Ein spannender Krimi, der nebenbei über Syrien aufklärt

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Die geheime Mission des Kardinals von Rafik Schami ist nicht nur ein ausgezeichneter Kriminalroman, sondern auch ein aufklärendes Lehrstück über Diktatur und Kriege in Syrien. Zur Tatzeit des Krimis ist der Krieg gegen wen auch immer bereits vorhanden, jedoch noch nicht offiziell. Die gewalttätigen Islamisten erscheinen sympathischer als das mächtige Diktatorenregime. Schwer vorstellbar, dass auch nur ein einziger Flüchtling nach Syrien zurückkehren wird, solange der Geruch des smarten Tyrannen in den Straßen von Damaskus zu spüren ist. In Deutschland hingegen hat(te?) der Despot mehr treue Fans als sonst wo in der Welt. Lange ist es her, dass der gut aussehende, aufgeklärte Massenmörder mit Frau (1) und Kindern in der Hochglanz-“Bunten“ abgebildet worden ist. Bald wird Baschar Hafiz al-Assad neben Wladimir Wladimirowitsch Putin in deutschen Zeitungskiosken erneut glänzend freundlich lächeln.

Die geheime Mission des Kardinals
von Rafik Schami
Carl Hanser Verlag (22. Juli 2019)
ISBN-13: 978-3446263796
432 Seiten 26 €

Dem syrischen Kommissar wird ein Mafia-erfahrener italienischer Polizist zur Seite gestellt. Weitere Folgen in dieser Konstellation werden – so Gott will – folgen!

Wer Rafik Schamis Werke kennt, muss unbedingt dieses grandiose Buch lesen. Der Schriftsteller Rafik Schami schreibt ein besseres Buch nach dem anderen. Selbstverständlich unterlaufen ihm kleine Fehler, die erwähnt werden sollen:

Gott hat die Erde in sechs und nicht in sieben Tagen erschaffen.

Jesus ist kein Palästinenser, der in Palästina, sondern ein Jude, der in Judäa gelebt hat und gestorben ist. Hier bricht die Israel feindliche und Juden hassende Erziehung in Syrien ans Licht.

Viele Sätze des Buches sind ein Schatz, der gesammelt und gehütet werden muss:

Ein wenig Wahrheit ist zu viel Lüge.

Verbrechen ab einer bestimmten Größe lohnt sich.

Wir leben in einem wunderschönen Land, und wir dürfen machen, was wir wollen, aber ab und zu geht das Ansehen des Staates über die Gerechtigkeit.

Liebe vereint, Religion trennt.

Wie bei der italienischen Mafia: Die Renten dort funktionieren zuverlässiger als im italienischen Staat.

Das sind die Taschentücher, die Seine Heiligkeit am gestrigen Tag gebraucht hat. Sie tragen seinen Schweiß, seinen Urin und seinen Speichel. Und sie heilen alle Krankheiten.

Iraner sind seit Beginn der Zivilisation Teppichweber, und diese Kunst lehrt Geduld und Ausdauer.

Ein vernünftiger Feind ist besser als ein dummer Freund. Aber gibt es etwas Schlimmeres als einen dummen Feind?!

Wer nach oben kommen will, muss Kompromisse schließen und ein paar Kanten runden, aber nicht alle, sonst wird man zu einer Kugel, und Kugeln neigen immer dazu, im tiefsten Punkt zu landen.

Mit der vollkommenen Verschleierung der Frauen erreichen wir die tiefste Stufe dieser Niederlage. Wir lassen die Frauen verschwinden. So sind auf unseren hässlichen Straßen nur noch hässliche Männer und gesichtslose Frauen zu sehen.

Die Diktatur macht uns ängstlich. Sie lässt nicht nur Freunde und Verwandte einander bespitzeln, sie verbreitet auch Geschichten über fortwährenden Verrat, so dass das Volk überzeugt ist: Man kann heutzutage keinem mehr vertrauen.

Weißt du, warum Justitia eine Augenbinde trägt?
Damit sie jeder Person gerecht wird, unabhängig von deren Äußerem oder Ansehen!
Nein. Damit sie nicht sieht, was in ihrem Namen alles begangen wird.

Die Söhne der ersten Generation des Herrscherclans sind schlimmer als ihre Väter, denn diese Generation wuchs in den Häusern von absoluten Herrschern auf. Sie haben nie erfahren, wie man sich als Normalsterblicher verhält.

Schwangerschaft, Verliebtheit und Kamele kann man auf Dauer nicht verbergen.

Glaube versetzt selten Berge, Aberglaube ganze Völker.

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Über Nathan Warszawski 535 Artikel
Dr. Nathan Warszawski (geboren 1953) studierte Humanmedizin, Mathematik und Philosophie in Würzburg. Er arbeitet als Onkologe (Strahlentherapeut), gelegentlicher Schriftsteller und ehrenamtlicher jüdischer Vorsitzender der Christlich-Jüdischen Gesellschaft zu Aachen.