Neues Thesenpapier gegen Antisemitismus erschienen

denkmal denkmal für die ermordeten juden mahnmal, Quelle: Ildigo, Pixabay License Freie kommerzielle Nutzung Kein Bildnachweis nötig

Antisemitische Straftaten nehmen deutschlandweit zu, wie Strafverfolgungsbehörden registrieren. Diesem negativen Trend müssen sich Staat und gesellschaftlicher Diskurs entschieden entgegenstellen. Die Hanns-Seidel-Stiftung (HSS) liefert hierzu ein aktuelles Papier mit neun Thesen.

„Die Verbreitung antisemitischer Einstellungen und Verhaltensweisen ist während der Corona-Pandemie nochmals erschreckend deutlich geworden, deshalb muss hier dringend Ursachenforschung betrieben werden“, konstatiert der Stiftungsvorsitzende Markus Ferber, MdEP. Vor diesem Hintergrund veröffentlichen Professor Oliver Hidalgo von der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, Dr. Philipp W. Hildmann von der Hanns-Seidel-Stiftung und Dr. Alexander Yendell vom Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt am Standort Universität Leipzig ein Thesenpapier in der Reihe Argumentation Kompakt der Hanns-Seidel-Stiftung. 

Die Thesen wollen zu einer möglichst differenzierten Auseinandersetzung mit dem Thema Antisemitismus beitragen. „Das Problem ist, dass heute vielen ihre antisemitischen Vorurteile gar nicht bewusst sind“, so Professor Oliver Hidalgo. Auch sei vor allem die Debatte um den israelbezogenen Antisemitismus emotional sehr aufgeladen. Hier wäre es wichtig anzuerkennen, dass sowohl Kritik an Israel ein Vorwand für antisemitische Ressentiments sein kann, als auch, dass sich der Antisemitismusvorwurf instrumentalisieren lässt. 

Als weiterhin problematisch sieht es das HSS-Papier, dass Religionen wie das Christentum und insbesondere der Islam nach wie vor als Ursachen für Antisemitismus gelten. Hier schlagen die Autoren eine differenziertere Analyse vor. So stünden vor allem oberflächliche Glaubensformen, die mit autoritären Persönlichkeitsmerkmalen und Verschwörungsmythen einhergingen, in Verbindung mit Antisemitismus, während tiefe Gläubigkeit und kirchliche Aktivitäten unabhängig von der Konfession antisemitischen Überzeugungen tendenziell sogar vorbeugen. Allerdings betonen die Autoren, dass es dringend einschlägiger Forschungsstudien bedarf, um die komplexen Phänomene und Ursachen des ,neuen‘ Antisemitismus besser zu erfassen. 

Das Thesenpapier ist im Internet frei downloadbar:

https://www.hss.de/download/publications/Argu_Kompakt_2021-2_Antisemitismus.pdf

Pressemitteilung: Hanns-Seidel-Stiftung