Angela M. wird nun noch mehr schwimmen müssen

Meer, Foto: Stefan Groß

Landauf, landab beschallt es uns aus vielen Medienmündern und -stiften. Erinnerungen an den ostdeutschen Schnitzler und die allgemeine 24stündige rund-um-die-Uhr-Mobilmachung seitens der Avantgardeparteien des Ostblocks kommen zwangsläufig auf.

Ob ich das nun will oder nicht. Meine zunehmende Anwiderung scheint problemlos mit den indoktrinären Mühen des Zweiten Deutschen Erziehungsfernsehens und seiner gesellschaftsarchitektonischen Partner ARD und die anderen Leitmedien mithalten zu können.

Jüngstes Beispiel die schnitzlersche Handhabe der Bildermacht im Umgang mit Donald, der „unberechenbaren“ Trompete, aus Übersee. Das Bundespresseamt war so großzügig und ideenreich, eine Blaupause für fake-Fakten-Verbreitung zur Verfügung zu stellen. Hier die berechenbaren Autoritäten der G-6 Staaten, da der trotzige Bengel des sich selbst amputierenden G-7-Sprengels USA.

Ist das aber wirklich so gewesen? Ich weiß es nicht. Ich war nicht dabei. Und die, die die Bilder machen, die machen ihre Bilder. Ich zweifle dabei die spezielle Runde der Staatsfrauen und -männer um Trump herum nicht an. Die abgebildete Versammlung war sicher so engagiert beieinander und sie wollten ganz sicher Mr. Trump überzeugen. Faktisch eine starke Mannschaft, die es braucht, um den einen Mann zu verklügern.

Das Resultat ist bekannt. Der US-Präsident war bereit, die G-7-Erklärung unterzeichnen zu lassen. Die Mannschaft hatte tatsächlich was erreicht. Die Erklärung war in Sack und Tüten, Trump konnte nach Singapur fliegen um sein Wunder mit Kim zu zelebrieren und alles war gut. Aber Halt! Der zur berechenbaren Riege der Guten gehörende Justin Trudeau legte dem davonfliegenden unberechenbaren Beelzebub ein schwefliges eitles Ei ins Nest. Statt den Erfolg mit Trump zu nehmen, zehn Meter damit weiter weg zu gehen und sich der Erklärung zu erfreuen, machte Justin ohne Not auf high noon und baute sich zu Goliath auf, riss die gute Stimmung weg, drohte dem Cowboy aus USA. Dummerweise las der auch im Flugzeug die Nachrichten und kam sich sofort veräppelt vor. Was ihm nicht zu verdenken ist.

Trump flog im Hochgefühl einer mit ihm geglückten G-7-Erklärung zum nordkoreanischen Gewaltherrscher und musste kurz nach dem Start im Flugzeug lesen, dass Trudeau ihn inzwischen liliputiserte. Was würde wohl Kim davon halten? Der Wert Trumps als gewaltiger Sparringspartner in Singapur fiel aus Sicht Trumps gegen Null. Umzukehren war dieser Effekt nur mit einer Ohrfeige für Trudeau und dessen Formulierungspolitikerkollegen der G-6. Sowas kommt von sowas.

Es war Trudeau, der nicht bis drei zählte und er bewirkte damit das Scheitern der G-7-Erklärung. Trump musste doch unbedingt als Siegertyp in Singapur landen. Trudeau sah das nicht voraus und nun sitzen die Trump-Bekehrer des Bundespressamtsfotos als unglücklicher Hühnerhaufen allein zu Hause herum. Und was machen sie? Natürlich wieder das Falsche: Trump ist böse, unberechenbar und überhaupt. Und wie beweisen sie das fotomontagenhaft? Auf dem öffentlichen Foto muss sich Trump von Merkel Vorhaltungen machen lassen. So sieht es jedenfalls in der Perspektive der Fotooptik aus. So war es aber überhaupt nicht! Trump schaute zur anderen Pfarrerstochter. Zu Mrs. May aus London. Die jedoch schien zu überlegen, statt den dicken Max zu machen.

Ich kann nicht sagen, dass das Bundespresseamt lügt. Aber die Wahrheit verbreitet es irgendwie auch nicht. Solche fake-ähnlichen Darstellungen sind nicht nur weltpolitisch alles andere als klug. Der US-Präsident wird sich mit seinem Elefantengedächtnis auch das merke(l)n. Angela M. wird nun noch mehr schwimmen müssen. Wetten?

Den Vogel diesbezüglich schießt gerade der Karikaturist Richard Gutjahr ab. Der Mann macht sich nicht mal mehr die Mühe Theresa May mit in seine Karikatur zu packen. Bei ihm schimpft nur Frau Merkel mit dem kleinen Trump, der auf seinem Kinderstühlchen sitzt. Intelligent und vorausschauend geht anders. Merkels Vorgänger im Amt wussten das alle besser.

Zurück zu Eingangsfrage berechenbar – unberechenbar. Ist Trump, der tut, was er sagt, tatsächlich unberechenbar und sind seine Salonpolitikerkollegen der G-6, die gestern anders reden als sie es heute tun, tatsächlich berechenbar?

Beide sind berechenbar. Im Fall von Trump sollten wir ihm pessimistisch gut zuhören und wir wissen sofort, was durch ihn und mit ihm geschieht. Bei seinen guteren Kollegen sollten wir frohgemut und optimistisch auf das Gegenteil ihrer Worte setzen. Das wird dann auch berechenbar. Komplizierter zwar das ganze, aber auch irgendwie berechenbar.

Gunter Weißgerber