Winter-Konjunkturumfrage in der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie: Die Stimmung ist besser als die Lage – die Risiken bleiben hoch – die höhere Dynamik frühestens im zweiten Halbjahr kann nur Vorjahresrückgang ausgleichen

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In der bayerischen M+E Industrie ist die Stimmung besser als die von Produktionsrückgängen geprägte aktuelle Geschäftslage. Die Erwartungen für die kommenden Monate haben sich deutlich eingetrübt. Frühestens in der zweiten Jahreshälfte ist mit einer stärkeren Dynamik zu rechnen, die aber nicht viel mehr als den Rückgang des letzten Jahres ausgleichen wird. „Die Corona-Pandemie und der in Teilen massive Mangel an Material und Vorprodukten bremsen immer noch die Aufholdynamik unserer Unternehmen. In Summe erwarten wir daher im Jahresdurchschnitt nur ein leichtes Produktionsplus. Damit wird nicht viel mehr als der Rückgang des letzten Jahres ausgeglichen“, fasst Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der bayerischen Metall- und Elektro-Arbeitgeberverbände bayme vbm eine aktuelle Umfrage unter ihren Mitgliedsunternehmen zusammen, die heute in München vorgestellt wurde.

Laut Umfrage wird die aktuelle Geschäftslage ähnlich positiv bewertet wie im Sommer. Die Salden liegen fürs Inland- und Auslandgeschäft mit über 60 Prozent im positiven Bereich. Die Erwartungen für den weiteren Jahresverlauf liegen deutlich niedriger als noch im Sommer 2021. Sie liegen für das Inlandsgeschäft bei Plus-Minus-Null, für das Auslandsgeschäft bei plus sieben Prozent. „Die aktuell gute Stimmung ist einerseits auf den hohen Auftragsbestand und andererseits auf das im Vergleich unterdurchschnittliche Coronakrisenjahr 2020 zurückzuführen. Die Erwartungen betrachten wir aber mit Sorge. Hauptgrund bleibt die beeinträchtigte Produktion durch den Materialmangel. Neun von zehn Unternehmen können ihre Aufträge dadurch nicht abarbeiten. Das entwickelt sich zum Aufschwungskiller“, so Brossardt. So sind 35 Prozent der Unternehmen sogar schwer beeinträchtigt. Nur 28 Prozent erwarten noch im zweiten Halbjahr eine Entspannung, der Rest frühestens 2023 bzw. kann es noch gar nicht abschätzen.

Im Jahr 2022 dürfte die Produktion daher nur leicht über dem Vorjahresniveau liegen. Im ersten Halbjahr wird der Produktionsanstieg noch durch die Omikron-Welle und den Materialmangel gebremst, erst im zweiten Halbjahr kommt eine größere Dynamik zustande. „Die Produktionspläne der Unternehmen sind moderat positiv. So wollen knapp 40 Prozent im ersten Halbjahr mehr produzieren. Die Produktion wird dann zum Jahresende 2022 den Corona-Einbruch überwunden haben. Sie wird aber immer noch um rund fünf Prozent unter dem Vor-Rezessionsniveau des Jahres 2018 liegen. Wir sind also noch ein gutes Stück vom Normalzustand entfernt“, erklärt Brossardt.

Bei den Investitionsplänen sind die M+E Unternehmen noch zurückhaltender als bei den Produktionsplänen: Weniger als ein Viertel will die Investitionen in den kommenden Monaten erhöhen. „Davon entfallen fast 23 Prozent auf Erweiterungen und 25 Prozent auf Ersatzbeschaffungen. Das ist nicht das starke Signal, dass wir uns für die Zukunft unseres Standorts wünschen“, findet Brossardt und ergänzt: „Wir müssen unseren Unternehmen mehr Luft für Investitionen geben. Das ist zwingend notwendig für einen dauerhaften Aufschwung und die Bewältigung der Transformation.“

Die Beschäftigungspläne der M+E Unternehmen haben sich gegenüber der Sommerumfrage deutlich verbessert. „Fast jedes zweite Unternehmen plant einen Beschäftigungsaufbau, nur 11 Prozent planen einen Abbau. Wir betrachten aber mit Sorge, ob die positiven Beschäftigungspläne umgesetzt werden können. Denn der Mangel an Arbeitskräften und der qualifikatorische Missmatch werden zunehmend zum weiteren Engpassfaktor. Fast jedes dritte Unternehmen sieht seine Produktions- und Geschäftstätigkeit durch fehlende Arbeitskräfte erheblich beeinträchtigt. Bei weiteren 47 Prozent ist die Produktion zumindest geringfügig beeinträchtigt. Im Jahresverlauf wird die Beschäftigung um rund 5.000 Stellen zunehmen. Damit werden zum Ende des Jahres in der bayerischen M+E Industrie 850.000 Personen beschäftigt sein. Das sind 22.000 weniger als zum Höchststand im Juni 2019“, so Brossardt.

Link zur Auswertung: www.baymevbm.de/konjunkturumfrage

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