Ausstellung zahlreiche Stücke der Sammlung Diergardt in Köln

Fernrohr, Foto: Stefan Groß

Das Römisch-Germanische Museum Köln zeigt zur Zeit ein besonderes Highlight: Kunstvolle Gürtelbeschläge der Skythen, filigrane Gewandzier der Hunnen, edelsteinbesetzter Schmuck der West- und Ostgoten, byzantinische Prunkschnallen – 100 auserlesene Meisterwerke der Völkerwanderungszeit sind Zeugnisse eines goldenen Zeitalters und schillerndes Spiegelbild europäischer Kunstgeschichte.

In einem Sammelband werden 100 Meisterwerke der Völkerwanderungszeit und des Frühmittelalters gezeigt. Die Sammlung Diergardt ist „eine der weltweit bedeutendsten Sammlungen überwiegend völkerwanderungszeitlicher und frühmittelalterlicher Artefakte.“ (S. 17)

Johannes Freiherr von Diergardt war ein rheinischer Adeliger und ein bedeutender Sammler frühmittelalterlicher Kunst. Zunächst begann Diergardt mit dem Sammeln römischer Münzen. Bei der Beerdigung seiner Mutter stieß man auf dem Friedhof von Bornheim auf fränkische Gräber, die er ausgraben ließ. Im Jahr 1907 erstand er vom Franzosen Massoneau, dem Verwalter der Weinberge des Zaren auf der Krim, dessen Sammlung südrussischer Ausgrabungen. In der Folge erwarb Diergardt eine große Anzahl von archäologischen Funden, vor allem aus der Völkerwanderungszeit, und trug so die weltweit größte Privatsammlung von Artefakten dieser Zeit zusammen.

Diergardt hat sich mit der Herkunft und Geschichte seiner Sammlungsstücke augenscheinlich intensiv befasst. Er hinterließ jedoch sehr wenige schriftliche Aufzeichnungen darüber, sondern verließ sich vor allem auf sein Gedächtnis. Im Jahr 1935 gelang es dem Römisch-Germanischen Museum Köln, die Sammlung zu erwerben, heute zählt die Sammlung zu den „Glanzstücken“ des Museums. (S. 18)

Im ersten Abschnitt geht es um die Kunst und Alltagsgegenstände der Skyten, einem südrussischen Reitervolk. Dann geht es im nächsten Kapitel um Relikte aus dem nachchristlichen Rom und Griechenland. Anschließend folgen die Sammlungen von den Goten und Hunnen am Schwarzen Meer, der frühmittelalterlichen Krim und der Halbinsel Taman, des Gebietes Italiens, der Westgoten, der Merowinger, Byzanz und seiner Nachbarn und des Ausgangs des Frühmittelalters. Zu allen Abbildungen ist ein kürzerer Erläuterungstext vorhanden. Im Anhang gibt es ein Literaturverzeichnis zur weitergehenden Information.

Der Katalog von 100 ausgesuchten Stücken aus der Sammlung Diergardt bildet eine spannende Zeit der Völkerwanderung und des Frühmittelalters ab, der nun in der Renovierungszeit des Römisch-Germanischen Museums in Köln nochmals für Aufsehen sorgt und Liebhaber der mittelalterlichen Geschichte bestens mit Informationen versorgt.

Friederike Naumann-Steckner/Marcus Trier (Hrsg.): Goldenes Zeitalter. 100 Meisterwerke der Völkerwanderungszeit, Hirmer Verlag, München 2017, ISBN: 978-3-7774-2782-9

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Über Michael Lausberg 545 Artikel
Dr. phil. Michael Lausberg, studierte Philosophie, Mittlere und Neuere Geschichte an den Universitäten Köln, Aachen und Amsterdam. Derzeit promoviert er sich mit dem Thema „Rechtsextremismus in Nordrhein-Westfalen 1946-1971“. Er schrieb u. a. Monographien zu Kurt Hahn, zu den Hugenotten, zu Bakunin und zu Kant. Zuletzt erschien „DDR 1946-1961“ im tecum-Verlag.

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