Die wirklichen Gründe für die Legalisierung von Cannabis

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Als Uruguay 2013 als erstes Land der Welt Gras für legal erklärte, hielt der Rest der Welt die Südamerikaner für verrückt – oder vielleicht auch für high. Seitdem sind Kanada und große Teile der USA ihnen gefolgt, in der EU wagte kürzlich Malta als erstes Land diesen Schritt und es sieht ganz danach aus, als ob Deutschland in den nächsten beiden Jahren folgen wird. Das liegt aber nicht etwa daran, dass die Politik gerade ihre Sympathie für Kiffer entdeckt hat oder dass Parlamentsabgeordnete heute „gechillter“ sind als früher. Vielmehr hat es handfeste ökonomische Hintergründe.

Offene Diskussion

Es ist allerdings durchaus einer Veränderung des politischen Klimas geschuldet, dass diese ökonomischen Gründe heute offen diskutiert werden können. Vor einem Jahrzehnt wäre das noch undenkbar gewesen. Heute wird die öffentliche Debatte durch Informationsangebote rund um das Thema Cannabis wie Cannaconnection gestützt, die neben dem Kiffen auch medizinische Anwendungen und wirtschaftliche Aspekte behandeln. Weil bessere Informationen verfügbar sind, ist eine rationale Bewertung möglich, die frühere Horrorgeschichten über Gras und unberechtigte Ängste außen vor lässt. Das allein hätte sicherlich nicht genügt, um die Legalisierung von Cannabis zu erreichen, denn die Freiheit der Bürger ist heutzutage nicht unbedingt die stärkste Triebfeder der Politik. Aber es erlaubte Wirtschaft und Politik zu erkennen, dass die Legalisierung von Cannabis ein einträgliches Geschäftsmodell darstellen kann.

Goldgräberstimmung

Wie einträglich, das machen einige Statistiken aus den USA deutlich. 2021 war das bislang beste Jahr für die Cannabisindustrie, angetrieben unter anderem durch einen massiven Anstieg des Konsums seit 2020. Der Umsatz der Branche lag bei 25 Milliarden Dollar und wird vermutlich weiter anwachsen. Vor allem Frauen konsumieren mehr Cannabis als jemals zuvor. Die drei größten Cannabiskonzerne haben zusammen eine Marktkapitalisierung von 36,5 Milliarden Dollar. Mehr als 400.000 Menschen verdienen aktuell ihren Lebensunterhalt in der Branche. Dabei hat erst rund die Hälfte aller US-Bundesstaaten Cannabis legalisiert, es gibt also noch viel Potential. Bei solchen Zahlen ist es kein Wunder, dass auch in anderen Ländern die Lobbyisten zu Hochform auflaufen und die Parlamente zum Einsehen bewegen. Eventuelle Hemmungen der Volksvertreter fallen bei solchen Zahlen schnell weg.

Weitere Vorteile

Auch wenn das wirtschaftliche Potential der Hauptgrund für die Legalisierung sein dürfte, profitiert auch die Gesellschaft als Ganzes. Zusätzliche Steuereinnahmen stützen den Staatshaushalt, auch wenn sich noch zeigen muss, welchen Nutzen die Allgemeinheit daraus ziehen wird. Die Finanzminister von Bund und Ländern dürften sich jedenfalls freuen, wenn sie zukünftig über ein paar Milliarden Euro mehr verfügen können. Auch neue Arbeitsplätze werden geschaffen, die Zahl dürfte im unteren fünfstelligen Bereich liegen. Der größte Vorteil dürfte jedoch darin bestehen, dass jedes Jahr zehntausende Strafverfahren wegen des Besitzes von Cannabis wegfallen dürften. Das erspart unzähligen Konsumenten, die mit ihrem Hobby niemandem Schaden, Stress und Ärger. Außerdem werden gesundheitliche Schäden eingedämmt, die durch verunreinigten Cannabis auf dem Schwarzmarkt entstehen. Seit einigen Jahren werden vermehrt Patienten in Krankenhäuser eingeliefert, die Cannabis konsumiert haben, das mit synthetischen Cannabinoiden gestreckt war. Diese Gesundheitsgefährdung ist unnötig und allein der Prohibition von Cannabis zuzuschreiben. Auch wenn die Motive hinter der Legalisierung von Cannabis eher zweifelhaft sind, dürfte sie also dennoch einige positive Nebeneffekte haben.

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