Atomkraft ist ein Sicherheitsrisiko

Folgen des Krieges in der Ukraine

atomkraftwerk atomreaktor nuklear kernkraftwerk, Quelle: mzter, Pixabay License Freie kommerzielle Nutzung Kein Bildnachweis nötig
  • Fukushima und Tschernobyl erinnern uns daran, welche verheerenden Auswirkungen Atomunfälle haben können.
  • Der russiche Angriff auf die Ukraine muss eine Zeitenwende bei der Bewertung der Sicherheit und Sicherung von Atomanlagen in ganz Europa zur Folge haben.
  • Deshalb ist die Ablehnung einer Laufzeitverlängerung deutscher Atomreaktoren richtig und konsequent. AKW sind ein ständiges Sicherheitsrisiko, energiewirtschaftlich unflexibel und teuer.

Elf Jahre nach der mehrfachen Kernschmelze in Fukushima und 36 Jahre nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl führt uns der russische Angriff auf die Ukraine dramatisch vor Augen, welche Gefahren von Atomkraftwerken ausgehen. Der Krieg gefährdet auch die nukleare Sicherheit des Landes und stellt ein Risiko für ganz Europa dar.

Weitere Informationen dazu in unserem FAQ „Atomkraftwerke und die Folgen des Krieges in der Ukraine“.

Atomkraftwerke sind ein dauerhaftes Sicherheitsrisiko

Fukushima erinnert uns an potenziell verheerende Auswirkungen von Atomunfällen. Noch immer ist die Situation vor Ort sehr kritisch. Für die Industrienation Japan ist das ein Offenbarungseid. Über eine Million Liter radioaktiv kontaminiertes Wasser will die japanische Regierung in den Pazifik ableiten, über den Zustand der geschmolzenen Kerne wird weiter spekuliert. Bis zu einer möglichen Bergung in den stark verstrahlten Reaktorgebäuden wird noch viel Zeit vergehen. Dabei waren mehrfache Kernschmelzen in den Handbüchern der Atomindustrie noch nicht einmal theoretisch für möglich gehalten worden.

Die Sicherheit von Atomanlagen wird durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und die dortigen AKW auf erschreckende Weise aktuell. Reaktoren werden zu Waffen des Gegners im eigenen Land. Unterhalb der Schwelle eines Atomkrieges wird dort – mitten in Europa – ein hybrider Krieg geführt, der mit den Ängsten der Menschen spielt. Fällt, wie damals in Fukushima, die Stromversorgung und Notkühlung aus, drohen bei laufenden Reaktoren eine Kernschmelze oder andere unbeherrschbare Situationen.

Die Katastrophe von Fukushima führte in Deutschland zur Entscheidung, aus dieser Hochrisikotechnologie auszusteigen. Der Angriff auf Atomkraftwerke in der Ukraine muss nun eine Zeitenwende bei der Bewertung der Sicherheit und Sicherung von Atomanlagen in ganz Europa zur Folge haben.

Bislang war die Abwesenheit von Krieg stets Prämisse. Davon können wir aber nicht länger ausgehen. Die Bundesregierung hat dies in ihrer Prüfung für eine Laufzeitverlängerung der bestehenden AKW bereits berücksichtigt.

Atomausstieg bleibt richtig und konsequent

Die Prüfung von Bundesministerin Steffi Lemke und Bundesminister Robert Habeck hat deutlich gemacht, dass eine Laufzeitverlängerung bestehender deutscher Atomkraftwerke weder sicherheitstechnisch noch energiewirtschaftlich oder ökonomisch sinnvoll ist. Außerdem würde sie neue verfassungsrechtliche Risiken mit sich bringen. Von den Sicherheitsrisiken und der Anfälligkeit alter Reaktoren ganz zu schweigen. Daher ist die Ablehnung einer Laufzeitverlängerung richtig und konsequent.

Stefan Wenzel, Sprecher der AG Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz, hebt die hohen Folgekosten der Nutzung der Atomkraft hervor: „Jedes Jahr müssen die Steuerzahler 1,8 Milliarden Euro für die atomaren Altlasten aufbringen. Und in den nächsten Jahren sind noch einmal vier bis fünf Milliarden Euro für die Rückholung des Atommülls aus dem havarierten Bergwerk Asse in Niedersachsen zu zahlen. Der Rückbau von Atomanlagen, die Zwischenlagerung und die aufwendige Suche nach einem sicheren Endlager werden in den kommenden Jahrzehnten mindestens 170 Milliarden Euro verschlingen, die uns für Investitionen in Zukunftstechnologien fehlen.“ Der Atomausstieg bleibe der logische Schritt, den die Ampel-Regierung im Koalitionsvertrag gemeinsam bestätigt habe.

Eine Laufzeitverlängerung könnte kurzfristig – im nächsten Winter – keine neuen Strommengen bringen und somit keinen Beitrag zur Versorgungssicherheit leisten. Auch mittelfristig würden die Atomanlagen nur im begrenzten Maße energiewirtschaftlich hilfreich sein. Atomstrom kann die knappen Gasmengen nicht ersetzen, da diese nicht zur Stromerzeugung, sondern insbesondere im Wärmebereich genutzt werden. Eine Laufzeitverlängerung könnte auch die Stromproduktion nicht kurzfristig erhöhen.

Auch Uran aus Russland

Zudem würde die Beschaffung neuer Brennelemente zum Weiterbetrieb nach dem geplanten Abschaltdatum zum 31. Dezember 2022 mindestens 1,5 Jahre dauern. Auch hier bestehen Abhängigkeiten von Russland und seinen Verbündeten. Der Großteil des Urans für Brennelemente etwa im noch betriebenen bayerischen AKW Isar 2 stammt aus Russland und Kasachstan.

Ein weiterer Betrieb würde außerdem zusätzliche Kosten mit sich bringen, etwa durch möglichen Nachrüstungsbedarf nach Sicherheitsprüfungen sowie bei der Entsorgung radioaktiver Abfälle und bei der Deckungsvorsorge. Diese können derzeit nicht genau eingeschätzt werden, was eine Verlängerung wirtschaftlich nicht sinnvoll macht angesichts der bereits hohen Kosten der Atomenergie.

Erneuerbare führen uns aus der Abhängigkeit

Statt in diese Hochrisikotechnologie zu investieren, werden wir die Abhängigkeiten von fossilen und nuklearen Rohstoffen konsequent reduzieren und dafür die Energiewende und den Ausbau der erneuerbaren Energien massiv erhöhen und beschleunigen. Nur eine Energieversorgung auf Basis erneuerbarer Energien bietet Energieunabhängigkeit, Versorgungssicherheit und eine resiliente und bezahlbare Energieversorgung.

Fachgespräch vom 25. April 2022

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Am 25. April diskutierten wir im Fachgespräch „Putins Angriffskrieg und die nukleare Sicherheit in Europa“ die Auswirkungen des Krieges auf die Energieversorung und die Sicherheit.

Quelle: Grüne-Fraktion im Bundestag

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