Neue Ausstellung der Espace Louis Vuitton München mit Werken Wolfgang Tillmans

Ausstellung "Passages Silencieux" Ab 17. Oktober

Wolfgang Tillmans, Torso (2013). © Courtesy of the artist and Fondation Louis Vuitton.

Der Espace Louis Vuitton München freut sich, mit Passages Silencieux eine neue Ausstellung realisieren zu dürfen, welche sich dem Werk von Wolfgang Tillmans widmet. Diese Ausstellung ist ein neues Kapitel des Hors-les-murs-Programms der Fondation Louis Vuitton. Dieses Programm präsentiert ausgewählte Werke aus dem Sammlungsbestand in den Espaces Louis Vuitton in Tokio, München, Venedig, Peking, Seoul und Osaka und erfüllt damit die Mission der Fondation Louis Vuitton, ein breiteres Publikum durch internationale Projekte zu erreichen. Als zentrale Position in der Sammlung wurde Tillmans‘ fotografisches Werk bereits 2014 in der Eröffnungsausstellung der Fondation Louis Vuitton gezeigt. Seine Ausstellung Passages Silencieux („Stille Passagen“) unterstreicht somit das Engagement der Fondation für das Werk Tillmans und knüpft an den Erfolg der großen Retrospektive an, die ihm im Centre Pompidou in Paris gewidmet ist und bis zur Schließung eben jener Institution wegen Renovierungsarbeiten im Herbst 2025 zu sehen war. Die hier präsentierten Werke wurden aus der Sammlung zusammengestellt.

Geboren 1968 in Remscheid, aber heute zwischen London und Berlin arbeitend, widmet sich Wolfgang Tillmans‘ Werk der Erweiterung der technischen, künstlerischen und thematischen Möglichkeiten der Arbeit mit fotografischen Bildern. Er erlebte aus nächster Nähe die Transition vom Analogen ins Digitale – seine Arbeit an Bildern begann unter Verwendung eines Fotokopierers. Erst nach seinen ersten Ausstellungen mit fotokopierten Werken in den spätern 1980er Jahren griff er zur Kamera, um seine eigenen Bilder zu schaffen, zunächst mit der Intention diese zu fotokopieren. In den frühen 1990ern porträtierten seine Fotografien der Jugend-, Club- und Populärkultur die Generation seiner Zeitgenossen. Seitdem setzte sein Werk das Erschließen einer Vielzahl von Genres und fotografischen Praktiken fort. In seinen Ausstellungen und MagazinPortfolios präsentiert der Künstler seine Bilder in Konstellationen, die er umsichtig positioniert und arrangiert – sei es im Ausstellungsraum oder auf einer gedruckten Seite. Dadurch schafft Tillmans neue Assoziationen.

Die Installation, die der Künstler über beide Stockwerke des Espaces Louis Vuitton München gestaltet hat, meidet die Chronologie. Die Arbeiten, umspannen fast 35 Jahre seines Schaffens. Sie verweben Zusammenhänge zwischen diversen zeitlichen und geografischen Momenten, und unterschiedlichen Atmosphären. Tillmans‘ facettenreiche Portraits – Arbeiten von diversen Entstehungszeitpunkten – treten in einen Dialog mit neueren Aufnahmen von Pflanzen, Stilleben und abstrakten Werken aus der Jahrtausendwende. Diese Fotografien korrespondieren ohne jegliche Hierarchie von Größenordnung oder Genre – einige sind gerahmt, andere nicht –. Tillmans stellt stille Verbindungen zwischen verschiedenen Bildern her um die Relevanz eines jeden Bildes für den heutigen Betrachter neu zu bestimmen. Diese sind so intim wie kollektiv. Sie belegen den Wandel einer in Bewegung begriffenen Welt, bestehend aus miteinander verbundenen Elementen innerhalb von schier unendlichen Konstellationen. Das Bild, so Tillmans, ist „ein guter Ausgangspunkt für ein Nachdenken über die Welt“.

Während er uns auf Wesenszüge seiner Umwelt aufmerksam macht, enthüllt Tillmans gleichzeitig den Blick auf die materielle Beschaffenheit des von ihm gewählten Mediums. In den 1990er Jahren fing er an, eigene fotografische Abzüge zu erstellen. Passages Silencieux hebt jenes Experimentieren hervor. In einigen Arbeiten, wie in Berlin (2006), hebt er die Materialität seiner Bilder hervor indem er bereits bestehende Abzüge neu fotokopiert und neu fotografiert. Zudem vergrößert er diese zuweilen, um die Textur des benutzten Papiers und die Eigentümlichkeiten von dessen Einfärbung hervorzuheben. In seinen ohne eine Kamera entstehenden Abstraktionen offenbart sich ein besonderer bildnerischer Prozess, ein eindrucksvolles Beispiel hierfür ist die Serie Einzelgänger (2003). Ohne Negative hergestellt, stellen diese drei Arbeiten die Quintessenz des Fotografierens dar. Sie existieren einzig und allein durch fotoempfindliches Papier und das Zusammenspiel von Chemie und Licht. Für Tillmans bedeuten diese abstrakten Schöpfungen, die er seit 1998 neben seinen figurativen Werken ausstellt, eher ein Innehalten als einen Bruch.

Zum Künstler 

Wolfgang Tillmans wurde 1968 in Remscheid (Deutschland) geboren. Als wichtige Position der zeitgenössischen Kunst arbeitet er zwischen Berlin (Deutschland) und London (Vereinigtes Königreich).

In den späten 1980er Jahren begann er mit einem Canon Schwarz-Weiß Kopierer zu experimentieren, was er oft als einen initiatorischen Meilenstein in seiner Praxis bezeichnet. Von 1990 bis 1992 studierte der Künstler am College of Art and Design in Bournemouth, England, um sich daraufhin in London niederzulassen. Er traf die Londoner Galeristin Maureen Paley 1992 in Hamburg und den Galeristen Daniel Buchholz 1993 in Köln. Beide organisierten seine ersten Einzelausstellungen, jeweils in London und Köln. In den späten 2000er Jahren begann Tillmans mit der Transition von der analogen zur digitalen Fotografie. Für seine Arbeiten ohne Kamera arbeitet er nach wie vor jedoch mit analogen Prozessen.

Seine erste institutionelle Ausstellung fand 1995 in der Kunsthalle Zürich (Schweiz) statt. Im Jahr 2000 wurde er als erster Fotograf – und erster nicht-britischer Künstler – mit dem Turner Prize ausgezeichnet.

Seitdem wurden seine Werke regelmäßig auf der ganzen Welt gezeigt, insbesondere in Retrospektiven in der Tate Britain, London (2003); dem P.S.1 Contemporary Art Center, New York (2006); dem Museum of Contemporary Art Chicago (2006; reiste weiter zum Hammer Museum, Los Angeles; dem Hirshhorn Museum und dem Sculpture Garden, Washington, DC, bis 2007), USA; dem Museo Tamayo, Mexico City, Mexiko (2008); der Serpentine Gallery, London (2010; reiste weiter zu Ausstellungsräumen in Südamerika einschließlich dem Museu de Arte Moderna de São Paulo, Brasilien; dem Museo de Arte del Banco de la República, Bogotá, Kolumbien; dem Museo de Arte de Lima, Peru; und dem Museo de Artes Visuales, Santiago, Chile, bis 2012); der Kunsthalle Zürich (2012; reiste zum Les Rencontres d’Arles, Frankreich, bis 2013); dem Moderna Museet, Stockholm (2012; reiste zur Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf in 2013); dem The National Museum of Art, Osaka, Japan (2015); dem Museu Serralves, Porto, Portugal (2016); der Fondation Beyeler, Riehen, Schweiz (2017); der Tate Modern, London, Vereinigtes Königreich (2018); im Irish Museum of Modern Art, Dublin, Irland die Ausstellung Rebuilding the Future (2020); im Wiels Centre d’Art Contemporain, Brüssel, Belgien, die Ausstellung Today Is The First Day (2021); im mumok – Das Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien, Wien, Österreich, Sounds is Liquid (2022). Die Ausstellung To look without fear im Museum of Modern Art, New York, USA, zeigte Werke des Künstlers, die neben dem Museum of Modern Art, New York, USA (2022) später auch im San Francisco Museum of Modern Art, San Francisco, USA (2023) und der Art Gallery of Ontario, Toronto, Kanada (2023) präsentiert wurden. 2009 nahm er an der 53. Biennale in Venedig (Italien) und 2014 an der Manifesta10 in Russland teil. 2012 wurde er zum Vollmitglied der Berliner Akademie der Künste gewählt und im folgenden Jahr zum Mitglied der Royal Academy, London ernannt.

Fragile, eine Wanderausstellung mit Werken des Künstlers, wurde 2018 im Musée d’Art Contemporain et Multimédias in Kinshasa, Demokratische Republik Kongo – organisiert vom Institut für Auslandsbeziehungen, Stuttgart, Deutschland – eröffnet und wanderte durch Afrika. Zuletzt wurde die Ausstellung 2022 im Art Twenty One und Centre for Contemporary Art, Lagos, Nigeria gezeigt.

Im Jahr 2025 präsentierte das Centre Pompidou in Paris als letzte Ausstellung vor seiner mehrjährigen Schließung wegen Renovierungsarbeiten Rien ne nous y préparait – Tout nous y préparait / Nothing could have prepares us – Everything could have prepared us. Die von Tillmans konzipierte, ortsspezifische Einzelausstellung wurde in der leerstehenden Public Information Library (BPI) gezeigt. Ebenfalls 2025 zu sehen waren die großen Einzelausstellungen Weltraum im Albertinum in Dresden, Deutschland, und Ausstellung in Remscheid, Haus Cleff in der Heimatstadt des Künstlers, Remscheid, Deutschland. Die Fondation Louis Vuitton (Paris, Frankreich) würdigt sein Werk seit der Eröffnungsausstellung der Fondation im Jahr 2014 und tut dies auch weiterhin. Im Jahr 2023 präsentierte der Espace Louis Vuitton Tokyo die monografische Ausstellung Moments of Life mit einer Auswahl von Werken von Wolfgang Tillmans aus der Sammlung.

Veranstaltungsort:

Espace Louis Vuitton München

Maximilianstrasse 2a, 80539 München
T +49 89 55 89 38 100, info_espace.de@louisvuitton.com
Hours: Monday–Friday, noon–7 pm; Saturday, 10 am–7 pm
Eintritt frei

Zur Fondation Louis Vuitton 

Als dem öffentlichen Interesse verpflichtete Institution widmet sich die Fondation Louis Vuitton ausschließlich der Gegenwartskunst und zeitgenössischen KünstlerInnen sowie den Strömungen des 20. Jahrhunderts, die diese maßgeblich beeinflusst haben. Die Sammlung und die von ihr organisierten Ausstellungen folgen der Zielsetzung, Kunst einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Das beeindruckende, vom kanadisch-US-amerikanischen Architekten Frank Gehry entworfene Museumsgebäude verkörpert das zukunftsweisende künstlerische Statement der Fondation und gilt bereits als emblematisches Beispiel der Architektur des 21. Jahrhunderts. Seit der Eröffnung im Oktober 2014 durfte die Fondation bereits mehr als elf Millionen BesucherInnen aus Frankreich und aller Welt begrüßen.

Zum Leitbild der Fondation Louis Vuitton gehört die Realisierung internationaler Projekte sowohl am Standort Paris selbst als auch in Partnerschaft mit öffentlichen und privaten Institutionen, inklusive anderer Stiftungen und Museen, wie u.a. mit dem Moskauer Puschkin-Museum und der Eremitage in Sankt Petersburg (Ikonen der Moderne – Die SchtschukinSammlung, 2016, und Die Sammlung Morozov, 2021), dem MoMA, New York (Modern sein: Das MoMA in Paris) oder dem Courtauld Institute of Art, London (Die Sammlung Courtauld – Eine Vision für den Impressionismus). Die künstlerische Leitung entwickelte zudem das “Hors-les-murs” Programm, das speziell für die der Fondation assoziierten Kunsträume – die Espaces Louis Vuitton in Tokio, Venedig, München, Peking, Seoul und Osaka – konzipiert ist, die sich ausschließlich der Sammlung widmen. Ihre Ausstellungen sind der Öffentlichkeit bei freiem Eintritt zugänglich und ihre Programmatik ist Bestandteil des Kulturengagements des Hauses.

 

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