Wem Gott die rechte Gunst erweisen will

Ein Gespräch mit dem Benediktinerabt Rhabanus Petri über die Motivation der singenden Geistlichen

Anfang März erklingt das Lob Gottes im Großbunker – 500 Meter unter der Erde im Erlebnis Bergwerk Merkers. Davor wird das in der Popversion von Kirchenliedern gesungene Gottvertrauen neun Mal in Kirchen zu hören sein. Mitte März folgt noch das Kultur- und Kongressforum in Altötting, ehe wieder eine Kirche den Abschluss der diesjährigen Tour mit 20 Stationen quer durch Deutschland bildet. „Seid ihr wirklich echt?“ ist eine der häufigsten Fragen, mit denen sich die Benediktinermönche Abt Rhabanus Petri und Pater Vianney Meister sowie der Wiener Pfarrer Andreas Schätzle vor oder nach ihren Auftritten konfrontiert sehen. Wenn die Geistlichen dann diese Frage bejahen und von ihrer Freude an ihrem ungewöhnlichen Gottesdienst in der Form verpopt gesungener Kirchenlieder berichten, „ernten wir sehr viel Offenheit und Sympathie“, so Abt Rhabanus. Immer wieder zeigten sich Menschen überrascht, dass sich Kirche auch auf diese Weise präsentiere. „Wir stoßen gerade bei Menschen ohne kirchliche Sozialisation auf sehr viel Neugier und Interesse an Kirche und unseren eigenen Lebensformen.“
Das Gespräch mit ihren Zuhörern gehört für die drei Geistlichen zum Pflichtprogramm nach ihren meist sehr gut besuchten und mitunter ausverkauften Konzerten. „Wir wollen mit unseren Liedern eine Brücke zu den Menschen schlagen, und darüber wollen wir auch so gut es eben geht, mit ihnen in den Dialog kommen“, so der Abt aus dem niederbayrischen Benediktinerkloster Schweiklberg. Zwar seien es vielfach nur flüchtige Begegnungen, aber eben Begegnungen und Erlebnisse, „die uns spüren lassen, dass wir die Menschen erreichen und ihr Herz berühren können“, berichtet der 49 Jahre alte Mönch. Da war der junge Kaplan, der die ungewöhnlichen Vertonungen bekannter Kirchenlieder und Messtexte für die Kommunion- und Firmkatechese einsetzt. Oder der Lateinlehrer, der die Texte für seinen Unterricht einsetzt. Oder die Religionslehrerin, die einfach erst einmal einige Lieder zum Beginn des Unterrichts abspielt. Oder der junge Familienvater, der um die Taufe seines Kindes bittet. Oder auch die Kirchenmusiker, die ihrer Kritik an dieser Art Vertonungen freien Lauf lassen. „Das ist doch völlig legitim“, sieht es Abt Rhabanus gelassen. „Es allen Recht zu machen, ist eine Kunst, die niemand beherrscht.“
Im vergangenen Jahr stürmten die drei Priester mit ihrer CD „Rex Gloriae“ die Hitlisten. Neben einer ersten Tournee mit zwölf Konzerten folgten Auftritte in zahlreichen Zeitungen, Radiostudios und Fernsehsendern. Über eine Million Tonträger wurden in Deutschland, über 100 000 in Österreich verkauft – für beide Länder wurde den Gottesmännern eine Goldene CD überreicht. Ihr spezielles Musikprojekt verbinden sie zudem mit der Unterstützung von karitativen Einrichtungen in Tansania und Südafrika. Nun haben sie Ende des vergangenen Jahres mit der CD „Spiritus Dei“ und einer speziellen Weihnachtsedition nachgelegt. „Für uns ist das ein Stück Verkündigung, damit stehen wir für Gott und unsere Kirche ein“, unterstreicht der Abt und verhehlt nicht, dass dieses Programm durchaus auch viele physische und psychische Kraft kostet. „Wir müssen dies ja wohl dosiert mit unseren eigentlichen Aufgaben vereinbaren und dann auch die entsprechende Konzentration aufbringen.“
Die Erfahrungen, wie sie für viele Menschen – insbesondere für diejenigen, die spirituell unterwegs und auf der Suche seien – eine Kraftquelle sein könnten, sei für sie selbst eine Kraftquelle. „Im Gesang erheben wir uns zu Gott“, fasst Abt Rhabanus zusammen und unterstreicht, dass mit den Liedern, die klassische Kirchenmusik mit moderner Popmusik verbinden, Emotionen wie Hoffnung, Trost, Zuversicht, Begeisterung, Freude ausgelöst werden. „Alle Gefühle und Sinne, die uns der Herrgott gegeben hat, um seine Schöpfung zu erleben, wollen wir ansprechen und unseren Glauben erlebbar machen.“ Für den Missionsbenediktiner, der längere Reisen ohnehin gewohnt ist, gehört dann eben auch mal eine konzertante Kirchentour dazu. Wie heißt es doch in einem bekannten Song des Liedermachers Reinhard Mey: „Wem Gott die rechte Gunst erweisen will, den schickt er einfach auf Tournee.“

Über Constantin Graf von Hoensbroech 74 Artikel
Constantin Graf von Hoensbroech absolvierte nach dem Studium ein Zeitungsvolontariat über das "Institut zur Förderung publizistischen Nachwuchses - ifp". Nach Stationen in kirchlichen Medien war er u. a. Chefredakteur von "20 Minuten Köln", Redaktionsleiter Rhein-Kreis-Neuss bei der "Westdeutschen Zeitung", Ressortleiter Online bei "Cicero" sowie stellvertretender Pressesprecher der Industrie- und Handelskammer zu Köln. Seit März 2011 ist er Mitarbeiter der Unternehmenskommunikation der Rheinland Raffinerie der Shell Deutschland Oil GmbH.

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