Ingo Friedrich fragt: Wieviel Krisen halten wir noch aus?

Mann, Evakuierung, Katastrophe, Quelle: hosnysalah, Pixabay. Freie kommerzielle Nutzung, Kein Bildnachweis nötig.

Die Bürger honorieren in der heutigen Situation Kompromissbereitschaft der Parteien, aber nicht mehr das „Pflegen der eigenen Klientel.“

Bei Lektüre der Zeitung könnte man schier Schnappatmung bekommen, eine Krise jagt die andere:

Ukraine Krieg

Gaza Krieg

Zollkrise mit den USA

Frankreich verschuldet und ohne Regierung

Autoindustrie unter Druck

Sozialleistungen nicht mehr finanzierbar

Wie soll da der normale Bürger noch ruhig schlafen können?  Was wir jetzt brauchen sind nicht ständig neue und noch alarmierendere Analysen sondern einmal auch Ideen und Vorschläge wie es weitergehen könnte oder sollte.

Versuchen wir es doch mal:

Ukraine: da muss und wird es hoffentlich bald ein Ende geben, weil inzwischen alle Beteiligten einen so hohen Preis zahlen, den sich keiner mehr leisten kann, auch die Russen nicht mehr.

Für Gaza gilt das Gleiche. Wenn Netanjahu das Desaster überstehen möchte, muss er irgendwann, ja ziemlich bald, mit dem Bomben aufhören.

Zollkrise: Trumps erratische Politik wird früher oder später enden. Entweder er wird bei den Midterm Wahlen in 1 1/2 Jahren brutal abgestraft oder er ändert seine Politik hin zu mehr Normalität und Kalkulierbarkeit.

Frankreich: wenn wirklich alle Stricke reißen, wird jedwede französische Regierung gezwungen sein, drastische Konsolidierungsmaßnahmen vorzunehmen. Dass ein solches Vorgehen möglich ist und auch funktioniert, ist am Beispiel Griechenlands zu sehen. So hat Athen beispielsweise die Renten um über 30 Prozent gekürzt! Noch vor wenigen Jahren war Griechenland ein verlorenes Land und heute verfügt es über eine blühende Wirtschaft, zahlt seine Zinsen und diskutiert Steuersenkungen. Es geht also, man muss nur wollen!

Autoindustrie: Ja leider hat uns China hier zu einem erheblichen Teil überholt. Da hilft nur eines: besser werden, besser werden! Die Autos der Zukunft bieten Luxus, Entertainment und Entspannung und dies zu bezahlbaren Preisen. Das ist zwar nicht einfach zu erreichen aber Teufelszeug ist es auch nicht.

Sozialstaat: auf diesem Sektor entscheidet sich das Schicksal der Bundesregierung! Den beiden Regierungsparteien muss klar sein: die Wähler honorieren in dieser Krisensituation nicht mehr das Streicheln und Pflegen der eignen Klientel, sondern die Fähigkeit Kompromisse zu finden! Daran ist ja die FDP gescheitert, durch ihr ständiges Neinsagen hat sie sich zwar profiliert aber wegen der fehlenden Kompromissbereitschaft wurde sie vom Wähler abgestraft. Wer hören kann der höre und lerne daraus!!

Über Ingo Friedrich 70 Artikel
Dr. Ingo Friedrich war von 1979-2009 Abgeordneter des Europäischen Parlaments, von 1992 bis 1999 Vorsitzender der CSU-Europagruppe im Europäischen Parlament. Er war Schatzmeister der Europäischen Volkspartei (EVP) und Präsident der Europäischen Bewegung Bayern. Seit 2009 ist er Präsident des Europäischen Wirtschaftssenats. Von 1999-2007 war Friedrich einer der 14 gewählten Vizepräsidenten des Europäischen Parlaments. 2004 erhielt er das Große Bundesverdienstkreuz. Friedrich ist Ehrenmitglied des Europäischen Parlaments und war Präsident der Wilhelm Löhe Hochschule.