Freiheit der Medien (1)
Bei den Moderationen von Dunja Hayali ist nicht selten ihr Anliegen zu spüren, mittlerweile weniger stark als in früheren Zeiten. Das kann stören, aber es gehört zur Vielfalt von Medien in einer offenen Gesellschaft.
Die Propagandisten der neuen sich weltweit abzeichnenden autoritären Ordnungen können das nicht ertragen und bekämpfen sie deshalb. Die Menschen verachtende Art, in der sie es tun, zeigt, was der Gesellschaft droht, wenn sie die volle Regie übernehmen.
Darum verdient Dunja Hayali Solidarität, auch wenn oder vielleicht sogar, weil ihre Moderationen ärgern können. Wer mit Solidarität nicht so viel anfangen kann, sollte das als eine Frage bürgerlichen Anstandes verstehen.
Danke an Peter Wensierskii, der viel Erfahrungen im Umgang mit totalitären Ordnungen hat.
Freiheit der Medien (2)
Freiheit der Medien (3)
Allenthalben Entlassungen
„Die Milch wird sauer, das Bier wird schal, / Im Fernsehn spricht der Löwenthal,“ war ein beliebter Spottvers der Achtundsechziger über den Moderator des ZDF-Magazins, der als „Halbjude“ in der Rüstungsindustrie Zwangsarbeit leisten musste und das KZ Sachsenhausen überlebt hatte. 18 Jahre moderierte er das ZDF Magazin bis 1987, zwei Jahre vor dem Fall der Mauer. Wütend und polemisch bekämpfte er die Ostpolitik Willy Brandts und witterte allüberall kommunistische Verschwörungen. Gerhard Löwenthal war ein selbstverständlicher Teil der öffentlichen Meinung.
Für ihn hätte allemal der Vorwurf gegolten, die Gesellschaft „offenbar spalten“ zu wollen, den jetzt 250 Journalisten und Journalistinnen in einer Protestnote gegen die Moderatorin Julia Ruhs der Sendung „Klar“ erhoben haben. Aber damals wie heute gilt, dass die Gesellschaft tatsächlich gespalten ist. Diese Spaltung muss sich auch in der Öffentlichkeit widerspiegeln, erst recht in den Sendungen Öffentlich Rechtlicher Anstalten.
Julia Ruhs Sendung über die Migration (https://www.ardmediathek.de/…/Y3JpZDovL25kci5kZS9wcm9wb…) enthält keine herausragenden neuen Erkenntnisse. Das Beispiel einer Migrantenfamilie, deren Familienoberhaupt mit drei Frauen und dreizehn Kindern, sechs in U-Haft oder Haft, seit 10 Jahren mit einer Aufenthaltserlaubnis in Stuttgart lebt, ist aber schon bemerkenswert. Gemessen an Löwenthals Moderationen präsentiert sich Julia Ruhs geradezu als Ausbund an Sachlichkeit.
Um so beunruhigender ist es, dass der NDR unter dem Druck von Protestnoten und Redaktionsversammlungen, die Teilnehmerinnen an Tribunale erinnerten, Julia Ruhs als Moderatorin entlassen hat. Was der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Daniel Günther zu Recht als „extrem schlechtes Signal“ kritisiert, liegt weltweit im Trend: Gerade wurde in den USA die Talkshow von Jimmy Kimmel, scharfer Kritiker der Maga-Bewegung von Präsident Donald Trump, abgesetzt.
