Das sind die Tage, gute Vorsätze zu fassen, die später dann oft nicht eingehalten werden. Doch das sollte Friedrich Merz nicht davon abhalten, sich eine Veränderung seiner öffentlichen Auftritte für das neue Jahr vorzunehmen.
Anders als Vorgänger und Vorgängerin, die vorzugsweise verwalteten, erhebt Merz den Anspruch, politisch zu führen, Deutschland und sogar Europa. Das ist gut. Auch dass er seine Vorstellungen klar erklären kann, ist ein Fortschritt. Allerdings scheint er Führung zu oft mit markigem Auftritt zu verwechseln. Ein schwerer Irrtum. Denn Führung misst sich letztlich allein am Ergebnis.
Was also hat den deutschen Bundeskanzler getrieben, im Vorfeld des Gipfels den Eindruck zu erwecken, den Einsatz eingefrorener russischer Gelder als einzig angemessenen Weg anzukündigen? Wollte er die anderen Staaten damit unter Druck setzen? War ihm nicht klar, dass solche lautstarken Festlegungen ihnen eher erschweren, den Deutschen im Kreis der Gleichberechtigten zu folgen? Zu lesen ist, dass sich die – einst von Helmut Kohl besonders gepflegten – „kleinen“ Staaten in der EU von Merz überfahren fühlten.
Nun muss Friedrich Merz wieder einmal eingestehen, dass er nicht halten kann, was er angekündigt hat. Das ist für ihn eine Niederlage. Und Putin triumphiert. Das wäre zu vermeiden gewesen. Denn das Ergebnis des Gipfels stärkt die Ukraine. Eigentlich ein Erfolg.
