Die GEWOFAG erforscht Schicksale ihrer Bewohner*innen in der NS-Zeit

Projektvorstellung am Holocaust-Gedenktag

Erinnerungszeichen für Hedwig und Hugo Railing in der Montgelasstraße 2. Bildquelle: Kulturreferat der Landeshauptstadt München Tom Hauzenberger

Presseinformation – Eine wegweisende Kooperation für die Münchner Erinnerungskultur: Die Landeshauptstadt München setzt seit 2018 Erinnerungszeichen für die Opfer des Nationalsozialismus. Künftig beteiligt sich an diesem Projekt mit der GEWOFAG auch die größte Wohnungsbaugesellschaft der Stadt. Ihre Auszubildenden werden sich unter fachlicher Anleitung im zweiten ihrer drei Ausbildungsjahre mit den Biografien ehemaliger GEWOFAG-Bewohner*innen auseinandersetzen, die in der NS-Zeit verfolgt und ermordet wurden. Zum Abschluss dieser jährlich stattfindenden Projekte werden dann gemeinsam mit dem Kulturreferat Erinnerungszeichen an ihren einstigen Wohnorten angebracht. Derzeit arbeiten sechs Auszubildende jeweils an einer Biografie, ihre fertigen Texte werden unter www.erinnerungszeichen.de veröffentlicht. Im Juli sollen als erstes Ergebnis des Projekts Erinnerungszeichen in der Wendl-Dietrich-Straße und der Arnulfstraße angebracht werden.

Bürgermeisterin Verena Dietl:
„Es ist ein großer Gewinn für die Gedenkkultur in München, dass die GEWOFAG künftig für die Opfer des Nationalsozialismus Erinnerungszeichen an ihren Gebäuden anbringen wird. Als Bürgermeisterin der Landeshauptstadt und Aufsichtsratsvorsitzende der GEWOFAG hoffe ich, dass diese Kooperation zwischen Kulturreferat und Münchens größter Wohnungsbaugenossenschaft viele zum Nachahmen inspiriert. Die Biografien der Opfer zeigen uns, wie gefährlich Gleichgültigkeit im Zusammenleben sein kann und wie wichtig es ist, gerade in unmittelbarer Nachbarschaft, Hass gegenüber nicht tatenlos zu bleiben.“

Das Projekt wurde am Holocaust-Gedenktag um 15.30 Uhr im PlanTreff München (Blumenstraße 31) vorgestellt. Dort findet die Gedenkveranstaltung zur Übergabe des Erinnerungszeichens für August Gänswein (1891 – 1942) statt, der von den Nationalsozialisten als Homosexueller verfolgt und ermordet wurde. Bei der Veranstaltung sprechen unter anderem Bürgermeisterin Katrin Habenschaden und Dr. Klaus-Michael Dengler, Geschäftsführer (Sprecher) der GEWOFAG. Das Programm finden Sie in der Anlage. Im Anschluss wird um 16.30 Uhr das Erinnerungszeichen für August Gänswein an dessen ehemaligem Wohnhaus in der Müllerstraße 34 angebracht, das heute von der GEWOFAG verwaltet wird.

Mit rund 37.000 Wohnungen und Gewerbeeinheiten ist die GEWOFAG Münchens größte Vermieterin. Durch die Mitarbeit der GEWOFAG am Projekt der Erinnerungszeichen werden so in den kommenden Jahren die Schicksale vieler weiterer Münchner NS-Opfer sichtbar und vor dem Vergessen bewahrt.

Dr. Klaus-Michael Dengler, Geschäftsführer (Sprecher) der GEWOFAG: 
„Indem unsere Auszubildenden die Lebensgeschichten der Menschen recherchieren, für die wir künftig Erinnerungszeichen an unseren Gebäuden anbringen, tragen sie nicht nur dazu bei, die Geschichte unseres Unternehmens in der NS-Zeit aufzuarbeiten. Durch die Beschäftigung mit den Schicksalen dieser Menschen lernen sie zudem, welche schrecklichen Auswirkungen Rassismus und Ausgrenzung haben und wie wichtig es ist, sich für eine demokratische und solidarische Gesellschaft einzusetzen.“

Zu den Erinnerungszeichen:
Erinnerungszeichen werden seit 2018 an Orten angebracht, an denen Menschen lebten, die von den Nationalsozialisten verfolgt und ermordet wurden. Die Erinnerungszeichen bestehen aus gebürstetem Edelstahl und sind vergoldet. Es gibt sie in zwei Ausführungen – als Wandtafeln an der Fassade und als Stelen auf öffentlichem Grund. Sie enthalten die wichtigsten Lebensdaten, Angaben zum Schicksal und – falls vorhanden – ein Bild. Durch die gelochte Oberfläche können die Informationen auch ertastet werden.

 

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