Restitution einer Zeichnung von Andrea Boscoli

Staatliche Graphische Sammlung München

Ein Blatt von der Hand des Florentiner Malers und Zeichners Andrea Boscoli (1560–1607) in der Staatlichen Graphischen Sammlung München, auf das die Erben von Dr. Michael Berolzheimer (1866–1942) mit Schreiben des Holocaust Claims Processing Office vom 5. Juni 2012 Anspruch auf Restitution erhoben, verbleibt gegen eine Zahlung eines finanziellen Ausgleichs in der Münchner Sammlung. Dank der Nachforschungen des Holocaust Claims Processing Office, Department of Financial Services, New York und anschließender Prüfungen seitens der Staatlichen Graphischen Sammlung München wurde evident, dass das Blatt, das eine Szene aus der Vita des heiligen Antonius zeigt, ehemals Bestandteil der Sammlung von Dr. Michael Berolzheimer war, der wegen seiner jüdischen Herkunft von den Nationalsozialisten enteignet und zur Emigration gezwungen worden war. Zum Zeitpunkt des Erwerbs des Blattes durch die SGSM bei Ketterer, Auktion 5./6. Mai 2003 (282. Auktion »Sammlung Tremmel«) war die Provenienz „Berolzheimer“ unbekannt. Der Fall zeigt exemplarisch, wie wichtig Grundlagenforschung zur Feststellung von Naziunrecht ist, das an Mitbürgern jüdischer Herkunft begangen wurde. Nur Schritt für Schritt können durch intensivierte Provenienzforschung die Besitzverhältnisse von Kunst während der 30er und 40er Jahre geklärt und kann Licht in das Dunkel der Enteignungen gebracht werden.

Dr. Michael Berolzheimer war mit großer Wahrscheinlichkeit bis zu seiner erzwungenen Emigration Mitglied der Vereinigung der Freunde der Staatlichen Graphischen Sammlung München, so dass sich seine Erben großzügigerweise bereit erklärten, im Gedenken an das Unrecht, das Dr. Berolzheimer widerfuhr, die Zeichnung im Jahr 2014 der Vereinigung der Freunde der Staatlichen Graphischen Sammlung München zu überlassen, so dass sie im Museum verbleiben und die Sammlung an ihren einstigen Förderer erinnern kann.

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