Die Zahl der Kliniken muss deutlich reduziert werden!

Arztzimmer, Foto: Stefan Groß

Laut einer neuen Studie (Bertelsmann) sollen 600 der 1750 Krankenhäuser in Deutschland für eine optimale Versorgung aller Patienten ausreichen. Zudem: Die Qualität der Medizinbetriebe nimmt mit zunehmender Zahl ab und mit abnehmender Zahl bis zu einer bestimmten Menge zu! Das Optimum liegt bei 600 Krankenhäusern für ganz Deutschland.

Es ist einsichtig, dass bei operativen oder medikamentösen Therapien die Erfahrung der Ärzte in den Krankenhäusern für die Qualität der Behandlung zählt und nicht eine schnellere Erreichbarkeit in Kilometern und Minuten. Wenige große Kliniken mit viel Erfahrung sind besser als vielen kleine Häuser ohne ausreichende Erfahrung.

Sehr vielen Einwohnern ist es wichtig, dass ein Krankenhaus in der Nähe vom Wohnplatz liegt. Denn die Qualität des Hauses können die meisten medizinischen Laien (Patienten) nicht einschätzen. So werden in einer großen Hamburger Klinik jährlich rund 2400 Hüftgelenke eingebaut, womit die Ärzte den dortigen Patienten viel Erfahrung garantieren. Jeder Arzt in dieser Hamburger Klinik operiert fast täglich. Auch schwierige und seltene Operationen werden häufig durchgeführt: rund 800 im Jahr. Verglichen mit einem kleinen Landkrankenhaus, das über eine Chirurgische Abteilung verfügt, werden jährlich 22 Hüftgelenke ausgetauscht.

Viele (die meisten) Krankenhäuser in Deutschland sind zu klein und verfügen oftmals nicht über die notwenidige Ausstattung und Erfahrung, um lebensbedrohliche Notfälle (Herzinfarkt, Schlaganfall) angemessen zu behandeln. Auch auf dem Gebiet der Chirurgie gibt es deutliche Qualitätsunterschiede zwischen kleinen und großen Kliniken mit einem signifikanten Unterschied der Heilungs- und Überlebensraten, so man die Statistik führt.

Wichtiger als die Entfernung zum ist die Qualität desKrankenhauses. Dazu gehören eine gesicherte Notfallversorgung, eine Facharztbereitschaft rund um die Uhr, ausreichend Erfahrung und Routine des medizinischen Personals und eine adäquate technische Ausstattung. Heute werden die Patienten auf viel zu vielen Kliniken verteilt. In den meisten Kliniken ist deshalb die Patientenzahl zu gering, um die notwendigen medizinischen Erfahrungen zu sammeln, die nötig sind, diese Behandlungen korrekt und gut durchzuführen. Zudem braucht ein Krankenhaus eine gewisse Größe, um Personal und Apparate finanziell vorhalten zu können, was eine Behandlung auf heutigem Niveau erst ermöglicht.

Es gibt kleinere Krankenhäuser, die hervorragende Abteilungen anbieten. Diese wären in einem großen Krankenhaus besser aufgehoben.

Nicht aus medizinischen, sondern aus finanziellen Interessen wird der Entwurf der Bertelsmann-Studie nicht umgesetzt, zumindest lange verzögert werden. Zu hoch sind die Interessen der Anbieter, zu groß ist die Bequemlichkeit der Patienten und der Krankenbesucher. Andrerseits ist das Durchschnittsalter in Deutschland für eine gesunde Wirtschaft bereits jetzt zu hoch. Der Staat, die Ärzte und die Krankenhäuser werden deshalb abwarten, bis die Umsetzung der Krankenhaus- Konzentration von einer größeren Mehrheit der Bevölkerung als bisher verlangt werden wird.

Bis es soweit ist, sollen die braven Bürger stattdessen fordern:

Die Landwirtschaft muss vom Land in die Stadt ziehen!

Diese Forderung haben vor Kurzem Wissenschaftler verfasst, bei denen die Klimarettung die oberste Priorität hat. Wenn die Produktion von Lebensmitteln (Landwirtschaft) von dünn besiedelten Dörfern ins Zentrum von Großstädten zieht, dann entfallen weite und dadurch teure und klimaschädliche Transportwege. Zudem könnten sehr viele Großstädter ihre Nahrungsmittel selber anbauen, wie heute bereits die Bauern auf dem Land.

Billiger wäre es, wenn man das „Land“ stattdessen als „Großstadt“ bezeichnen würde. Die meisten Leser dieser Zeilen werden den teuren Unsinn noch erleben.

Über Nathan Warszawski 535 Artikel
Dr. Nathan Warszawski (geboren 1953) studierte Humanmedizin, Mathematik und Philosophie in Würzburg. Er arbeitet als Onkologe (Strahlentherapeut), gelegentlicher Schriftsteller und ehrenamtlicher jüdischer Vorsitzender der Christlich-Jüdischen Gesellschaft zu Aachen.