Podiumsgespräch zur aktuellen Lage des unabhängigen belarusischen Dokumentarfilmschaffens eröffnet Programm von DOK Industry

Vollständiges Branchenprogramm von DOK Leipzig bekanntgegeben

Pressemitteilung – Vor dem Hintergrund des sich zuspitzenden politischen Klimas in Belarus und der Eingriffe in die (künstlerische) Freiheit präsentiert DOK Industry ein Podiumsgespräch über die gegenwärtige Situation von belarusischen Dokumentarfilmer*innen im Exil. Die Veranstaltung „Displaced by Dictatorship and War: Belarusian Independent Filmmakers in Europe“ findet am Montag, dem 9. Oktober, um 13 Uhr in der Propsteikirche St. Trinitatis statt.

Bei dem Gespräch werden Mitglieder der im Frühjahr gegründeten Belarusian Independent Film Academy (BIFA) anwesend sein. Gemeinsam mit weiteren Filmschaffenden berichten sie über die aktuelle Lage des unabhängigen belarusischen Dokumentarfilms und die Herausforderungen, mit denen – im Exil oder noch im Land lebende und arbeitende – belarusische Dokumentarfilmer*innen konfrontiert sind. Diskutiert werden auch Möglichkeiten der Unterstützung für Kolleg*innen aus Belarus, darunter Förderung, Festivals und Partnerschaften mit europäischen Filminstituten.

Zu den Podiumsgäst*innen gehören die gegenwärtig in Estland lebende Filmproduzentin, Regisseurin und Programmdirektorin des unabhängigen belarusischen Filmfestivals „Northern Lights“ Volia Chajkouskaya und die deutsche Regisseurin Juliane Tutein. Chajkouskaya und Tutein werden darüber sprechen, wie sich Filme in und über Belarus realisieren lassen, seitdem das Land nach 2020 in eine tiefe Krise gestürzt wurde. Dem Gespräch schließt sich der Produzent Louis Beaudemont (Les Steppes Productions) an, der gemeinsam mit Alice Syrakvash eine Veranstaltungsreihe ins Leben gerufen hat, um in Frankreich und Europa Kino aus Belarus zu unterstützen. Chajkouskaya, Filmregisseur Andrei Kutsila („Wenn die Blumen nicht Schweigen“) und Filmkritikerin, Kulturbeobachterin und Journalistin Irena Kaciałovič werden während des Panels zudem die Arbeit der BIFA vorstellen.

Die BIFA wurde im Februar 2022 von Mitgliedern der Filmgemeinschaft aus Belarus als Organisation gegründet, die sich für unabhängige belarusische Filmschaffende einsetzt, ihre Interessen vertritt und ihnen eine Plattform bietet, um mit einer vereinten Stimme aufzutreten. Zu den Gründungsmitgliedern gehören Volia Chajkouskaya, die Filmregisseur*innen Andrei Kutsila, Darya Zhuk („Crystal Swan“) und Aliaksei Paluyan („Courage“), Senior Programmer Ihar Sukmanau sowie die Filmkritikerin Irena Kaciałovič.

Die Gründung der BIFA ist eine Folge des Umstands, dass sich belarusische Filmemacher*innen nach wie vor Anfeindungen und Angriffen auf ihr Leben und ihre Freiheiten ausgesetzt sehen. Oppositionelle Stimmen und abweichende Meinungen werden durch die Diktatur von Alexander Lukaschenko mit rigorosen Maßnahmen unterdrückt. Viele Filmschaffende und Branchenprofis, die sich für den Widerstand stark gemacht haben, mussten nach Europa fliehen und leben nun im Exil. Die BIFA stellt somit auch eine Alternative zu den staatlich geförderten Filmorganisationen in Belarus dar. Die Organisation wurde nach dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine ins Leben gerufen, als mehr als 130 belarusische Filmschaffende und andere Fachkräfte der Branche eine gemeinsame Erklärung unterzeichneten, in der sie die russische Invasion in der Ukraine in vollem Umfang verurteilten.

Am 14.9. wurde das vollständige Branchenprogramm von DOK Industry veröffentlicht. Es bietet ein breites Spektrum an Veranstaltungen, die kreativen Austausch fördern und Filmemacher*innen Gelegenheiten bieten, mit anderen Medienschaffenden in Kontakt zu treten, Projekte vorzustellen und potenzielle Kooperationspartner*innen zu finden. Zu den Höhepunkten des Programms zählt der Pitch Short n’ Sweet (11. Oktober), bei dem acht Filmschaffende ihre Kurzfilm-Projekte aus den Bereichen Dokumentarfilm, animierter Dokumentarfilm, Animationsfilm und Serien präsentieren. Der DOK Archive Market bietet nach der erfolgreichen ersten Ausgabe im vergangenen Jahr nun erneut den Teilnehmenden die Möglichkeit, sich über die Bestände der ausstellenden Archive und Anbieter von Archivmaterialien zu informieren und sich mit Rechercheur*innen und Produzent*innen zu treffen. Weitere Veranstaltungen von DOK Industry finden Sie online.

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