Gottes Gold – Mythen, Wunder und uralte Tempel

Die Öffnung der uralten unterirdischen Kammern des Sree Padmanabhaswamy Tempels

Padmanabhaswamy Temple Gold Chain, Bild: Thomas Ritter

Mythen und Wunder gehören einfach zu uralten Tempeln. Manchmal auch Geschichten von verborgenen Schätzen. Die hektische Aufregung und mediale Aufmerksamkeit, welche der Öffnung uralter unterirdischer Kammern des Sree Padmanabhaswamy Tempels in Trivandrum folgten, stehen in einem scharfen Kontrast zu der erhabenen Ruhe, welche sonst das gewaltige Bauwerk umgab.  Schon von weitem ist sein Gopuram, der massive Torturm zu erkennen. Er erhebt sich seit Menschengedenken über den geschäftigen Straßen von Thiruvananthapuram (Trivandrum), der Hauptstadt des indischen Bundesstaates Kerala.

Auch wenn eine endgültige offizielle Bestätigung immer noch aussteht, ist inzwischen doch bekannt, daß die fünf geöffneten unterirdischen Kammern enorme Schätze bergen. Wahrscheinlich lagert dort die weltweit größte Sammlung an Gold und Silber, verarbeitet zu kunstvollen Statuen, prächtigem Schmuck, wertvollen Gefäßen und zahllosen Münzen. Faustgroße Diamanten, außergewöhnlich reine Rubine und Smaragde, phantastisch klare Saphire sollen zu dieser außergewöhnlichen Kollektion gehören, die niemandem anders geweiht ist, als Gott Vishnu selbst – hier in seiner Form des „Padmanabha Swamy“ – der “Erlauchte mit dem Lotusnabel”. Ihm gehört der weltweit größte bekannte Tempelschatz, dessen Wert rund 15 Milliarden Euro betragen soll. 

Kein Wunder, dass heute hier die Polizeipräsenz erdrückend ist. Drei Kordons bewaffneter Wächter schützen das Heiligtum. Zunächst passiert man die Kontrollen der lokalen Polizei, dann jene der in Tarnanzüge gekleideten Militärpolizei, um zuletzt den berühmten „Black Cats“, einer Eliteeinheit der indischen Sicherheitskräfte, Auge in Auge gegenüberzustehen. Liegt auch dieser Check Point hinter einem, steht dem Besuch des Tempels nichts mehr im Wege – vorausgesetzt, man ist Hindu.  

Seit dem 2. Mai 2012 tobt ein erbitterter Rechtsstreit um den Tempelschatz. Seine Hoheit, Uthradam Thirunal Marthanda Varma, das 92jährige Oberhaupt der königlichen Familie von Travancore fordert vom Obersten Gericht Keralas, dem Staat die Verfügungsgewalt über das Vermögen und den Tempel wieder zu entziehen. Bis zur Unabhängigkeit Indiens war der Sree Padmanabhaswamy Tempel nicht nur ein königlicher Tempel, sondern auch der Familientempel des Königshauses von Tranvancore. Dies macht seinen bis heute einzigartigen Status aus. 

Der Tempel gehört zu den heiligsten Stätten Südindiens, da seine Existenz bereits in den ältesten indischen Epen erwähnt wird. Es ist heute nicht mehr genau zu ermitteln, wer wann genau die Originalstatue des Sree Padmanabhaswamy hier aufstellte, da es aus jener Zeit keine schriftlichen Überlieferungen gibt. Einige bekannte Schriftsteller, Forscher und Historiker wie Dr. L.A.Ravi Varma von Travancore, sind der Meinung, daß der Tempel am ersten Tages des Kali Yuga errichtet worden ist. Das wäre vor rund 5.000 Jahren gewesen. Die Frühgeschichte des Tempels existiert lediglich in legendärer Form. Eine dieser Legenden findet sich in einem uralten Palmblattmanuskript mit dem Titel “Ananthasayana Mahatmya”. Es beschreibt, dass der Tempel ursprünglich von einem Tulu Brahmanen mit Namen Divakaramuni am 950. Tag des Kali Yuga errichtet worden sei. Der Brahmane soll damals als Einsiedler an diesem heiligen Ort gelebt haben.  

Andere Historiker und Forscher hingegen halten den Thiruvambadi Schrein des Sree Krishnaswamy, der sich im Zentrum des eigentlichen Tempels befindet, für das älteste Bauwerk hier. Es gibt eine Beschreibung ‘Bhagavatha Purana’ (canto 10, Kapitel 79), das Sree Bala Rama den “Spanandoorapuram” auf seiner Pilgerfahrt besuchte. Gemäß den lokalen Überlieferungen verweist dies auf den Schrein von  “Ananthasayanam” in “Thiru Ananthapuram”. Ebenso existiert im sogenannten ‘Brahmanda Purana’ ein Hinweis auf den “Syanandoorapura”. Diese Beschreibungen stützen den in Südindien weit verbreiteten Glauben, der Sree Padmanabhaswamy Tempel habe ein sehr hohes Alter, und sei von jeher ein Zentrum der Verehrung des Hindugottes Vishnu. Die Verse und Kompositionen Nammalvars, eines bedeutenden Heiligen der Vishnuanhänger, belegen zweifellos, daß der Tempel bereits im 5. Jahrhundert existierte. Inschriften belegen, daß das Heiligtum von Beginn an durch ein lokales Komitee verwaltet wurde, welches den Namen ‘Ettara Yogam’ trug. Antike Palmblattmanuskripte zeigen, dass die Fundamente des Tempels durch einen Herrscher namens Cheraman Perumal gelegt wurden. Dieser lokale Fürst galt als aufgrund seiner Frömmigkeit bereits zu Lebzeiten als Heiliger. Er soll ebenfalls die Pflichten der Priester und Verwaltungsangestellten des Tempels  geregelt haben. Mehr als fünfhundert Jahre später, um das Jahr 1050, wurde der Tempel zu ersten Mal durch den damaligen Herrscher rekonstruiert und instandgesetzt.

Die nächsten schriftlich überlieferten Ereignisse datieren aus der Zeit zwischen 1335 und 1384, als das Königreich Tranvancore, wie es nun hieß, durch einen weisen und mächtigen Herrscher mit Namen  Veera Marthanda Varma regiert wurde. Unter seiner Regentschaft wurde das Heiligtum mehr und mehr zum königlichen Tempel. Einige Urkunden belegen, daß um 1375 zum ersten mal hier Alpasi Utsavam gefeiert wurde – das Alpasi Festival, eine bedeutende, zehntägige Zeremonie, welche bis heute jedes halbe Jahr begangen wird. 

Zwischen 1459 und 1460 wurde die Statue Sree Padmanabhaswamys in ein “Exil” gebracht, da die schadhafte Decke des Allerheiligsten repariert werden mußte. Mitte 1461, nach der Rekonstruktion,   wurde die Statue im Rahmen einer großen Zeremonie am alten Ort wieder aufgestellt. 

Im Jahr 1566 A.D. erfolgte die Grundsteinlegung für den mächtigen Gopuram, der seither den östlichen (Haupt-)Eingang des Tempels bewacht. Eine schwere Brandkatastrophe zerstörte im Jahr 1686 fast den gesamten Tempel mit Ausnahme der Statue Sree Padmanabhaswamys. Erst 1724 begann der Wiederaufbau. Er wurde durch den 1729 an die Macht gelangten Herrscher Marthanda Varma energisch vorangetrieben. Schon zwei Jahre später war der Tempel fertig, inklusive einer neuen Statue des Gottes, die von den Gläubigen bis heute verehrt wird. Während der Regierungszeit Marthanda Varmas wurde der Tempel auch mit einer wallartigen, mehrere Meter hohen Mauer eingefasst. Es ist überliefert, dass diese Arbeit von 4.000 Steinmetzen, 6.000 Bauarbeitern und 100 Elefanten innerhalb von sechs Monaten vollbracht wurde. Der Gopuram von 1566 wurde auf seine heutige Höhe erweitert. Im Innern des Bauwerkes entstand ein einzigartiger überdachter Korridor aus massiven Steinen, der dafür sorgte, dass Tempelprozessionen nun unabhängig von der jeweiligen Wetterlage durchgeführt werden konnten. Von diesem Korridor aus führen zwei Treppen in die Tiefe des Tunnelsystems, das die Schatzkammern des Tempels beherbergt. Den Gläubigen ist der Zutritt streng verboten. 

Den Tempel zu betreten, ist eigentlich nur Hindus erlaubt. Es gilt zudem ein spezieller Dresscode. Männer betreten den Tempel mit freiem Oberkörper, gehüllt in den Dhoti oder Lunghi, einen traditionellen Wickelrock. Frauen jeden Alters tragen traditionell den Sari. Fotoapparate, Mobiltelefone und ähnliche Erfindungen der Neuzeit haben im Tempel nichts zu suchen. 

Unter diesen Umständen ist es schon ein kleines Wunder, dass der Autor – wahrscheinlich als erster Weißer überhaupt – Zutritt zum Tempel erhielt. Diesem Wunder hat  Seine Hoheit, Uthradam Thirunal Marthanda Varma, der Maharadscha von Tranvancore, durch seine Fürsprache ein wenig nachgeholfen. 

In seiner Gegenwart wurden im vergangenen Jahr auf Beschluß des Obersten Gerichtshofes von Indien auch die geheimen Schatzkammern geöffnet, welche in einer Tiefe von sechs Metern unter dem Tempel liegen. Sie enthalten nach bisherigen Berechnungen Wertgegenstände im Wert von mindestens 15 Milliarden Euro, darunter Gold und Diamanten, Schmuck, goldene Gefäße, Waffen, goldene Figuren von Göttern, Menschen und Tieren, Diamantgeschmeide mit einem Gewicht von 500 Kilogramm und einer Länge von sechs Metern sowie säckeweise Goldmünzen, die unter anderem aus Nepal und Italien stammen. Dieser Fund machte Sri Anantha Padmanabha Swamy von Thiruvnanthapuram mit einem Schlag zum reichsten Gott der Welt.

Doch trotz des Gerichtsbeschlusses blieb eine der unterirdischen Schatzkammern verschlossen – die mysteriöse “Kammer B”. Dieser Raum gilt den Tempelpriestern und Gläubigen als sehr geheimnisvoll und  besonders heilig. Eine Öffnung sei mit unkalkulierbaren Risiken verbunden. Schon die eiserne Tür der Kammer wirkt mysteriös. Sie ist mit den Darstellungen von zwei goldenen Kobras versiegelt, und besitzt keinerlei sichtbaren Schließmechanismus. Der Überlieferung zufolge ist die geheime Kammer einst mittels der „Naga bandham“ oder „Naga paasam“ Mantren – mächtigen Zauberformeln und Flüchen – von Magiern versiegelt worden, die zur Zeit König Marthandavarmas im 16. Jahrhundert lebten. 

Die Nagas werden bis zum heutigen Tag in Asien verehrt. Es sollen gottgleiche Wesen sein, denen es möglich ist, ihre Gestalt zu wandeln, sowohl als Mensch oder als Schlange zu erscheinen. Nicht nur in Indien, sondern in ganz Südostasien genießen Schlangen, insbesondere Kobras (Naga) kultische Verehrung. Sowohl im Hinduismus als auch im Buddhismus stehen sie als Symbol für Weisheit und Wahrhaftigkeit.

Die Tür einer auf diese Weise versiegelten Geheimkammer kann den Tempelpriestern zufolge nur von Sadhus oder anderen heiligen Männern geöffnet werden, die Erfahrung in der Überwindung des „Naga Bandham“ oder „Naga Pasam“ – des Schlangenfluches – haben. Sie müssen dazu das mächtige „Garuda Mantra“ in einer bestimmten Weise rezitieren. Garuda – ein Mischwesen aus Adler und Mensch – gilt in der indischen Mythologie als Überwinder der Schlangen. Eine Öffnung auf andere Art ist nicht möglich, sondern birgt Gefahren für Leib und Leben des unkundigen Neugierigen.  In unseren Tagen gibt es allerdings weder in Indien noch sonst irgendwo auf der Welt jemanden, der die alte Kunst der Mantrikas noch beherrscht. 

Wenn das „Garuda Mantra“ nämlich in der rechten Weise rezitiert wird, dann öffnet sich der Überlieferung zufolge die Tür automatisch ohne weiteres menschliches Zutun. Jeder Versuch einer mechanischen Öffnung hingegen ist zum Scheitern verdammt. Im Gegenteil, so behauptet der Astrologe des Maharadschas von Travancore, sollte die Tür gewaltsam geöffnet werden, so drohen nicht nur dem Tempel, sondern sogar Indien und dem Rest der Welt furchtbare Katastrophen, vergleichbar mit dem am 21.12.2012 glücklicherweise nicht eingetretenen Weltuntergang. Schließlich ist der Tempel Vishnu geweiht, dem Hüter der Schöpfung. 

Gerüchten zufolge sollen bei einer gewaltsamen Öffnung von „Kammer B“ toxische Stoffe und giftige Gase freigesetzt werden. Wahrscheinlicher ist da schon die Spekulation, daß der Raum einen noch gewaltigeren Schatz verbirgt als jenen, der bereits gefunden wurde. Möglicherweise wird dieser Schatz von zahlreichen Kobras bewacht, welche “Kammer B” bewohnen sollen, und mit ihrem Biß jeden ungebtenen Besucher ins Jenseits befördern können. Im Gespräch mit dem Autor ließ der 92-jährige Maharadscha von Tranvancore durchblicken, daß in “Kammer B” all jene kostbaren Götterstatuen aufbewahrt werden, die im Lauf der Jahrhunderte durch neue Idole ersetzt wurden. Demnach sei dieser Raum weniger aus materiellen Gründen, sondern vor allem aus spiritueller Sicht besonders heilig und daher mit einem Tabu belegt. Deshalb ist die eiserne Tür der Kammer bis zum heutigen Tage verschlossen.

Nach Auskunft Seiner Hoheit, Uthradam Thirunal Marthanda Varma, führt von der geheimnisvollen „Kammer B“ ein Tunnel bis zur nahe gelegenen Arabischen See. Dieser Tunnel birgt eine Art von Schutz- und Selbstzerstörungsmechanismus, welcher das unterirdische System der Schatzkammern flutet, und dadurch den Tempel zum Einsturz bringt, sofern die Tür von “Kammer B” gewaltsam geöffnet wird. Am Ende dieses als Fluchttunnel konzipierten Ganges befindet sich ein kleiner Hafen, in dem eine mysteriöse Maschine, Saubha Vimana genannt, vor Anker liegen soll.

Zahlreiche Sanskrittexte enthalten Hinweise, daß die Götter des alten Indien regelrechte Schlachten mit Hilfe der Vimanas schlugen. So heißt es im Epos “Ramayana”: 

„Der Pushpak Vimana welche die Sonne überstrahlt, und meinem Bruder gehört, wurde vom mächtigen Ravana in Auftrag gegeben. Diese exzellente Flugmaschine bewegt sich überall hin. Sie sieht aus wie eine strahlende Wolke am Himmel.“


Im Mahabharata, dem mehr als 108.000 Doppelverse umfassenden indischen Nationalepos wird eine Wesenheit namens Asura Maya beschrieben. Er soll über ein Vimana mit 12 Decks verfügt haben. 

Im Samarangana Sutradhara heißt es:

„Stark und belastbar muß der Rumpf eines Vimana sein. Er soll einem riesigen Vogel gleichen, und aus leichtem Material gefertigt sein. In seinem Zentrum befindet sich der Quecksilbermotor mit dem eisernen Wärmetauscher darunter. Durch die Energie des Quecksilbers wird die Turbine in Gang gesetzt. Auf diese weise kann jemand, der im Innern des Vimana sitzt, große Distanzen am Himmel zurücklegen. Der Vimana kann senkrecht starten und landen, sich aber auch horizontal vorwärts und rückwärts bewegen. Mit der Hilfe solcher Maschinen sind einerseits die Menschen in der Lage, sich in die Luft zu erheben. Anderseits ist es den himmlischen Wesen auf diese Weise möglich, zur Erde zu kommen.“ 

Über den Saubha Vimana berichten die alten Inder folgendes:

„Die Flugmaschine, welche Salva benutzte, war sehr geheimnisvoll. Sie war so außergewöhnlich, dass sie in der Luft von einem Augenblick auf den anderen erscheinen und wieder verschwinden konnte. Manchmal war der Vimana sichtbar, manchmal nicht, so daß die Krieger der Yadu Dynastie niemals sicher sein konnten, wo sich die Flugmaschine gerade befand. Einmal sahen sie den Vimana am Boden, dann flog er wieder in der Luft. Manchmal stand er bewegungslos auf einem Hügel, dann wieder schwamm er im und sogar unter Wasser. Diese wundervolle Flugmaschine bewegte sich am Himmel wie ein wirbelndes Feuerrad – nicht für einen Moment hielt der Vimana  inne“ (Bhaktivedanta, Swami Prabhupada, Krsna).

Wartet solch Vimana möglicherweise in den unterirdischen Anlagen des Sree Padmanabhaswamy Tempels von Thiruvnanthapuram auf seine Entdeckung? Der Maharadscha lächelte auf diese, meine Frage: „Mein Herr, Sie werden sicher verstehen, dass ich Ihnen die Existenz einer solchen Maschine nicht einfach so bestätigen kann. Dementieren jedoch will ich sie ebenso wenig.“

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Begriffserläuterungen

Brahmane: sanskr.: brahmana; Angehöriger der obersten Kaste der Hindus.

Gopuram:  Trapezförmige Tempel-Pyramiden, die an planetarisch ausgerichteten Kraftorten stehen. Sie sollen die Menschen an die hierarchische Ordnung der Dimensionen erinnern. Spitze und Basis verlaufen parallel und sind durch immer breiter werdende Stockwerke verbunden. Die Tempel selbst sind wie große Mandalas aufgebaut.

Kali-Yuga: das “Zeitalter von Streit und Heuchelei”, das vor fünftausend Jahren begann.

Krishna: Eine Inkarnation oder ein Avatar der Gottheit Vishnu. Krishna tritt als bedeutender Protagonist des Mahabharata auf. Er berät dort die Pandavas. Seine Lehren werden als Bhagavad Gita überliefert. Dies heißt „der Gesang Gottes“.

Mahabharata: Das bedeutendste und umfangreichste Epos der Hindus, in dem deren Gedanken anhand der Geschichte der Bharatas, eines indischen Volksstammes, verdeutlicht wurden. Geschichtswissenschaftler gehen davon aus, daß diese Ballade vor ca. 3000 Jahren entstand. Das heute bekannte Mahabharata stammt jedoch aus dem 4. und 5. Jahrhundert v.Chr.. Bharata war ein Herrscher, der durch sein weises und tapferes Handeln den ganzen indischen Subkontinent beherrschte. Die Inder nennen sich oft noch heute die Söhne Bharatas und Indien selbst Bharat oder Bharatavarsha. Kuru, ein Nachkomme Bharatas, war der Stammvater des Königsgeschlechts der Kauravas. Durch Familienzwistigkeiten kam es zum 18-tägigen Bruderkrieg zwischen den Kauravas und den Pandavas, der auf dem Schlachtfeld von Kurukshetra stattfand und den alten Stamm fast ausrottete. Der wohl bekannteste und schönste Teil des Mahabharata ist die Bhagavad Gita.

Mantra: Gesänge. Worte voll geistiger Kraft bzw. heilige Formeln.

Ramajana: indisches Nationalepos mit 24.000 Doppelversen, wahrscheinlich von Walmiki verfasst (4./3. Jh. v. Chr.). Erzählt die Sagen von dem göttl. Helden Rama und den Kämpfen, die er zu bestehen hatte, um seine von dem Dämonengott Ravana geraubte Gattin Sita zu befreien.

Sadhu: der „Weltabgewandte“, spiritueller Wahrheitssucher 

Sari: langes Wickelgewand der indischen Frau, besteht in der Regel aus einem 5 m langen farbigem Tuch

Shiva: einer der drei Aspekte Gottes; Gott als Zerstörer, der auflöst, um Neues zu erschaffen; Gott der Hindu-Trinität.

Srimad-Bhagavatam: Auch Bhagavata Purana – ist ein 18.000 Verse umfassender episch-philosophischer Klassiker der vedischen Literatur. Das umfangreiche Werk enthüllt, in Form von faszinierenden Erzählungen, Dialogen und Gleichnissen, alle Aspekte der vedischen Philosophie, Religion, Kunst und Geschichte. Es beschreibt die Gesetzte von Karma und Reinkarnation sowie verschiedene Wege des Yoga und der Meditation und gibt auch in zahlreichen anderen Wissensbereichen – wie Psychologie, Soziologie, Kosmologie, Astronomie und Ethik aufschlußreiche Antworten. Darüber hinaus enthält das Srimad-Bhagavatam eine Vielzahl detaillierter Aufzeichnungen einer bemerkenswert fortgeschrittene Zivilisation, die zu einer Zeit blühte, welche weit vor der uns bekannten Geschichte liegt. Es beinhaltet auch verblüffend präzise Voraussagen für die Gegenwart sowie für Zeiten, die uns noch bevorstehen. In der heutigen Zeit, die von den Veden prophetisch als Kali-yuga („das Zeitalter von Streit und Heuchelei“) bezeichnet wird, kommt dieser unvergleichlichen Wissensquelle eine immer größere Bedeutung zu.

Veden: Der Hinduismus begründet sich in den Veden, d.h. heiliges Wissen, die von den Weisen (Rishis) „erschaut“ wurden und die sie dann in Worte faßten. Lange Zeit wurde dieses Wissen nur mündlich überliefert, seine Hüter wurden Brahmanen genannt, im ursprünglichen Sinne eine spirituelle Bezeichnung für einen Wissenden, einen, der im Kontakt mit dem Brahman steht. Erst später wurden diese rituellen und magischen Formeln, Lieder, Opfergebete und Hymnen in Alt-Sanskrit aufgeschrieben. Im Mittelpunkt stand dabei immer das Opfer, das auf genau vorgeschriebene Art ausgeführt werden mußte, um das Wohlwollen der Götter und die universelle Harmonie aufrecht zu erhalten. Die Bedeutung des Opfers erklärt sich schon allein aus der Tatsache, daß die Arier ein nomadisierendes Hirten- und Kriegervolk waren und somit Kulthandlungen in Tempeln, wie wir sie aus dem heutigen Hinduismus kennen, gar nicht möglich waren. Ebenso waren in dieser Zeit natürlicherweise personifizierte Naturgewalten wie Agni, Surya und Indra von großer Bedeutung. Sinn der Opferhandlungen war es, die Gunst der Götter auf sich zu ziehen, um recht irdische Dinge zu erlangen, wie viele Söhne, Wohlstand etc.. Dem im Sinne des Dharma Lebenden, der alle Regeln seiner Kaste bezüglich Familie, Beruf, Gesellschaft etc. erfüllte, stand nach dem Tode das Land der Väter offen (scheint sowas wie unser Paradies zu sein). Diese Religionsauffassung wird als Religion des Genießens im Gegensatz zu den später entstandenen Upanishaden verstanden, wo der Schwerpunkt auf der Erlösung (moksha) liegt. Die ältesten vedischen Hymnen sollen in die Zeit bis 1500 v.Chr. zurückgehen, während die ältesten Upanishaden ab 750 v.Chr. anzusiedeln sind.

Vishnu: Einer der drei hinduistischen Hauptgötter. Er gilt als der Hüter der Schöpfung. Vishnu erscheint auf dieser Welt nie in seiner eigentlichen Form, sondern immer in einer Gestalt, die seiner jeweiligen Aufgabe angemessen ist. Daher spricht man von den 10 Reinkarnationen oder Avataren Vishnus. Neun dieser Avatare sind bereits erschienen. Die bekanntesten von Ihnen sind Krishna und Rama.

Verwendete Literatur

India: A Sacred Geography, Diana L Eck, Harmony, 2012 

1000 Decorative Designs from India (Dover Pictorial Archives), Devi Thapa, Kiran Chaudhri and V. S. Navalkar, Dover Pubn Inc., 2007

Avatars, Gods and Goddesses of Vedic Culture, Stephen Knapp, Createspace, 2010

Encountering God: A Spiritual Journey from Bozeman to Banaras, Diana L. Eck, Beacon Press, 2003

Kerala. India’s Garden of the Gods, Edda Neumann- Adrian, Michael Neumann- Adrian, Olaf Krueger and Edda Neumann-Adrian, Bucher, Munich, 2006

Kathakali Dance-Drama: Where Gods and Demons Come to Play: When Gods and Demons Come to Play, Phillip B. Zarrilli, Routledge, 1999

Vimana Aircraft of Ancient India and Atlantis, Adventures Unlimited Press, David Hatcher Childress, Adventure Unlimited, 1991 

Guide to Archives Series 1, Central Archives Thiruvnanthapuram, State Archives Department, Government of Kerala, 2006

Sree Padmanabha Swamy Temple, Aswathi Thirunal Gouri Lakshmi Bayi, Bhratiya Vidya Bhavan, Mumbai 2000

Internetquellen:

http://en.wikipedia.org/wiki/Padmanabhaswamy_Temple

http://www.newyorker.com/reporting/2012/04/30/120430fa_fact_halpern

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Über Thomas Ritter 110 Artikel
Thomas Ritter, 1968 in Freital geboren, ist Autor und freier Mitarbeiter verschiedener grenzwissenschaftlicher und historischer Magazine. Thomas Ritter hat zahlreiche Bücher und Anthologien veröffentlicht. Außerdem veranstaltet er seit mehr als zwanzig Jahren Reisen auf den Spuren unserer Vorfahren zu rätselhaften Orten sowie zu den Mysterien unserer Zeit. Mit seiner Firma „Thomas Ritter Reiseservice“ hat er sich auf Kleingruppenreisen in Asien, dem Orient, Europa und Mittelamerika spezialisiert. Mehr Informationen auf: https://www.thomas-ritter-reisen.de Nach einer Ausbildung zum Stahlwerker im Edelstahlwerk Freital, der Erlangung der Hochschulreife und abgeleistetem Wehrdienst, studierte er Rechtswissenschaften und Geschichte an der TU Dresden von 1991 bis 1998. Seit 1990 unternimmt Thomas Ritter Studienreisen auf den Spuren früher Kulturen durch Europa und Asien.