Prunkstücke im Palais Leuchtenberg

Eugène de Beauharnais

Die Leuchtenberg 1: eine massige, trutzige Burgruine auf einer Bergkuppe im Oberpfälzer Wald, ehemals Sitz mächtiger Landgrafen, die dem Pariser Stiefsohn Napoleons Eugène de Beauharnais (1781 – 1824) ihren Namen gaben. Die Leuchtenberg 2: bayerische Herzöge. Der erste und zugleich berühmteste: jener Beauharnais, Vizekönig von Italien. Nach Napoleons Sturz zog es ihn nach Bayern. Dass er ein Herzog von Leuchtenberg wurde, verdankte er Max Joseph, der alles Französische überaus liebte. Der König ließ für Beauharnais ein ungemein stattliches Palais am Münchner Odeonsplatz bauen. Architekt: Leo von Klenze. Bauherren: Eugène de Beauharnais und Gattin Auguste Amalie, Tochter des Königs Maximilian I. und Schwester König Ludwigs I.
Feierlich war die Grundsteinlegung am 11. Oktober 1817 vor dem ehemaligen Schwabinger Tor. Vier Jahre Bauzeit. Fertiggestellt war der damals größte, imposanteste Residenzstadt-Palast, tatsächlich 1821. Noch drei Lebensjahre waren dem Eigentümer vergönnt – im besten Mannesalter starb er nach mehreren Schlaganfällen. Seine schöne Gattin überlebte ihn um ein gutes Vierteljahrhundert. Sie zog sich ins Sommerrefugium nach Ismaning zurück. Das Schloss hatte sich ihr Mann zuerst, bevor er nach Eichstätt ging, errichten lassen. Doch es kam viel passender für ihn: Er bezog das nach ihm benannte Palais am Odeonsplatz, gegenüber der königlichen Residenz, neben der Theatinerkirche. Das Palais Leuchtenberg, Klenzes frühes Meisterwerk am Beginn der „Ludwigstraße“, war das größte Adelspalais seiner Zeit.

Wer das Gebäude heute betritt, befindet sich im Bayerischen Finanzministerium. Keine rauschenden Feste mehr wie damals, als es hier 250 prachtvoll eingerichtete Zimmer gab, ein Theater, einen Tanzsaal, ein Billardzimmer, eine Gemäldegalerie mit Werken von Raphael, Rubens, Velasquez, Van Dyck und Canova, sondern nur noch nüchterne Amtsstuben, entstanden zwischen 1963 und 1967. Im breiten Entree: eine Jubiläumsschau zu „200 Jahre Herzöge von Leuchtenberg“. Bei den in Vitrinen ausliegenden Exponaten und Fotos kann sie nur den matten Abglanz des einstigen Prunk-Inventars wiedergeben. Es gelang, so der Gratis-Flyer, „über 100 verborgene Stücke aus den Depots öffentlicher und privater Sammlungen zusammenzutragen, … meist kleine, aber feine Stücke, nicht die großen, aber sicher das ein oder andere Highlight, das es noch nie in die Öffentlichkeit geschafft hat“ – Objekte aus den Leuchtenberg-Residenzen München, Eichstätt, Stein an der Traun und Seeon.

Zeitgenössische Porträts, Landkarten und Gemälde sind zu sehen, Heraldisches und Militaria, Kuriosa, Seeoner Schützenscheiben und ein noch heute „ausgeschossener“ Schützenpokal, Erinnerungsfotos, Handzeichnungen, Gläser, Geschirr, Zaumzeug, Waffen, eine Reisetruhe. Reste der mal bedeutenden herzoglichen Mineraliensammlung, ausgestopfte Vögel (Wapperl: „H.v.L.“) aus der Zoologischen Staatssammlung mögen Petrefakten- bzw. Tierpräparate-Liebhaber anziehen. Aufschlussreich: die Schautafeln mit dem imposanten Leuchtenberg-Stammbaum, den Leuchtenberg-Residenzen Bayerns und der Entwicklung des Leuchtenberg-Palais vom Adelspalast zum Finanzministerium. Wer Zeit hat, sieht sich einen kurzen Dokumentations-Film zum Herzoghaus Leuchtenberg an.

Die bis 31. März geöffnete Ausstellung des Freundeskreises Leuchtenberg ist, bis sie an andere Residenzorte weiterwandert – eine Station ist wohl auch Seeon – werktäglich von 8 bis 17 Uhr bei freiem Eintritt zugänglich. Um Voranmeldung per Telefon 089 / 23062359 oder Email an referat27@stmflh.bayern.de wird gebeten. Der Personalausweis ist mitzubringen.
Foto (Hans Gärtner)

Kurz vor dem frühen Tod des abgebildeten Herzogs von Leuchtenberg Eugène de Beauharnais 1824 entstand dieses heute in Privatbesitz befindliche Porträt eines unbekannten Künstlers.

Finanzen

Über Hans Gärtner 456 Artikel
Prof. Dr. Hans Gärtner, Heimat I: Böhmen (Reichenberg, 1939), Heimat II: Brandenburg (nach Vertreibung, `45 – `48), Heimat III: Südostbayern (nach Flucht, seit `48), Abi in Freising, Studium I (Lehrer, 5 J. Schuldienst), Wiss. Ass. (PH München), Studium II (Päd., Psych., Theo., German., LMU, Dr. phil. `70), PH-Dozent, Univ.-Prof. (seit `80) für Grundschul-Päd., Lehrstuhl Kath. Univ. Eichstätt (bis `97). Publikationen: Schul- u. Fachbücher (Leseerziehung), Kulturgeschichtliche Monographien, Essays, Kindertexte, Feuilletons.

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