Bernhard Vogel – Kaum einer hat mehr Titel als der ehemalige Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz und Thüringen

Aljoscha Kertesz und Bernhard Vogel

Kaum einem Mann wurden so viele Ehren-Doktorwürden, Professoren- und Senatoren-Titel, Großkreuze und Orden aus aller Welt verliehen, wie dem Ex-Politiker Bernhard Vogel. Der ehemalige Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz und Thüringen ist der unangefochtene Titel-Champion. Eine Würdigung von Helmut Ortner.

Es ist nur gerecht, wenn Politiker, die sich für das Gemeinwesen ein Leben lang in die »Pflicht haben nehmen lassen«, die selbstlos für Volk und Vaterland 26 Stunden am Tag unterwegs waren und darüber nicht selten ein wenig verspannt, übergewichtig und ungeduldig geworden sind, dass sie für dieses Tun – gewissermaßen als bescheidene Entschädigung – mit allerlei Titel und Orden gewürdigt werden. Wer fleißig ist und sich auch sonst nichts zu Schulden kommen lässt, bei dem kann Einiges zusammenkommen. Die ebenso beeindruckende wie konkurrenzlose Ehrungsliste von Prof. Dr. Bernhard Vogel, einem Mann, der in seinem langen, wirkungsvollen Politikerleben (. . . als »Mensch« und als »Politiker!« …) seine Pflicht getan hat und dafür vielfach und verdientermaßen geehrt worden ist, soll hier – freilich ohne Garantie auf Vollständigkeit – aus Gründen der Ehrerbietung der Leserschaft einmal umfassend zur Kenntnis gebracht werden:

1970: Kommandeur des Ordre des Palmes Académiques (Frankreich) – 1975: Großkreuz des Gregorius-Ordens (Vatikan) – 1976: Großes Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland – 1977: Großkreuz des Ordens der Eichenkrone (Luxemburg) – 1978: Großkreuz des Order of Saint Michael and Saint George (Großbritannien) – 1980: Großes Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband der Bundesrepublik Deutschland – 1981: Großoffizier des nationalen Verdienstordens (Frankreich) – 1983: Großoffizier des nationalen Verdienstordens der Ehrenlegion (Frankreich) – 1984: Großoffizier des Ordre National des mille Collines (Ruanda) – 1984: Großkreuz der Bundesrepublik Deutschland – 1984: Medien- und Fernsehpreis Bambi – 1988: Ehrenmedaille der Stadt Speyer – 1988: Großes Goldenes Ehrenzeichen am Bande für Verdienste um die Republik Österreich – 1990: Verdienstorden von Rheinland- Pfalz – 1993: Orden 2. Klasse der Aufgehenden Sonne mit Schulterband (Japan) – 1993: Europamedaille des Europäischen Parlaments – 1994: Großkreuz des Königlich Norwegischen Verdienstordens – 1995: Ehrensenator der Universität Kaiserslautern – Ehrenbürger der Universität Trier – Großkreuz des Leopold-II-Ordens (Belgien) – 1996: Großkreuz des Phönix-Ordens (Griechenland) – 1997: Cavaliere di Gran Croce (Italien) – 1998: Großkreuz des Ordem do Infante D. Henrique (Portugal) – 2002: Ehrenbürger der Stadt Speyer –Ehrendoktor der Catholic University of America, Washington D.C. – 2003: Ehrendoktor der Katholischen Universität Lublin – Ernennung zum Professor durch den Ministerpräsidenten des Landes Baden-Württemberg – 2004: Ehrendoktor der deutschen Hochschule für Verwaltungswissenschaften Speyer – 2005: Thüringer Verdienstorden – Peter- Altmeier-Medaille – Großer Tiroler Adler-Orden – Peter-Wust-Preis – 2007: Leibniz-Ring Hannover – 2009: Oswald von Nell-Breuning-Preis der Stadt Trier – Ehrendoktorwürde an der Ben-Gurion-Universität des Negev, Israel 2010: Brückenpreis der Stadt Regensburg – Ehrenring der Görres-GesellschaftJohann Christian von Hofenfels-Medaille2012: Simon-Snopkowski-Ehrenpreis – 2012: Großkreuz des Verdienstordens der Republik Ungarn2013: Großer Verdienstorden des Landes Südtirol. Und so weiter…

Auch notorische Titel Nörgler und Ordens-Muffel müssen konzedieren: eine ganz und gar beeindruckende Chronologie anhaltender Wertschätzung. Herr Vogel – konservativ und gottesfürchtig – unvergessen seine parlamentarische Fürbitte »Gott schütze Rheinland-Pfalz!« bei seinem Rücktritt – ist ein Mann für alle Gelegenheiten.

Lassen wir die großen Fragen nach gesellschaftlicher Bedeutsamkeit mal beiseite. Versuchen wir ein System dieser jahrzehntelangen Ehrerbietung zu erkennen oder sagen wir es kleiner: ein System des Gebens & Nehmens. Die Logik ist schlicht: wer Orden und Preise vergibt, lobpreist vor allem sich selbst. Bedeutungs- und Gefallsucht ist der eitle Kitt zwischen Preisgeber und Preisträger. Die warme Regen an Aufzeichnungen und Lobpreisungen, der auf den 88-jährige Preis-Champion niederkommt, er will nicht enden. Deshalb sei auch die aktuell letzte Würdigung hier noch rasch protokolliert – falls Sie, werte Leserinnen und Leser, noch aufnahmefähig sind …

Im Vorjahr, Ende August 2021, wurde der Ex-Politiker für sein politisches »Wirken um die Deutsche Einheit und die Einheit Europas in Frieden und Freiheit« mit dem Point-Alpha-Preis ausgezeichnet, erfreulicherweise mit 25 000 Euro dotiert. Den Preis, der nach dem authentischen Geschichtsort »Point Alpha« benannt ist, bekam der robuste Multi-Preisträger im feierlichen, aber kleinen Rahmen im US-Camp der Gedenkstätte, dem ehemaligen amerikanischen »Observation Post Alpha« zwischen den Weilern Rasdorf und Geisa im Thüringer Land. Seit 2005 wird er verliehen, diesmal zum zwölften Mal – u.a. an den ehemaligen US-Präsidenten George Bush senior, den ehemalige sowjetische Staats- und Parteichef Michail Gorbatschow sowie den früheren Bundeskanzler Helmut Kohl. Die Laudatio auf den Ordens-Champion hielt ein Parteifreund des Preisträgers, Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU).

Nebenbei sollen noch zwei weitere Rekorde hier nicht unerwähnt bleiben: Bernhard Vogel hält den Rekord als dienstältester Ministerpräsident der Bundesrepublik und als Einziger, der zwei Bundesländer in West und Ost regiert hat. Danach kommt für den gläubigen Katholiken eigentlich nur noch die päpstliche Seligsprechung oder die Auszeichnung als Ehrenspielführer der deutschen Fußball-Nationalmannschaft.

Bernhard Vogel, Jahrgang 1932, geboren in Göttingen, jüngerer Bruder des 2020 verstorbenen SPD-Politikers Hans-Jochen Vogel, ist ein freundlicher, weiser Mann, dem man gerne alle seine Auszeichnungen gönnt. Und wir dürfen erwarten, dass die Ordens-Serie anhält. Wir halten Sie auf dem Laufenden.

Über Helmut Ortner 97 Artikel
Geboren 1950 in Gendorf/Oberbayern und aufgewachsen in Frankfurt am Main. Schriftsetzerlehre, anschließend Studium an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach am Main, Schwerpunkt Grafik-Design. Es folgt Wehrdienstverweigerung – und Zivildienst. Danach journalistische Lehrjahre: Redakteur, Chefredakteur (u.a. Journal Frankfurt, Prinz). Ab 1998 selbständiger Printmedien-Entwickler mit Büro in Frankfurt. Konzepte und Relaunchs für mehr als 100 nationale und internationale Zeitschriften und Zeitungen, darunter Magazine wie Focus, chrismon, The European und Cicero, sowie Tages- und Wochenzeitungen, u.a. Das Parlament, Jüdische Allgemeine, Frankfurter Rundschau, Allgemeine Zeitung, Wiesbadener Kurier, Darmstädter Echo, De Lloyd Antwerpen, NT Rotterdam sowie Relaunchs in London, Wien, Sofia, Warschau und Dubai. Zahlreiche Auszeichnungen (u.a. European Newspaper Award, Hall of Fame, CP Award Gold). Daneben journalistische Beiträge zu politischen und gesellschaftlichen Themen, veröffentlicht in div. Tageszeitungen und Magazinen. Erste Buchveröffentlichung 1975, seither mehr als vierzig Veröffentlichungen. Übersetzungen in bislang 14 Sprachen (2018). Zahlreiche Preise und Einladungen: Stadtschreiberpreis der Stadt Kelsterbach, Lesereise Goethe-Institut Südamerika, Teilnahme an Buchmessen in Havanna, Istanbul und Buenos Aires sowie Lit.Col. Köln 2017. Zuletzt Lesereisen nach Lissabon, Turin, Tokyo. Helmut Ortner lebt und arbeitet in Frankfurt am Main und in Darmstadt. Er ist passionierter Radrennfahrer, Eintracht Frankfurt-Fan und Pat Metheny-Liebhaber.