Die Verarbeitung von Angst in der Kunst

skulptur gründe für die skulptur der schrei, Quelle: BarbeeAnne, Pixabay License Freie kommerzielle Nutzung Kein Bildnachweis nötig

Nichts hat so sehr jeden einzelnen Menschen dieser Welt in seinem Wirken beeinträchtigt wie die Corona-Krise. Die Familie wie auch das Zusammengehörigkeitsgefühl unter Freunden, Nachbarn und Kollegen sind in den Vordergrund getreten. Die Orientierung des Einzelnen geschah auf engerem Raum und hat sich im sozialen Verhalten geändert. Aber auch Benachteiligungen, Ängste, finanzielle Nöte, Einsamkeit und Verluste haben uns überwältigt und bewegt. Als Antwort auf Verluste und Einschränkungen habe sich Menschen mit den guten und schönen Dingen des Lebens beschäftigt von kreativen Handlungen bis hin zum Kunstkauf auf Portalen wie SINGULART.

Die Verarbeitung dieser sehr menschlichen Regungen geschah und geschieht auf multiplen Ebenen. Es gibt viele Beispiele von Künstlern, Schriftstellern, Malern oder Musikern, die ihre Ängste in ihrer Kunst verarbeitet haben. Franz Kafka ist ein Beispiel dafür, Ängste in schriftstellerischen Leistungen zu kompensieren. Eine beeindruckende Art, wie Depressionen, Psychosen und Alkoholabhängigkeit verarbeitet werden können, wurde von dem norwegischen Maler Edvard Munch in seinen Werken gezeigt.

Globale Vernetzung eines fragilen öffentlichen Lebens

Besonders für Künstlerinnen und Künstler ist das Schaffen und die Produktivität beeinträchtigt worden. Schließungen von Theatern, Museen, Galerien, Film & Fernsehen und Konzertbühnen haben praktisch den Boden der Darstellung und Präsenz zunichte gemacht mit oft dramatischen Folgen. Da viele freischaffende Künstler nun von kleineren Einkünften leben müssen, ist dieser Berufszweig von der Pandemie besonders stark betroffen. Anhand des Gutachtens der Wissenschaftlichen Dienste des Bundestages hat die Pandemie im deutschen Kunst- und Kultursektor enorme Schäden hinterlassen. Die Bereiche der darstellenden Kunst, des Kunstmarktes und der Filmwirtschaft waren besonders stark betroffen. 

Was blieb, waren erst einmal Einsamkeit und Benommenheit. Doch haben Kunstschaffende und Kunsteinrichtungen die Pandemie auch als Chance gesehen, um sich neu zu orientieren.

Virtual Reality – eine Möglichkeit

Das Ausweichen vieler Theater und Museen auf Inszenierungen via Virtual-Reality als Antwort auf die Pandemie hat sich mehr und mehr durchgesetzt. Damit ist ein Mehrwert gegenüber der traditionellen Aufführung entstanden. Ob Theateraufführungen, Ballett oder Konzert – die 360-Grad-Perspektive verspricht eine Chance zukünftig die Kulturlandschaft sicher zu erleben.

Selbst Museen bieten fundierte Ausstellungen als digitale Rundgänge an und so ist eine kreative Museumslandschaft entstanden. Mit Ausstellungen, digitalen Angeboten, Sammlungen, Online-Spielen und Podcasts ist der Kontakt zum interessierten Museumsgänger aufrechterhalten worden. Viele Kunsteinrichtungen dieser Art, aller Größen und Sparten, haben gute Erfahrungen gemacht, da das Interesse – auch hervorgerufen durch die Corona-Krise – vorhanden ist.    

Die Corona-Krise hat einen Strukturwandel initiiert  

Was bedeutet die Pandemie für jeden Einzelnen von uns und was für die Gesellschaft? Ohne Zweifel ist eine neue Orientierungsstruktur von Individuen, Gesellschaften, Firmen und Organisationen erforderlich, die sicherlich das zukünftige Leben und Schaffen steuern wird. Viele Kunstschaffenden haben nach dem ersten Schockerlebnis Initiativen ergriffen und sind auf ihre Art kreativ geworden. Die Welt wurde mit anderen Augen betrachtet und die Sicht wurde auf die Kunst übertragen.

Besonders auffällig ist die Hinwendung zur figurativen Darstellung, ein eindeutiger Trend der „neuen zeitgenössischen Kunst“. Gesichter werden in der Nahdarstellung gezeigt, die entweder glücklich oder still und ruhig wirken. Das wiederum schafft mehr Freiraum zur Identifizierung für den Betrachter. So hat aber auch die Maske eine wesentliche Rolle in der Darstellung gewonnen, sei es, dass bekannte und berühmte Personen mit Masken bedacht wurden, oder alte Gemälde oder Statuen mit ihr gezeigt werden. Dies hat wiederum einen neuen Schub der Streetart verursacht und ist ein Ausdruck der Krisenverarbeitung geworden. Denn die Tatsache, dass es je Menschen im Lockdown mit Masken in der Öffentlichkeit geben würde, war schwer vorstellbar. Eigeninitiativen, wie das Anbringen von Bildern in den Fenstern von privaten Haushalten, waren und sind eine weitere Ausdrucksart, um sich mit der schwierigen Situation zu beschäftigen und auseinanderzusetzen.

Das gesellschaftliche Leben wurde innerhalb von wenigen Tagen radikal verändert

Es wurde immer suggeriert, dass unser System nicht geändert werden kann und es quasi keine Alternative gibt. Eine pauschale Aussage, die ihre Wirksamkeit verloren hat. Gezwungenermaßen wurde durch die Pandemie eine Neuordnung unserer gesamten Lebensweise erschaffen. Die Einstellung zum Leben hat sich verändert, hervorgerufen durch die Distanzierung und der Selbst-Quarantäne. Wir alle gehören zur Corona-Generation, die mit neuen Lebensbedingungen fertig werden muss, aber auch mitgestalten sollte.

Die Kunst, wie wir sie vor der Pandemie gekannt haben, ist in das Gestern gerückt. Denn Künstler – und damit automatisch auch die Öffentlichkeit – werden eine neue Ära schreiben. Die Frage also, ob sich was in der Kunstwelt verändert hat, muss mit einem eindeutigen Ja beantwortet werden, denn unzweifelhaft hat die Pandemie die Kulturszene auch künstlerisch nachhaltig beeinflusst.

So einschneidend die Corona-Krise für jeden Einzelnen ist, so zeigt sie doch deutlich, welche Chancen sich für die Zukunft ergeben könnten. Herausforderungen müssen gemeistert werden, doch es wird sichtbar, dass die Menschheit durchaus durch gemeinsamen Aktivismus in der Lage ist, diese Herausforderungen anzunehmen.

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