@das demokratiefeindliche N-Wort

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In nur einem Jahrzehnt ist es einer zunächst verschwindend kleinen Minderheit gelungen, eine neue Sprachregel durchzusetzen: Astrid Lindgrens „Negerkönig“ darf nicht mehr so heißen, weil das angeblich die Gefühle schwarzer Menschen verletze. Man muss jetzt „N-Wort“ sagen.

Der Begriff ist unerheblich. Nassim Nicholas Taleb schreibt in seinem Buch „Skin in the Game“ erfrischend klar, was das Problem an dieser Art von Regelsetzung ist: „Die schlimmste Bedrohung einer Demokratie ist die schiefe Ebene, die beim Versuch entsteht, dieses Recht (zu widersprechen) mit dem Hinweis darauf zu beschneiden, dass die Gefühle bestimmter Menschen verletzt werden könnten.“ (Siehe screenshot).

Genauso ist es. Und genau aus diesem Grund unterwerfe ich mich dieser Regel nicht. Deshalb habe ich der Gruppe von Demonstranten in Frankfurt bestätigt, dass ich das Wort verwende, wenn der Kontext klarstellt, dass der Satz inhaltlich nicht zu beanstanden ist. So wie im obigen Zitat von Astrid Lindgren, dass ohne das Wort in Anführungszeichen schlicht sinnlos ist oder voraussetzt, dass man heimlich nachliest, was im Original steht.

Mit Taleb bin ich der Überzeugung: Nicht das ausgeschrieben N-Wort bedroht unsere Demokratie, es ist das N-Wort selbst, nämlich die dahinterstehende Methode, die sich beliebig ausweiten lässt, wenn man nur neue Gefühlstatbestände einführt, die niemand überprüfen kann.

Merkwürdigerweise sind ja die meisten Menschen, die behaupten, schon das Wort verletze Gefühle, weiße Wokes, die sich zu Anwälten von Schwarzen aufschwingen, ob diese das wollen oder nicht.

Der schwarze Autor John McWhorter sagt sehr klug dazu, die Vorstellung, dass man das umstrittene N-Wort nicht einmal im Zitat benutzen könne, ohne Schwarze zu verletzen, suggeriere, dass er als schwarzer Mensch in einem Maße empfindlich sei, dass die meisten nicht vereinbar mit einem vernünftigen menschlichen Wesen halten würden.

Was weiße Wokes als Schutz von schwarzen Menschen ausgeben, ist in dieser Sicht also nichts anderes als eine Art kolonialistischer Paternalismus. Weiße müssen schwarze Menschen schützen, weil die sich nicht von der Last der Verletzung der Sklaverei und des Kolonialismus befreien können. Ohne dieses unterstellte übergroße Schutzbedürfnis macht das Konzept wenig Sinn.

Es sagt niemand „H-Wort“ wenn Hitler gemeint ist. Wir muten den Juden weiterhin zu, den Namen Hitler in den Geschichtsbüchern zu lesen, obwohl sehr viel dafürspricht, dass dieser Name weitaus größere Verletzung verursacht hat und bedeutet, als eine Bezeichnung für schwarze Menschen, die Martin Luther King noch selbst benutzt hat. Der Unterschied kann also nur darin liegen, dass wir annehmen, dass Juden mit dieser Verletzung leben können, solange das Wort nicht benutzt wird, um den Holocaust zu rechtfertigen, sondern Geschichte zu referieren. Schwarzen eine solche Fähigkeit abzusprechen ist alles, aber nicht emanzipatorisch.

Selbstverständlich spricht aber gar nichts dagegen, aus reiner Höflichkeit den Begriff zu verwenden, den ein Mensch als Selbstbezeichnung wünscht. Deshalb sage und schreibe ich „Schwarze“ und keinesfalls etwas anderes, wenn ich über Schwarze Menschen spreche.

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