Bayerns „buch-stäbliche“ Freundschaft mit Israel – Die neue Ausstellung der Bayerischen Staatsbibliothek: „VonSulzbach bis Tel Aviv“

Seine besten Jahre, im noch jugendlichen Alter zwischen 20 und 30, verbrachte Stefan Jakob Wimmer, Kurator der neuen Ausstellung in der Bayerischen Staatsbibliothek (BSB) „Von Sulzbach bis Tel Aviv“ in Jerusalem. Er sei glücklich, sagte er bei der Eröffnung, mit einem Teil seiner Biografie dafür stehen zu können, woran mit dieser Ausstellung hebräischer Neuerwerbungen seit 1965 gedacht wird: an den 50. Jahrestag der Aufnahme deutsch-israelischer Beziehungen.
In vier Abteilungen präsentiert die Schau mit bemerkenswerten Exemplaren hebräische Handschriften, alte Drucke, Werke so genannter Displaced Persons (DP) und israelische Literatur bis in die jüngste Gegenwart. Wie kommt das altbayerische Sulzbach(-Rosenberg) in den Ausstellungstitel? Sulzbach war vom 17. bis Mitte des 19. Jahrhunderts eines der bedeutenden Zentren des jüdischen Buchdrucks, der damals europaweit ausstrahlte. Hebräisches wurde aber auch in Fürth und Wilhermsdorf gedruckt.
Die Reihe der Handschriften, die in der Schatzkammer gezeigt werden, führt der barocke Klausener Psalter aus Prag an. Das 40 Blatt starke Pergament-Werk wurde 1707 für die Prager Klausen-Synagoge (heute Museum) hergestellt. Auch Torawimpel, Esterollen, ein Zauberbuch, jiddische Erzählungen für Frauen, die besser Hebräisch lernen sollten und eine in deutscher Sprache, jedoch in hebräischer Handschrift verfasste Satire aus dem Jahr 1816 zählen zu den ausgewählten Stücken aus insgesamt 702 der BSB gehörenden Hebraica-Handschriften.
In den letzten Jahren wurden hier schwerpunktmäßig Publikationen gesammelt, die mit den so genannten Displaced Persons (DP) im Zusammenhang stehen: für das religiöse Leben, den Unterricht, der Volksbildung. Zeitungen wurden gegründet und verbreitet. Zwei das KZ Dachau überlebende Rabbiner im DP-Krankenhaus St. Ottilien druckten den Babylonischen Talmud für den Gebrauch der DP nach, unterstützt von der US-amerikanischen Militärregierung. Ausnahmsweise durfte der Titel illustriert werden.
In der 4. Abteilung sind ausgewählte Zeitschriften, Nachschlage- und Sprachlehrwerke sowie Sach- und Schöne Literatur in der Gang-Vitrine ausgelegt. Von der IJB, Schloss Blutenburg, lieh man sich eine Ausgabe des Buches aus, das wohl jedes Kind kennt, auch wenn ihm Autorenname und Buchtitel auf Hebräisch genannt werden: Otfrid Proysler: „Ha-shoded Hottsenplots“.
Die Ausstellung „Von Sulzbach bis Tel Aviv“, Bayerische Staatsbibliothek München, ist bis 10. Juli (Montag – Freitag 10 – 18 Uhr) geöffnet. Freier Eintritt, einstündige fachkundige Führungen jedenFreitag um16 Uhr. Keine Anmeldung erforderlich

Foto
Klausener Psalter aus Prag (Detail), handgemalt und handgeschrieben, Pergament, 1707(Foto: HaG)

Über Hans Gärtner 486 Artikel
Prof. Dr. Hans Gärtner, Heimat I: Böhmen (Reichenberg, 1939), Heimat II: Brandenburg (nach Vertreibung, `45 – `48), Heimat III: Südostbayern (nach Flucht, seit `48), Abi in Freising, Studium I (Lehrer, 5 J. Schuldienst), Wiss. Ass. (PH München), Studium II (Päd., Psych., Theo., German., LMU, Dr. phil. `70), PH-Dozent, Univ.-Prof. (seit `80) für Grundschul-Päd., Lehrstuhl Kath. Univ. Eichstätt (bis `97). Publikationen: Schul- u. Fachbücher (Leseerziehung), Kulturgeschichtliche Monographien, Essays, Kindertexte, Feuilletons.

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