles Risiko gehen müssen. Es drohen Finanzierungslücken, Überschreitungen und letztlich auch Insolvenzen. Angesichts einer nach wie vor herausfordernden Auftragslage – in politisch und wirtschaftlich sehr unruhigen Zeiten, angesichts weiterhin ungewisser Beitragsanpassung von ARD und ZDF und einer schwierigen gesamtwirtschaftlichen Lage – lässt sich für Produzentinnen und Produzenten mehr denn je sagen: Ohne ihre Innovationskraft, ihr organisatorisches und kommunikatives Geschick, ihren Durchhaltewillen, ihre Beharrlichkeit und Leidenschaft, und auch ihren Mut – gäbe es viele Filmwerke, die unser aller Leben bereichern, nicht. Dazu kommen noch rasant voranschreitende technische Entwicklungen, KI und Cloud, die die wirtschaftliche Basis der Filmbranche zusätzlich massiv erschüttern. Und aus diesen Gründen stehen wir als VFF verlässlich als Partner für beide Seiten, Produktionsfirmen und Sender, um faire Lösungen zu finden und vor allem gemeinsam neue Perspektiven zu schaffen.“

Nach der Verleihung, die von Hubertus Meyer-Burckhardt moderiert wurde, und den Screenings trafen sich die Preisträgerinnen und Preisträger mit weiteren namhaften Gästen der deutschen Film- und Fernsehbranche beim Get-together im Hotel Bayerischer Hof.

 

ZUM BERND BURGEMEISTER FERNSEHPREIS:
Der Bernd Burgemeister Fernsehpreis wird jedes Jahr im Rahmen des FILMFEST MÜNCHEN an Produzentinnen und Produzenten des besten Fernsehfilms sowie auch für den besten Mehrteiler/Serie aus der Reihe Neues Deutsches Fernsehen verliehen. Entschieden wird von einer dreiköpfigen Jury. Beide Preise sind mit 25.000 Euro dotiert. Gestiftet wird der Preis von der VFF Verwertungsgesellschaft der Film- und Fernsehproduzenten mbH. Erstmals wurde die Auszeichnung 1996 vergeben. Namensgeber ist der 2008 verstorbene deutsche Filmproduzent Bernd Burgemeister.

Finanzen

Über Autor kein 3596 Artikel
Hier finden Sie viele Texte, die unsere Redaktion für Sie ausgewählt hat. Manche Autoren genießen die Freiheit, ohne Nennung ihres eigenen Namens Debatten anzustoßen.