„97 Prozent können nicht irren“ – Die grosse CO2-Saga

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Im Jahr 1998 rekonstruiert Michael Mann et al. in einer Grafik die Temperatur der letzten tausend Jahre anhand von Baumringen, Eiskernen, Korallen und anderen Aufzeichnungen. Die Graphik stellt die mittelalterliche Entwicklung der globalen Durchschnittstemperatur als durchgehend leicht abfallend dar und hebt einen Temperaturanstieg ab 1850 als außergewöhnlich rasch hervor. Sie wird als „Hockeyschläger“ bezeichnet, weil die flache Temperaturlinie des letzten Jahrtausends wie der Schaft eines Hockeyschlägers wirkt, das steil ansteigende Ende (ab 1850) wie dessen Kelle („Weltklimarat“, IPCC AR3, WGI, Abb. S. 134).

Bekannt wurde das Hockeyschläger-Diagramm durch die Verknüpfung von Erderwärmung und  CO2-Anteil in der Atmosphäre. Das Diagramm zeigt eine Erhöhung des CO2-Anteils innerhalb von 150 Jahren um 125 ppm, also um 125 CO2-Teilchen in einer Million Teilchen atmosphärischer Gase. Beide Kurven, die der Erderwärmung und die des CO2-Anstieges, laufen seit etwa 1850 in etwa parallel. Ob es eine kausale Interaktion zwischen beiden Parametern gibt, wer im Falle einer wechselweisen Interaktion wen beeinflusst, blieb offen. Es wurde einfach behauptet, der CO2-Anstieg bewirke einen Anstieg der Erdtemperatur. Und dieser Anstieg habe menschliche Ursachen.

Das Diagramm wurde in dem IPCC-Bericht von 2001 als wegweisend aufgenommen und zur Grundlage für sämtliche Folgearbeiten des IPCC. An weiteren Forschungen über andere mögliche Gründe für den „Klimawandel“ war das IPCC im Sinne des vorgegebenen Auftrages, ausschließlich den menschengemachten Klimawandel zu dokumentieren, nicht interessiert. Die anderen Faktoren der Erderwärmung wurden nur  minimal untersucht, denn das IPCC forciert und finanziert bis heute vor allem Studien der menschengemachten CO2-Erwärmung. So wurde der „Hockeyschläger“ zum Schlachtruf für Politiker und der ehemalige Vizepräsident Al Gore widmete 2006 dem „Hockeyschläger“ sogar einen Film „Eine unbequeme Wahrheit“. Seither ist das Diagramm die Bibel derer, die an den von Menschen gemachten Klimawandel glauben wollen.

Aber so einfach ließ sich die Wissenschaft nicht hintergehen

Bereits 1992 stemmten sich zahlreiche Wissenschaftler gegen die These, die Erde werde vor allem durch CO2-Emissionen bedroht. Im „Heidelberger Appelläußerten sich über 3.000 Wissenschaftler, darunter 74 Nobelpreisträger, skeptisch gegenüber der Klimawissenschaft und -politik. 66 der 74 Nobelpreisträger waren Preisträger in den Naturwissenschaften Physik, Chemie und Medizin. „An der Schwelle zum 21. Jahrhundert“, so hieß es in dem Aufruf, „kommt eine irrationale Ideologie auf, die sich dem wissenschaftlichen und industriellen Fortschritt entgegenstellt“. Die Politiker, so mahnten die Wissenschaftler, ließen sich zu sehr von „pseudowissenschaftlichen Argumenten oder falschen und irrelevanten Daten“ leiten.

Es folgte 2007 der „1. Offene Brief an die UN“ von 100 Wissenschaftler, 2008 der „U. S. Senate Minority Report“ von 700 Unterzeichnern und im gleichen Jahr die „Manhattan Declaration von 825 Wissenschaftlern.  Ebenfalls 2008 legte das Oregon Institute of Science and Medicine eine Petition vor. Sie enthielt Namen von 31.487 Wissenschaftlern und sprach sich gegen die Hypothese der vom Menschen gemachten Klimaerwärmung aus: „Wir richten die eindringliche Bitte an die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika, die Kyoto-Vereinbarung von 1997 und jedwede ähnliche Erklärung nicht zu unterzeichnen. Die vorgeschlagenen Begrenzungen von Treibhausgas-Emissionen würden der Umwelt schaden, den Fortschritt in Wissenschaft und Technologie hemmen und Gesundheit und Wohlergehen der Menschheit schädigen. Es gibt keinen überzeugenden wissenschaftlichen Nachweis, dass menschengemachtes CO2, Methan oder andere Treibhausgase heute oder in absehbarer Zukunft eine katastrophale Erwärmung der Erdatmosphäre und eine Umwälzung des Erdklimas bewirken“.

2009 folgte der „2. Offene Brief an die UN“ und im Juli 2009 forderten über 290 Wissenschaftler und engagierte kompetente Bürger in einem offenen Brief die Kanzlerin auf, sie möge sich nicht länger den offensichtlichen Fakten gegenüber verschließen und von der Pseudoreligion der anthropogenen Erwärmung ablassen. Der Brief, der die Haltung zahlloser Wissenschaftler repräsentierte, die sich nicht mit der monokausalen Erklärung des IPCC und der klimapolitischen Haltung von Frau Merkel anfreunden konnten, wurde nie beantwortet.

2015 analysierte der ehemalige IPCC-Autor Richard Tol die Methodik der „97-Prozent“-Studie und bestätigte gravierenden Mängel. Die untersuchten Studien seien nicht repräsentativ für die wissenschaftliche Literatur, die Schlussfolgerungen bezögen sich auf eher zufällig ausgewählte Papiere. Die 97 Prozent bezögen sich auf die Anzahl der Arbeiten und nicht auf die Anzahl der Wissenschaftler. Die gesamte Studie solle daher zurückgewiesen werden. Wenn man glauben wolle, dass Klimaforscher inkompetent, voreingenommen und geheimnisvoll seien, so sei Cooks Papier ein hervorragendes Beispiel.

Die Basler Zeitung griff am 11. März 2016 das Thema auf und stellte fest, „Obwohl die Publikation von Cook nachweislicher Unsinn ist und nicht den simpelsten Regeln einer seriösen Erhebung standhält, wird sie bis heute von  Klima-Alarmisten immer wieder zitiert […] Dass die Erkenntnisse eines übereifrigen Doktoranden in der Politik mehr erhalten als wissenschaftlich relevante Fakten, macht deutlich, dass hinter all den Forderungen gar nicht die Sorge um die Natur, sondern knallharte Partikularinteressen stehen. Wenn es um die Natur ginge, müssten wir uns wirklich dringenden globalen Herausforderungen stellen, wie Ressourcenverbrauch, Gewässerverschmutzung, die bereits erwähnte Luftverschmutzung, Abfallentsorgung, Überfischung und so weiter. Aber das ist alles viel schwieriger, als vor einer möglichen Klimakatastrophe zu warnen“.

Am 23. Februar 2017 brachten 300 unabhängige amerikanische Wissenschaftler unter der Federführung des renommierten MIT-Professors Richard Lindzen in einer Petition ihren Unwillen zum Ausdruck: „Kohlenstoffdioxid ist kein Schadstoff. Im Gegenteil, es gibt viele klare und eindeutige Beweise dafür, dass ein steigender atmosphärischer Kohlenstoffdioxidgehalt für die Umwelt sehr hilfreich ist, um Ernteerträge zu verbessern und andere Pflanzen besser wachsen zu lassen, die die Nahrungsgrundlage für alles Leben bilden. Es ist Pflanzendünger und kein Gift.“

2019 folgte der „3. Offene Brief an die UN“ (502 Unterzeichner). Wenig später, Anfang Juli 2019, wurde eine Petition von 90 italienischen Naturwissenschaftlern an die italienische Regierung veröffentlicht, in der sie Zweifel äußerten, dass die Erderwärmung menschengemacht sei. Es handele sich um eine „unbewiesene Hypothese“, schrieben sie. Die anthropogene Verantwortung für den „Klimawandel“, der im letzten Jahrhundert beobachtet wurde, werde „ungerechtfertigt übertrieben“ und die katastrophischen Prognosen seien „nicht realistisch“. Der behauptete Konsens der Wissenschaftler existiere nicht. Die voreilenden Vorhersagen der Panikmacher seien daher nicht glaubwürdig, da sie auf Modellen basierten, deren Ergebnisse den experimentellen Daten widersprächen. Finnische Wissenschaftler teilten die Auffassung ihrer italienischen Kollegen: „Der vom Menschen verursachte Klimawandel existiert in der Praxis nicht“, lautet das bemerkenswerte Statement. „In den letzten hundert Jahren ist die Temperatur aufgrund von Kohlenstoffdioxid um etwa 0,1°C gestiegen. Der menschliche Beitrag betrug etwa 0,01°C“ (J. Kauppinen, P. Malmi vom Department of Physics and Astronomy der Universität Turku am 29. Juni 2019).

Klaus-Peter Dahm ist einer von vielen Wissenschaftlern, der nach einer  umfassenden Prüfung zu dem Schluss kommt, dass der „Klimawandel“ ein überwiegend natürlicher Prozess ist, dass der von den Menschen verursachte CO2-Ausstoß dabei nur eine untergeordnete Rolle spielt und das vom IPCC  benutzte Klimamodell (AGW-Modell) schlicht falsch sei. Mike Hulme, ein angesehener britischer Klimatologe der University of Cambridge, schreibt in seinem Buch „Streitfall Klimawandel. Warum es für die größte Herausforderung keine einfachen Lösungen gibt“, der Blickwinkel des IPCC sei viel zu eng. Der Klimawandel sei ein Medienspektakel, ein Zankapfel verschiedener Regierungen und Lobbyisten, zu dem man unterschiedlicher Meinung sein könne. Technische Ansätze zu seiner Lösung griffen zu kurz und Konferenzen zur Rettung der Welt liefen reihenweise ins Leere. Hermann Harde, der aufgrund seines Forschungsschwerpunktes mit den physikalischen Gesetzen von Strahlung, Absorption und Emission gut vertraut ist, berechnet, was eine Änderung der beiden wichtigsten Klimagase H2O und CO2 auf die Temperaturverteilung von Atmosphäre und Erdboden bedeuten würde und kommt zu dem Ergebnis, dass eine Verdoppelung des CO2-Gehaltes der Atmosphäre nur zu einer mittleren globalen Erwärmung von 0,6°C führen würde, die Wirkung also um einen Faktor 5 kleiner ist als das, was in der Öffentlichkeit immer wieder als „Konsens“ verbreitet wird.

Auch der „Weltrat für Biologische Vielfalt“ mit Sitz in Bonn (International Union for the Conservation of nature, IPBES), lehnt die Idee, dass die Menschheit die eigene „Ausrottung“ (Merkel) verursache, entschieden ab. Der „Weltrat“ argumentiert sehr viel differenzierter und wirklichkeitsnäher als das IPCC und die Bundesregierung und erwähnt den „Klimawandel“, gleich welcher Ursachen, lediglich als einen Faktor in einer Fülle sonstiger Einflüsse auf die bedrohliche Entwicklung der Lebensumstände aller Lebewesen. Teile der Wissenschaft schließen sogar eine Rückkehr der kalten Zeiten nicht aus und verweisen dazu auf die historisch niedrige Sonnenaktivität.

Zur Klärung des Vorwurfes, die „97 Prozent“ hätten nie existiert, richtete die AfD am 15. Juli 2019 eine sorgfältig recherchierte „Kleine Anfrage“ an die Bundesregierung und bat um eine Stellungnahme (Drucksache19/12228), ob die Bundesregierung Zugang zu anderen Studien habe, welche die Behauptung, 97 Prozent der Wissenschaftler meinten, der Klimawandel sei menschengemacht, unterstützten. Die Antwort der Bundesumweltministerin Svenja Schulze, Magistra der Germanistik und Politologie, kam mit Datum vom 21. August 2019. Sie stellte fest, „vor dem Hintergrund neuer Erkenntnisse“ vertrete die Bundesregierung nunmehr die Auffassung, dass 100 Prozent der Wissenschaftler, die Fachaufsätze zum Klimaschutz veröffentlichen, der Überzeugung seien, dass der Klimawandel durch den Menschen verursacht sei. Diese „neuen Erkenntnise“ basieren auf Powell-Studien aus den Jahren 2015 bis 2019, deren letzte nach Powells eigenen Angaben nur auf der Analyse der Überschriften gründen, ob sie die Theorie vom menschengemachten Erderwärmung (AGW) ablehnen. Und da er keine entsprechende Überschrift fand, gab es eine 100-Prozent-Zustimmung. Aber eine „Studie“, die aus dem Überfliegen von Überschriften besteht und jeden Artikel, der nicht expressiv verbis widerspricht, als Zustimmung bewertet,  hat mit seriösem wissenschaftlichem Arbeiten nichts zu tun.

Kurz darauf, am 22. September 2019, veröffentlichten 500 Wissenschaftlern, darunter 200 Professoren, einen Brief an UNO-Generalsekretär Guterres mit der Überschrift „There is no Climate Emergency“ („Es gibt keinen Klimanotfall“), in dem die Wissenschaftler die von der UN verbreiteten „Horror-Modelle“ kritisierten. Die „Klimamodelle“, auf denen die internationalen Politikziele derzeit basieren, seien „ungeeignet“. Die jetzige Klimapolitik höhle das wirtschaftliche System aus und gefährde Menschenleben in Ländern, denen der Zugang zu bezahlbarer elektrischer Energie verweigert werde. Der Klimawandel habe mehrere Ursachen, laufe langsamer ab als von vielen Panikmachern dargestellt und erfordere differenzierte Maßnahmen; nicht nur eine Reduktion von CO2, denn dieses verteufelte Klimagas sei kein Schadstoff, sondern für das Pflanzenwachstum unabdingbar. Die Klimapolitik müsse endlich damit beginnen, wissenschaftliche Realitäten zu berücksichtigen. Es gäbe weder einen Klimanotfall noch gäbe es Gründe für Alarmismus oder gar Panik. Nahezu zeitgleich erklärt der Astrophysiker und Meteorologe Piers Corbyn die CO2-Theorie zur „größten Lüge der Menschheitsgeschichte“.

Am 21. Juni 2021 erklärte der Princeton-Professor Dr. William Happer, der wohl weltweit renommiertesten Wissenschaftler in Bezug auf die Interaktion von Materie mit Strahlung, in der Anhörung im Umweltausschuss der Deutschen Bundestages: „Das Klima hat sich seit Anbeginn der Welt verändert. Klima wird sich weiter verändern, solange die Welt existiert. Aber der Mensch hat wenig mit dem Klimawandel zu tun. Die Sonne erhitzt einen dynamischen, rotierenden Planeten Erde, auf dem komplizierte Wechselwirkungen zweier kolossaler, turbulente Fluidsysteme, Atmosphäre und Ozeane existieren. Flüssigkeiten sind in ihrer Dynamik notorisch unbeständig ….. Beobachtungen stützen nicht die Behauptung, dass der größte Teil der im 20. Jahrhundert beobachteten Erwärmung um 0,8 °C auf CO2-Erhöhungen zurückzuführen ist. Der Temperaturanstieg von 1900 bis 1950, als es relativ wenig Zunahme des CO2 gab, war ungefähr gleich wie die Zunahme von 1950 bis 2000, als es eine viel größere CO2-Erhöhung gab. Ein Großteil des Temperaturanstiegs war Teil der natürlichen Erholung vom tiefen Temperaturen der Kleinen Eiszeit. Es gibt keinen Klimanotstand, genauso wenig wie den Hexennotstand vor 500 Jahren.“

„97 Prozent“ ist eine Mär. Es gibt so viele Gegenstimmen, dass man den Eindruck gewinnen könnte, Politik und die sie begleitenden Medien würden gegen den wissenschaftlichen Sachverstand opponieren. Und es versteht sich, dass Professor Happer im Untersuchungsausschuss des Bundestages keine Aufmerksamkeit erhielt. Der Ausschuss wird von der „Grünen“ Sylvia Kotting-Uhl, ehemals Dramaturgin an der Badischen Landesbühne, die in einem zweiten Berufsleben ab 1985 eine Kinderwerkstatt aufbaute“ (Wikipedia), geleitet. Das scheint für die Bewältigung eines solch komplexen Themas, wie dem der atmosphärischen Energiebilanz zu reichen.

Der Verfasser ist Autor des Buches „Die CO2-Falle. Deutsche Klimapolitik und ihre Folgen“, 2. Auflage, 2021.

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Über Rolf Bergmeier 6 Artikel
Rolf Bergmeier, Jahrgang 1940, Studium der Alten Geschichte und Philosophie an der Gutenberg-Universität Mainz. Forschungsschwerpunkt: Grundlagen der abendländischen Kultur. Wesen, Bedeutung und Wechselbeziehungen der antiken, islam- arabischen und christlichen Kultur beim Übergang von der Antike ins Mittelalter.