Anbei ein Bericht über die erste und einzige freie Wahl in der DDR, am 18. März 1990, also nach dem heißen Spätherbst der friedlichen Revolution und vor der Vereinigung am 3. Oktober. Dieser Bericht erschien, soweit ich informiert bin, in keiner Wochenzeitschrift wie Spiegel, Focus, Stern und ebenfalls nicht in der regionalen oder überregionalen Tagespresse wie taz, Welt, FAZ oder Süddeutsche.
Lediglich die Wochenzeitung der Mitteldeutschen Kirche „Glaube und Heimat“ hat es gebracht, leider völlig unreflektiert!
Der Berichterstatter für diesen Rückblick Konrad Weiss, damals Bündnis 90 die Grünen und jetzt (glaub` ich) noch immer bei den Grünen, beschreibt das damalige Ergebnis völlig objektiv. Ich war selber sehr überrascht, es nach dem großen Vergessen so zu lesen. Die Allianz für Deutschland, war damals Wahlsieger mit aus heutiger Sicht absoluter Mehrheit von etwa 40 % der Wählerstimmen (also über 50 % unter Berücksichtigung des Anteiles Nichtwähler). Diese Allianz fasste die CDU, den Demokratischen Aufbruch und viele andere mehr Konservative zusammen, die den unbedingten Willen zur Deutschen Einheit verkörperten. Alle anderen Parteien/Gruppierungen (bitte nachlesen) zeigten sich deutlich abgeschlagen. Die als Sieger vorausgesagte SPD erhielt knapp 19 % der Ostwählerstimmen, mutmaßlich die „Quittung für das Herumeiern“ bzw. das Fehlen einer klaren Positionierung für Deutschland als Einheit.
Wie viele Traktate in Presse, Rundfunk und Fernsehen gab und gibt es seitdem über die Unterschiede der Ostdeutschen zu den Westdeutschen, die sich letzten Endes dann in den Umfragen und den Wahlergebnissen niederschlagen? Die besondere Befindlichkeit der Ossis, ihre Unzufriedenheit, Undankbarkeit gegenüber der westlichen Aufbauhilfe, das niedrigere Einkommensniveau, die schlechteren Aufstiegschancen in Wissenschaft, Wirtschaft und Politik – alles das soll in der Bevorzugung der politischen Ränder, zu Demokratieverdrossenheit führen. Und klar, gibt es immer die passenden Interviewpartner hier und heute, die den „Ursachen-Kessel“ am Kochen halten.
Der Vergleich des politischen Heute mit damals 1990/März zeigt jedoch: die Mehrheit wählte und wählt CDU bzw. deren Ableger seit 2013 – in der Summe immer über 40%. Und solch eine permanente Mehrheit im Osten weiß, was sie seit der Wende an Deutschland hat. Gerne lasse ich mir von den Altbundesbürgern Anderes sagen. Man glaubt davon aber lange nicht mehr so viel wie früher, vielleicht bis 2015.
Nahezu alle im Westen, ob aus der mehr rechten oder linken Ecke, fühlen sich den Alt-Achtundsechzigern, ach so sehr, verbunden. Dessen bin ich als intensiv Zuhörender in sehr vielen Diskussionen, etwa in Stuttgart, Hannover, Gütersloh, München, gewahr geworden. Böse Zungen sagen “ mittlerweile tragen auch die CDU-Leute grüne Unterwäsche„.
Wir in der DDR wollten und wollen die Krawallbrüder (-schwestern inbegriffen) nie und nimmer verstehen und akzeptieren. 1968 der August, das war wirklich blutiger Ernst, nicht bei Euch im Westen, sondern hier im Osten, als mehrere Warschauer-Pakt-Staaten unter Führung der Sowjetarmee in der Tschechoslowakei einmarschierten und die russischen Panzer Protestler in Prag und anderswo wirklich niederwalzten. Vergleicht man das mit den Gummiknüppeln, Wasserwerfern und meist nur kurzfristigen Inhaftierungen der Steineschmeißer in bundesdeutschen Städten war das drüben bei Euch alles pille, palle.
Es klingt resümierend makaber, aber was bin ich versöhnt, wie so mancher andere hier, mit der cruden Sozialisation in der Zone, mit der offiziellen Politisierung („Rotlichtbestrahlung“), dem daraus folgenden mal gelinden, mal auch stärkeren Druck in Schuler, Studium und Beruf. Wichtig gegen Staats- und Parteidoktrin, aber immer die Korrektive! Das waren in der Jugend die Stimmen der Freiheit via Westrundfunk und Westfernsehen (die Sender Brocken oder Ochsenkopf!) und danach im Studium die Leipziger Studentengemeinde mit den Freiräumen im Denken und Handeln durch Lesen auch der zu der Zeit aktuellen Literatur aus dem Westen aber auch der Dissidenten im Osten, wie Alexander Solschenycin oder Vaclav Havel.
Vor einem solchen Hintergrund gelebter Freiheit muss seit der Ära der grünroten Kanzlerin einen wie mich und sehr viele andere tiefe Sorge um unser schönes Land erfüllen.

