Bäume sind viel mehr als reine Materiallieferanten oder: „Leichter lernen in der Holzklasse“

„Verwunderlich ist, dass wir diese Bäume ansehen und uns nicht mehr wundern.“Der Philosoph und Schriftsteller Ralph Waldo Emerson äußerste dieses Befremden über den Umgang oder die Wahrnehmung dieser faszinierenden „Geschöpfe“. Denn ohne sie gäbe es uns aller Wahrscheinlichkeit nach nicht. Ein Baum von angemessener Größe ist in der Lage, den Sauerstoff für eine vierköpfige Familie zu produzieren. Als globale Wärmeregulierer sind Wälder von unverzichtbarem Nutzen. Dächer, Möbel, Papier sind nur einige der sichtbaren Erzeugnisse, für die Holz benötigt wird. Unsere mentale Abhängigkeit von Bäumen ist allerdings ebenso wichtig.„Menschen, die bewusst in den Wald hinausgehen, um Kraft zu tanken, Bauherren, die sich ein Haus ganz aus Holz bauen, oder gar diese Leute, die einen Baum umarmen – sie alle galten bisher als zumindest leicht verträumte Naturliebhaber und wurden belächelt. Auch das Wort Spinner wurde dafür wohl manchmal verwendet. Heute sagt uns ausgerechnet die moderne Medizinforschung, dass diese Holz- und Baumliebhaber eine ungemein wirksame Quelle für Lebensenergie und Gesundheit nutzen.“, schreibt Erwin Thoma.
Bereits in seinem Buch „Die Geheime Sprache der Bäume“ vermittelte der Goldegger Forst-, Betriebswirt und Unternehmer spannende Dinge über das jahrtausendealte Wissen der Natur. Nun weiß der „Baumflüsterer“, der seit Kindesbeinen und nicht zuletzt als Förster im Karwendelgebiet den Werkstoff Holz kennen und schätzen lernte, den Leser erneut zu fesseln. In „Die Medizin der Bäume“ greift er nahtlos an seinen Vorgänger an. Dieses Mal betrachtet er gemeinsam mit Maximilian Moser, Gründer und Leiter des Human Research Instituts für Gesundheitstechnologie und Präventionsforschung in Weiz und Professor für Physiologie an der Medizinischen Universität Graz, die Kräfte der Bäume im Allgemeinen und ihre Heilkraft im Besonderen. Denn, so Thoma, für „alle Schwierigkeiten, die es auf der Erde gibt, kennen Bäume eine Antwort. (…) Das Leben der Bäume schenkt uns eindrückliche Bilder, die klare und eindeutige Hinweise auf die Quellen zur Gesundheit und zu einem langen Leben geben.“ Einige dieser sinnbildlichen Baumbilder stellt der Autor vor, zum Beispiel Blockadelösungen, Aktivierung der Selbstheilungskräfte, Erhaltung der Lebenskraft oder sogar soziales Zusammenleben.

Thoma schreibt über die Bedeutung und die Wirkungen der ätherischen Öle von Nadelhölzern oder der Baumharze mit ihrem „Konzert der tausendfachen Holzinhaltsstoffe für die Gesundheit im Körper“, weist aber auch auf versteckte Bestandteile und verharmloste Auswirkungen von Leimholz hin. Ein weiteres Kapitel widmet sich der Entdeckung der Holzhygiene, der antibakteriellen Wirkung von Holz und – man höre und staune – dem eindeutig hygienischeren Vorteil eines Holzschneidebretts gegenüber seinem Vertreter aus Kunststoff! Wie schafft es der Baum, sein Holz gegen Bakterien, Viren und Pilze, gegen Insekten und dergleichen zu schützen? Wie können wir vielleicht von diesen Wirkstoffen, die er bildet, profitieren? „Was kann man tun, um wieder besser zu schlafen? Wie kann ich meine Abwehrkräfte für eine nötige Heilung stärken? Wo kann ich einfach nur Energie tanken, und zwar so, dass ich das spüre und erlebe?“, sind nur einige Fragen, die beide Autoren beantworten. Denn Holz hat medizinisch messbar einen ungeheuer großen Einfluss auf unser Wohlbefinden, auf unseren Organismus.

Auch wenn viele der angesprochenen Themen nichts spektakulär Neues bieten, so erinnert Erwin Thoma umso mehr und eindringlicher, um ein gesundes Leben in der Natur. „Es geht darum, mündlich überliefertes Weltkulturerbe zur Verbindung zwischen Mensch und Natur in den vielen Facetten zu erhalten, an die Leserinnen und Leser weiterzusagen, damit diese im eigenen Leben Nutzen ziehen können. Wer die Erde als zusammenwirkenden, vernetzten Organismus spürt, wer seinen Körper als integrierten Teil davon erlebt und leibt, hat vermutlich allein schon dadurch eine unschätzbaren Beitrag für die eigenen Gesundheit und für Mutter Erde geleistet.“ Neben den leidenschaftlichen Texten, die mit viel Verve und Enthusiasmus geschrieben sind und bei denen Thoma mitunter fast eine Ode an den Wald oder den Baum singt, lebt das Buch auch von den zahlreichen Fotos, Abbildungen und den fast auf jeder Seite zu findenden Zeichnungen von Baumarten, ihren Blüten- und Blätterformen, ihren Fruchtständen, Samen und auch ihren Früchten. Im Anhang findet sich letztendlich noch eine Auflistung einiger Möglichkeiten, das „Echo“ der Bäume auf verschiedenste Art und Weise in das tägliche Leben einzubauen. Entstanden ist ein Buch, das den überlieferten und selbst erlebten Wirkungen der Autoren mit wissenschaftlichen Wirkstoffanalysen, dem Grundsatz der Mehrstoffchemie und dem Betrachten der Baumevolution auf die Spur zu kommen versucht.

Fazit: „Die sanfte Medizin der Bäume“ ist ein „Buch über die Urgesundheit des Lebens, die in den Wäldern schlummert, ein Plädoyer, uns wieder auf die Kräfte der Natur einzulassen, die die Menschen durch Jahrmillionen begleitet haben. Sie zu entdecken, der vielfältigen Intelligenz, die in den Bäumen ruht, nachzuspüren, das ist ein Abenteuer voller Spannung, Überraschung mit großem Lohn an seinem Ende.“, schreiben Erwin Thoma und Max Moser. „Möge dieses Buch viele Menschen bestärken, in sich hineinzuspüren, der eigenen ganzheitlichen Verbindung nachzugehen. Es braucht immer Mut und Überwindung der eigenen Bequemlichkeit, es braucht ein Infragestellen der bisherigen Wege, wenn wir gute Lösungen finden wollen. (…) Die Kräfte der Bäume, die Heilkraft der Natur gehören zum kostbarsten Lohn, den wir dafür ernten können.“ Dem gibt es nichts mehr hinzuzufügen! Außer vielleicht ein Zitat von Albert Einstein: „Sieh in die Natur, dann verstehst du's besser.“

Maximilian Moser, Erwin Thoma
Die sanfte Medizin der Bäume
Servus Verlag (April 2014)
176 Seiten, Gebunden
ISBN-10: 3710400015
ISBN-13: 978-3710400018
Preis: 21,95 EUR

Finanzen

Über Heike Geilen 597 Artikel
Heike Geilen, geboren 1963, studierte Bauingenieurswesen an der Technischen Universität Cottbus. Sie arbeitet als freie Autorin und Rezensentin für verschiedene Literaturportale. Von ihr ist eine Vielzahl von Rezensionen zu unterschiedlichsten Themen im Internet zu finden.

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