„Elias“ in Altötting: farbenreich wie eine Oper

Mendelssohns Oratorium „Elias“ unter André Ph. Gold mit dem von ihm vor zehn Jahren gegründeten Euregio-Oratorienchor, Foto: Hans Gärtner

Der Begrüßungsapplaus dauerte an. Gewiss fünf Minuten. Der Schlussapplaus dauerte auch an. Gewiss noch einmal so lang. Die Damen und Herren des Euregio-Oratorienchors sangen auf einer zu erklimmenden fünfstufigen Staffelei vor dem Hochaltar der Altöttinger Päpstlichen Basilika St. Anna. Aus voller Überzeugung, an einer denkwürdigen Aufführung entscheidend Anteil zu haben, dem oft so bezeichneten größten Oratorium des 19. Jahrhunderts: „Elias“ von Felix Mendelssohn Bartholdy. Zehn Jahre Vorarbeit und etliche Jahre Nacharbeit ließ der Komponist seinem letzten abendfüllenden Werk angedeihen. Kaum hatte er es beim Chorfestival von Birmingham am 26. August 1846 zur Uraufführung gebracht, erlag er dem Todeskampf. Gott schenkte ihm nur 38 Lebensjahre. Wie gerne hätte Mendelssohn eine Oper geschrieben, doch dazu kam es nicht. „Elias“ ist aber so farbenreich und aufwühlend wie ein Musikdrama.

Das erfuhr das Publikum während gut drei Stunden Aufführungsdauer des Konzerts zum 50jährigen Bestehen des Festivals „Musiksommer zwischen Inn und Salzach“ von der Ouvertüre bis zum Schlusschor „Alsdann wird euer Licht hervorbrechen“. Mag den in den harten Holzbänken nicht gerade bequem Sitzenden und mit der (gewiss ab Reihe 10) wenig guten Sicht auf Orchester und Solisten Hadernden zu viel Ausdauer abverlangt worden sein: die einhellige Zustimmung dürfen alle Mitwirkenden als Erfolg verbuchen.

Musikdirektor André Philipp Gold bewies einmal mehr, ein bravouröser Kenner (der wunderbaren Partitur) und großer, verehrungswürdiger Könner zu sein: als künstlerischer Leiter und Dirigent, nicht nur des fulminant singenden, von ihm vor zehn Jahren gegründeten Euregio-Oratorienchors, sondern auch der schier opernhaft-orchestralen Glanz verströmenden Bad Reichenhaller Philharmoniker.

Dem von Reihe 22 aus ermöglichtem Blick des Berichterstatters auf fast alle besetzten Reihen ist nicht entgangen, dass nur ein kleiner Teil des Publikums das ambitioniert mit Illustrationen und erläuternden Zwischentexten erstellte Programmheft in Händen hielten. Schade, dass Angaben zu den Illustrationen wie auch die Namen einiger solistisch hervortretender Mitwirkender fehlten. Nur allzu gern hätte man doch wenigstens gewusst, wer die Rolle des Knaben gegen Ende des Ersten Teils so unbefangen wie sicher und klangvoll sang. Die vier Soli hatten Sopranistin Eva Maria Schinwald (souverän und strahlend), Mezzosopranistin Carolina große Darrelmann (hingebungsvoll und blühend), Tenor Eric Price (klar und beherrscht) und Bassbariton Thomas Hamberger (erfahren in der Rolle des Titelhelden) inne.

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Prof. Dr. Hans Gärtner, Heimat I: Böhmen (Reichenberg, 1939), Heimat II: Brandenburg (nach Vertreibung, `45 – `48), Heimat III: Südostbayern (nach Flucht, seit `48), Abi in Freising, Studium I (Lehrer, 5 J. Schuldienst), Wiss. Ass. (PH München), Studium II (Päd., Psych., Theo., German., LMU, Dr. phil. `70), PH-Dozent, Univ.-Prof. (seit `80) für Grundschul-Päd., Lehrstuhl Kath. Univ. Eichstätt (bis `97). Publikationen: Schul- u. Fachbücher (Leseerziehung), Kulturgeschichtliche Monographien, Essays, Kindertexte, Feuilletons.