Vision und Tradition: 200 Jahre Nationaltheater in München – Eine Szenographiegeschichte mit innovativer Dimension

Jürgen Schläder (C) OMNIS TERRA MEDIA

Wer sich in das Nationaltheater begibt, ist und bleibt ein Gast, der im Zuschauerrraum, entfernt von der Bühne, das Geschehen erlebt, sei es in der ersten oder letzten Reihe. Immer sind auch andere Menschen zugegen und nie ist man ganz allein. Nur König Ludwig II. hatte sich dieses Privileg gegönnt und ließ sich persönlich in die Welt des Parsifals entführen – ohne einen Zaungast. Was nun im Theatermuseum ganz nach König Ludwigs II. Geschmack sein dürfte, ist der multimediale Spiegelsaal, der ein spektakuläres Erlebnis hautnah mit der Bühnenwelt ermöglicht. Wir sind nicht länger nur teilnehmende Theaterbesucher, sondern tauchen förmlich in das Geschehen ein, werden ein integrativer Bestandteil der Aufführung. So kommt es zu einem lebendigem Dialog, in dem sich die Dramatik auf einer neuen kommunikativen Ebene offenbart. Dieses vitale Erlebnis möchte man freilich vielen Menschen gönnen! Denn wer steht nicht gerne mal an der Seite einer berühmten Künstlerpersönlichkeit, geht über den roten Teppich an der Hand von Jonas Kaufmann oder wird von Cecilia Bartoli umarmt? Ein immanenter Teil solch einer Inszenierung zu sein, das dürfte eine einmalige und erstmalige Erfahrung sein, die man beim Besuch des Theatermuseums in München in der Zeit zwischen 13.10.2018 – 14.4.2019 live machen kann. Bei der Flut an Unterhaltungsangeboten dürfte man sich das nicht entgehen lassen!

Gezeigt werden in dieser Ausstellung die bedeutsamsten originalen Bühnenbildentwürfe von 1818-2018.
Diese orientieren sich an den stilistisch zeittypischen Darstellungen der bildenden Kunst.
Am Beispiel von fünf repräsentativen Opern des Münchner Repertoires spiegelt sich die szenographische Geschichte: Simon Quaglios Ausstattung von Mozarts Zauberflöte (1818), Michael Echters Bildern zur Uraufführung von Wagners Meistersingern von Nürnberg (1868), Alfred Rollers Uraufführungsdekoration zu Richard Strauss´ Frau ohne Schatten (1919), den Dekorationen von Helmut Jürgens zu Verdis Aida (1948 und 1963) und den Entwürfen Erich Wonders zu Beethovens Fidelio (1978). Ergänzt werden die Bildreihen durch Entwürfe von Georg Baselitz zu Richard Wagners Parsifal und Porträts herausragender Bühnenbildner, die den Stil des Nationaltheaters beeinflussten, u.a. die Familie Quaglio, Leo Pasetti, Ludwig Sievert, Helmut Jürgens, Jean-Pierre Ponnelle und Jürgen Rose. Den Kuratoren Jürgen Schläder, der auch die begleitende Publikation verfaßt hat, Claudia Blank und dem Mediendesigner Christian Schmidt ist nicht nur eine hohe Besucherzahl zu wünschen, sondern auch eine internationale Verbreitung und entsprechende Resonanz ihrer Ausstellung. Diese wertvollen Schätze zur Szenographiegeschichte, die so fantastisch und modern in Szene gesetzt sind, sollten anlässlich des 200 – jährigen Jubiläums des Nationaltheaters wirklich überall zu sehen sein, über die bayerischen Grenzen hinaus für viele Menschen, die im Ausland leben, aber auch für die vielen Theater- und Opernfans, die nicht in die Münchner Galeriestrasse kommen können. Nun gilt es, das Interesse bei Jung und Alt auch mit einem spannenden Imagefilm zu wecken und zeitgemäß mit den heutigen digitalen Möglichkeiten weltweit „Vision und Tradition“ mehrsprachig zu präsentieren. Dieses Echo möge bis zu Alexander Gerst widerhallen.

Deutsches Theatermuseum, Galeriestrasse 4 A, 80539 München Tel. 089 – 210691 28
www.stmwfk.bayern.de info@deutschestheatermuseum.de
Dienstag- Sonntag, 10.00 – 16.00 Uhr € 5, 00 / ermässigt € 4,00 / frei bis einschließlich 18 Jahre
Geschlossen: 24. und 25.12.2018.
MVG U 4/ U5 und U 3/U 6 Odeonsplatz, Museumslinie Bus 100, Odeonsplatz

Katalog 194 S., 200 Abb./ € 34,95 / ISBN 978-3-89487-802-3 Henschel Verlag, Leipzig