Diversifizierte Lieferketten stärken Resilienz der Unternehmen

Studie „Neue Beschaffungsmärkte für die bayerische Wirtschaft“

Bayernfahne, Quelle: SGL

Eine Vielzahl neuer Märkte bietet deutschen Unternehmen die Möglichkeit, die Risiken ihrer Lieferketten zu reduzieren und gleichzeitig deren Effizienz zu steigern. Das zeigt eine Studie der vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V., die die Prognos AG erstellt hat. „In fast allen untersuchten Warengruppen zeigt sich derzeit eine große Importabhängigkeit von China. Diese hat zuletzt in vielen kritischen Bereichen weiter zugenommen. Vor dem Hintergrund globaler Krisen und wachsender Unsicherheiten müssen wir unsere Lieferketten gerade im Einkauf weiter diversifizieren. Dank neuer Beschaffungsmärkte können unsere Unternehmen den Spagat zwischen Effizienz und Resilienz im Einkauf meistern“, erklärt vbw Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt.

Brossardt weiter: „Unsere Studie ermittelt für fast alle der ausgewerteten Warenkategorien neue Beschaffungsmärkte mit großem Potenzial. Auf der einen Seite werden aufstrebende Schwellenländer, wie etwa Indien oder die Länder Südostasiens, immer attraktiver. Auf der anderen Seite gibt es eine Reihe hochentwickelter Länder, die trotz größerer Distanz oder aufgrund neu entstandener Produktionskapazitäten inzwischen echte Alternativen zu bestehenden Importstrukturen darstellen. Dazu gehören vor allem Japan und Südkorea sowie die USA und Kanada. Eine kontinuierliche Überprüfung der internationalen Beschaffungsmärkte ist ein wichtiges Instrument, um die Produktionsketten und damit die Wertschöpfung unserer Wirtschaft nachhaltig zu stärken.“

Die Studie „Neue Beschaffungsmärkte für die bayerische Wirtschaft“ wertet die Beschaffungsmärkte der neun wichtigsten Warengruppen für deutsche Unternehmen aus. Die bisherigen Importströme für Vorleistungen werden nach Zusammensetzung der Lieferländer, Weltmarktanteilen und Risikobewertungen analysiert. Zudem gibt es einen Ausblick auf wenig erschlossene Märkte, die zur Diversifizierung beitragen können. „Für alle betrachteten Warengruppen zeigt sich ein spürbarer Anstieg des Importvolumens. Vorleistungen für die Chemie sind von 2012 bis 2022 im Wert um 83 Prozent gestiegen, in der Metallerzeugung und -bearbeitung betrug der Anstieg 72 Prozent. Mit 114 Prozent sind elektrische Ausrüstungen am stärksten angestiegen. Das unterstreicht die Notwendigkeit krisenfester Einkaufsstrategien“, erläutert Brossardt.

Die Analyse der wichtigsten Märkte für deutsche Vorleistungsimporte zeigt den Mehrwert der Europäischen Union. „Die Länder der EU sind mit rund 50 Prozent der Marktanteile die wichtigste Bezugsquelle. Das belegt die Stärke und Relevanz unseres EU-Binnenmarkts“, sagt Brossardt und ergänzt: „Daneben sind China mit 11 Prozent, die Vereinigten Staaten mit 7 Prozent und die Schweiz mit 4 Prozent sehr wichtige Beschaffungsmärkte.“

Bei der Warengruppe der chemischen Vorleistungen, die mit 122 Mrd. Euro im Jahr 2022 die Warengruppe mit dem größten Importvolumen in Deutschland war, ist beispielweise China mit 19 Prozent der wichtigste Beschaffungsmarkt für deutsche Unternehmen. „Das risikobehaftete China ist in diesem Bereich zwar das weltweit wichtigste Lieferland, aber mit den USA und Südkorea gibt es weitere Optionen mit großen Weltmarktanteilen, aus denen deutsche Unternehmen bisher noch wenig beziehen. Vor allem das Freihandelsabkommen zwischen der EU und Südkorea erleichtert den Marktzugang zu dem starken Chemiestandort“, so Brossardt abschließend.

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