Numismatiker, Sammler und Liebhaber können nur staunen, was da in München alles ans Licht gebracht wurde. Eine Sonderausstellung ist das schon deshalb, weil erstmals aus den etwa drei Mal hunderttausend Objekten, die der Staatlichen Münzsammlung in der Münchner Residenz gehören, eine Auswahl gezeigt wird. „Nur ein Bruchteil“, heißt es, wird ans von dem Sammelgut ans Licht gebracht, was vor allem den Wittelsbachern zu verdanken ist. Sie kauften an, was ihnen für wertvoll, aber auch wertbeständig erschien. Das taten auch Einzelpersonen, die sich für bestimmte Sachgebiete besonders interessierten. Die Numismatik ist nur eines davon. Ihr war schon Herzog Albrecht V zugetan, der die Staatliche Münzsammlung im 16. Jahrhundert gründete. Staatlich heißt hier gleichermaßen stattlich. 1807 wurde aus den Schätzen, die sich bis dahin angestaut hatten, eine eigene Institution. Seit 1963 ist die Münzsammlung in die Residenz eingegliedert.
Man darf nicht nur Edelmetall-Objekte erwarten, sondern auch elfenbeinerne, papierene und solche aus Edelstein. In der chronologischen Abfolge findet man sich unschwer zurecht. Man werfe einen ersten Blick in die Bibliothek des Universalgelehrten Félicien de Saulcy, speziell in ein nur in 100 Exemplaren gedrucktes Buch über spanische Münzen des Mittelalters und der Antike. Besonders interessierten de Saulcy die Münzen der Kreuzfahrer.
Etwas ganz Besonderes: die erste Münze. Sie zählt zu den frühesten ihrer Art und sei, so ist zu erfahren, ein wahres Schmuckstück. Aus Elektron geschlagen, einer Gold-Silber-Verbindung, gehört sie in die Mitte des 7. Jahrhunderts und kam vermutlich aus Lydien, der Westküste der heutigen Türkei. Die kleinasiatische Münzstätte ist unbekannt. Man muss schon dreimal hinschauen, um den kleinen Klumpen auf dem Podest, den der Besucher nicht übersehen kann, als „Geldstück“ zu erachten.
Wenige Schritte weiter steht man vor einem sogenannten Münzhumpen aus Silber mit 21 Talern innen und außen, der älteste von ihnen ist von 1486. Der Deckel ist hochgeklappt, so dass man ein Stück weit hineinsehen kann. In ihn ist eine „Donativ-Medaille“ für ausländische Gesandte eingelassen. So etwas Repräsentatives ist in Königsberg um 1670 gefertigt worden. Bei großen Gesellschaften gab der stolze Besitzer mit einem solchen „Trumm Maßkrug“ ganz ohne Zweifel an.
Der „Blaue Kurfürst“ Max Emanuel von Bayern (1662 bis 1726) hat sich auf einer vergoldeten Silbermünze als Sonne, die nach seinem Exil wieder aufging, darstellen lassen. Möge sie, so sollte das wohl heißen, ihm, aber auch seinem Kurfürstentum, wieder neuen Glanz verleihen. Max Emanuels Haupt mit wallender Lockenpracht hat Philipp Heinrich Müller 1715 lebensecht in das Rund der Sonne gesetzt.
Ein Exponat, das eigentlich gerade jetzt, zur Bayerischen Landesausstellung, nach Regensburg gehörte, erwarb 1814 der spätere bayerische König Ludwig I. in Rom. Das mit Glassteinen prunkvoll aufgestylte Schaustück, das wegen seiner geschmacklich anfechtbaren Gestaltung selten ausgestellt wurde (und vielleicht deshalb in Regensburg fehlt) ist mit Kameen und Gemmen nach antiken Vorbildern bestückt. Dem Objekt, das durch seine prätentiöse Gestalt mehr hermacht als es nötig ist, fehle, so die Experten im Haus, ein klares Konzept. Der rote Stier gilt als getreue Kopie eines antiken Schmucksteins.
Die Staatliche Münzsammlung ist bis auf weiteres täglich außer Montag von 10 bis 17 Uhr geöffnet, so dass die Ausstellung lange Zeit auf dem Programm stehen kann.
