Was bedeutet Demokratie heute?

Über die Ausuferung beamteter Vertreter und die davon erzeugte anmassende Bürokratie.

Kreuzigung, Höllenfahrt und Apokatastasis von Jehowa Enosch, Libau ca. 1930

Der weiter aufgeblasene Bundestag ist wohl das einzige markante Ergebnis der Wahl 2021 als ein immer grösser werdender Futtertrog zur lebenslangen Mästung von oft schlechten Schauspielern.

Wie auch koalitioniert wird, welche Figuren sich im Rampenlicht eines Kanzlers oder in Ministerien sonnen wollen, Fakt ist das die Ausgaben für die „Unterhaltung“ weiterer Abgeordneter, Ministerien und deren Ressorts immens zunehmen werden, ein Prozess welcher sich schon seit Beginn der Bundesrepublik Deutschland fortsetzt.

Der Bürger darf einmal in vier Jahren irgendeine Kasperlefigur auf der politischen Bühne aussuchen und die dazugehörige Partei oder eine andere Partei, faktisch und sachlich hat das mit konkreter Mitbestimmung überhaupt nichts zu tun.

Nietzsche hat das in einem hübschen Zitat auf den Punkt gebracht:

„Heute, in der Zeit wo der Staat einen unsinnig 
dicken Bauch hat, giebt es in allen Feldern und Fächern, außer den 
eigentlichen Arbeitern noch „Vertreter“ z.B. außer den 
Gelehrten noch Litteraten, außer den leidenden Volksschichten noch 
schwätzende prahlerische Thu-nichts-gute, welche jenes Leiden 
„vertreten“, gar nicht zu reden von den Politikern von Berufswegen, 
welche sich wohl befinden und „Nothstände“ vor einem Parlament mit 
starker Lunge „vertreten. Unser modernes Leben ist äußerst 
kostspielig durch die Menge Zwischenpersonen; in einer antiken Stadt 
dagegen, und im Nachklang dann noch in mancher Stadt Spaniens und 
Italiens, trat man selber auf und hätte nichts auf einen solchen 
modernen Vertreter und Zwischenhändler gegeben — es sei denn einen Tritt!“

(NF-1885,34[162] — Nachgelassene Fragmente April–Juni 1885.)

Diese Zwischenpersonen und Zwischenhändler Politiker und Bürokraten vermehren sich wie die Ratten und verbreiten sich mittlerweile neben dem Militär als die grösste und bestbezahlte Schicht.

Doch wenn es wirklich um demokratische Mitbestimmung gehen würde, hätten wir aufgrund unserer modernen Kommunikationsmittel ein direktes Werkzeug zur Entscheidungsfindung auf breiter Basis zur Verfügung. Mein Sohn meinte letztens, „Wenn man online wählen könnte, schnell und unkompliziert, würde ich an dieser Veranstaltung auch mal teilnehmen.“

Mal etwas weiter gedacht, warum brauchen wir noch Repräsentanten die für uns sprechen sollen wenn wir selber entscheiden könnten?

Das Schweizer Modell modern gedacht:

– Abstimmung regional über Fragen der Infrastruktur, der Verwendung von Steuermitteln für Projekte, nach Bedarf monatlich am Handy, PC …

– Abstimmung überregional zu wirtschaftlichen und sozialen Fragen, welche dann nicht von einem kleinen, meist überhaupt nicht davon betroffenen politischen Clan entschieden werden.

Wir leiden heute an einer Überbürokratisierung welche die Freiheit des Einzelnen in allen Bereichen einschränkt.

Der Weg geht über das Papier zur allgemeinen Datenkontrolle, -erfassung, -überwachung.

Heute reicht eine formal schön dargestellte Idee mit Finanzplan, Finanzquellenangaben (Bürgschaften, Sicherheiten, Garantien, alle übrigens auch nur auf Papier bzw. im Rechner, keiner prüft das faktische Vorhandensein nach) etc. um damit Gelder für ein Projekt zu beantragen und zu bekommen. Die Tat, Fähigkeit, Durchführung ist nebensächlich wenn die Abrechnung, eine aalglatte juristisch und rechnerisch einwandfreie Rechtfertigung, eines Projektes nachgereicht wird.

Qualifikationen, Zeugnisse, Diplome, Gutachten, Empfehlungen werden auf dem Papier erzeugt oft ohne jegliche erfahrungspraktische Einübung in die Sache, hauptsache es wird etwas dokumentiert, was über die Eignung eines Einzelnen nichts aussagt, ausser das er in der Lage war sich diese Kontakte, Papiere, Stempel und Daten zu beschaffen.

Schliesslich werden nun doch auch von Bürokraten und Buchhaltern nach hierachischem Prinzip ebendiese überprüft ohne das man sich weiter für Inhalte oder faktisch wirkliche Ergebnisse interessiert. Eine Judaspolitik, ich wasche meine Hände in Unschuld und Unverantwortlichkeit wenn ich von weiter oben die formelle Richtigkeit bestätigt bekomme.

So werden Milliarden verplant von Bürokraten und Buchhaltern nur für den Erhalt derselben und der gegenseitigen Bestätigung sanktionierter Unverantwortlichkeit und Inhaltslosigkeit. Wir ersticken an einem sicherheitsgepeitschtem, überregulierendem und paranoiden Wasserkopf als Abbild des goldenen Kalbes, an dem wir an der Leine geführt herumtanzen.

Ein alter Chinese sagte mal ziemlich bissig:

Jede Ursache hat ihre Wirkung

Wenn Heilige geboren werden so erheben sich die grossen Räuber.

Macht man Scheffel und Eimer, das die Leute damit messen, so macht man gleichzeitig mit diesen Scheffeln und Eimern die Leute zu Dieben.

Macht man Siegel und Stempel, das die Leute Urkunden bekommen, so macht man gleichzeitig mit Siegeln und Stempeln sie zu Dieben.

Wenn einer eine Spange stielt, so wird er hingerichtet. Wenn einer ein Reich stiehlt so wird er Landesfürst.

Darum verbrennt die Stempel und zerstört die Siegel, und die Leute werden einfältig und ehrlich!

Vernichtet die Scheffel und zerbrecht die Waagen, und die Leute hören auf zu streiten.

Wenn erst einmal die ganze Kultur auf Erden ausgerottet ist, dann erst kann man mit den Leuten vernünftig reden.“

(Dschuang Dsi, chinesischer Taoist, gelebt zur Zeit Aristoteles in China)

Sicher, kann man jetzt einwenden, vielleicht wird dann auch keine Sprache sein um uns über etwas „Kulturelles“ zu unterhalten, doch für den kosmischen Blick im Vergleich zur Gegenwart fehlen einem manchmal die Worte.