CORONA Filmbrancheninfos #51

Küssen trotz Corona

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In Frankreich läuft die Produktion langsam wieder an – anscheinend in ähnlichem Tempo wie in Deutschland. Dreharbeiten unter Corona-Bedingungen bestimmen auch hier die Meldungen aus der Branche. Zu den Pfingststagen gibt es noch zwei gute Nachrichten: Vor 40 Jahren starteten CNN und der Teletext. Jedes für sich, aber die Pfeiler fürs globale Informationszeitalter waren eingeschlagen.

Die Brancheninfos erscheinen gleichzeitig auch auf unserem Blog out-takes zum Nachlesen.


Den aktuellen Stand in Frankreich fasst unser Kollege Olivier Kluyskens von Crew United France zusammen: 
# Die Kinos öffnen am 22. Juni wieder. Die genauen Massnahmen werden noch bekanntgegeben. 
# Die staatliche Filmförderung CNC hat einen eigenen Hilfsfonds von 50 Millionen Euro für Kinoproduktionen bereitgestellt, der ausschließlich mit öffentlichem Geld finanziert wird. Dies soll fürs erste die Versicherungen ,ersetzten’, was das Corona-Risiko angeht: Falls eine Produktion jetzt dreht und wegen des Virus’ (erneut) abbrechen muss, deckt dieser Fonds einen Teil des Verlusts – es gibt eine Obergrenze. 
# Die Produktion läuft langsam wieder an. Viele Daily Soaps drehen schon. Im Juni sollten zwei große Kino-Produktionen, deren Dreh im März unterbrochen wurde, weitergehen – auf eigenes Risiko, denn Corona wird von der Versicherung nicht gedeckt. Einige Kinofilme, die im März in Vorbereitung waren, planen einen Drehstart im Juli oder August. 
# Cannes wird nächsten Mittwoch seine „Labels“ bekanntgeben. Das sind die Filme, die im Wettbewerb hätten laufen sollen. 

Andere Veranstaltungen sind in Frankreich bereits ab kommenden Dienstag erlaubt, die Kinos öffnen landesweit erst drei Wochen später, meldet auch „Blickpunkt Film“. Diese Entscheidung sei in Abstimmung mit der Kinowirtschaft gefallen sei, habe Premierminister Edouard Philippe betont: Sie wolle den Neubeginn nach Corona auch mit nationalen Kampagnen begleiten.


Die ersten Kinos öffnen trotz Corona-Krise wieder: Gibt es noch Chancen auf den Kinosommer? fragte die „Frankfurter Rundschau“. Ihre Antwort: „Möglich, aber umstritten.“

Im Berliner Traditions-Kino „Colosseum“ geht das Licht aus. Die Inhaber haben kurz vor dem 100. Geburtstag Insolvenz angemeldet, meldet der „Berliner Kurier“ und hält einen Nachruf. 

Open-Air-Vorführungen sind zurzeit die Hoffnung vorsichtiger Kinobesucher. Aber ausgerechnet die „FilmSchauPlätze NRW“ müssen diesen Sommer ausfallen: „Angesichts des offenen Veranstaltungskonzepts mit wechselnden Orten, kostenlosem Eintritt und nicht begrenzbaren Zuschauerflächen ist die Gewährleistung der vorgeschriebenen Hygiene- und Abstandsregelungen außerordentlich schwierig“, teilt die Film- und Medienstiftung NRW mit


„Ein aktuelles Setfoto, gestern auf Facebook veröffentlicht , zeigt eine Gruppe Komparsen in ausgelassener Runde ohne Sicherheitsabstand und Masken. Es veranlasst mich zu diesem Statement“, schreibt uns ein Leser:  

„Wir möchten alle wieder arbeiten, lieber heute als morgen. Nicht nur die Filmwirtschaft ist seit Monaten am Boden. Die harten Regeln und Verbote machen uns zu schaffen, Viele wissen aktuell nicht wie, ob und wann es für sie weitergehen wird. Zumal mehr als die Hälfte der Komparserie der ,Risikogruppe’ ab oder über 60 angehören. Seien wir froh und dankbar, dass Verordnungen langsam wieder gelockert werden und die Filmbranche mit Bedacht, Corona-Tests und ungewohnten Sicherheitsmaßnahmen (die sowohl für Aufnahmeleitung als auch Regieassistenz erschwerte Bedingungen darstellen müssen) das „neue Normal“ zu leben versucht. Eine besondere Herausforderung für Teams, Schauspieler und Komparsen, nicht nur deutschlandweit. Möchten wir diese Freiheit nicht verspielen, kommt es auf das verantwortungsvolle Handeln eines jeden Einzelnen an. Auch wenn durchgeführte Tests am Set negativ ausfallen, besteht noch immer keine 100-prozentige Sicherheit. Die Fehlerquote liegt laut aktueller WHO Studie über 15 Prozent. Halten wir Abstand und minimieren die Gefahr einer zweiten Welle samt neuerlichem Lockdown. Bleibt alle gesund.“ 


Küssen trotz Corona – wie die Filmbranche in der Pandemie weiterarbeiten will, berichtet die Deutsche Welle. 

„Nicht alles, was in den Herbst verschoben wird, kann im Herbst gedreht werden“: Die Degeto-Chefin Christine Strobl sagt im Interview mit DWDL, wie es nun mit den vielen Produktionen weitergeht. Sie geht von Überschneidungen aus, sodass Kreative nicht immer zur Verfügung stehen. 

Ums Drehen in Corona-Zeiten geht’s beim Webinar der Deutschen Akademie für Fernsehen (DAFF) am kommenden Donnerstag. Zu Gast sind der Produktionsleiter Sebastian Neitsch von der Initiative „WirSind1Team“, die Schauspielerin Lisa Maria Potthoff, der Drehbuchautor Jochen Greve und Lara Höltkemeier, Redakteurin für „Sturm der Liebe“; es moderiert Barbara Schardt. Doch auch die übrigen Teilnehmer sollen sich einbringen, denn es geht um ein hohes Ziel: „Die Runde geht auch den Fragen nach, ob in der aktuellen Situation überhaupt alle Stoffe verfilmbar sind und Geschichten so erzählt werden können, dass sie glaubwürdig und authentisch sind. Und es wird um den beruflichen Alltag in der Filmbranche mit seinen eingespielten Abläufen gehen. Denn klar ist: Alles dauert ein wenig länger und tut diese Entschleunigung nicht vielleicht sogar gut und nimmt etwas vom stetig steigenden Produktionsdruck. Inwiefern ist also die gegenwärtige Pandemiesituation auch eine Chance, Produktionsabläufe und Strukturen zu überdenken und ein bessere Arbeitsgrundlage zu schaffen.“ Dafür ist nur eine Anmeldung erforderlich.  


„Trotz guter Absichten kommen die Corona-Hilfen bei den Selbstständigen nicht an“, warnen 26 Verbände. In einer Petition fordern sie einen Neustart: Die Soforthilfen sollen verlängert und neben Betriebskosten auch die Lebenshaltung, Miete und Krankenversicherung als notwendige Ausgaben anerkannt werden. Die Petition kann noch bis zum 25. Juni unterzeichnet werden.

Am Dienstag durften wir es ankündigen: Bayern hat am neuen Hilfsprogramm für freischaffende Künstler*innen nachgebessert. Unterstützung erhält nun auch, wer schon andere  Corona-Soforthilfen erhalten hat. Die werden allerdings auf die 3.000 Euro angerechnet, die Bayern für die Künstler*innen vorsieht. Die Hilfe kann nun online beantragt werden, alle Informationen dazu bietet das Kunst- und Kulturministerium. 


„Kultur trotz Corona“: NDR Kultur und NDR Info starten starteten heute einen gemeinsamen Podcast und sprechen jede Woche mit denen, die der weitgehende Shutdown des kulturellen Lebens betrifft: mit den Künstler*innen, mit der Szene und mit dem Publikum. „Mir fehlt das Live-Ding – Sommer ohne Festivals“ ist Thema der ersten Folge.  

Fassbinder machte sie zum Star, Loriot weckte ihre humoristische Seite: Die Schauspielerin Irm Hermann ist mit 77 Jahren gestorben. „Sie war frei, offen und direkt“, titelt die „Berliner Zeitung“, eine „Virtuosin der Hassliebe“, meint die „FAZ“

Im Januar hatte  John Williams sein erstes Konzert auf dem alten Kontinent dirigiert. Mit den Wiener Philharmonikern entführte der Meister der Filmmusik in fernste Galaxien und Zaubereischulen, lud zur Jagd nach dem verlorenen Schatz und ließ beim Gedanken an weiße Haie schauern. Den Mitschnitt zeigt Servus TV am Pfingstmontag gleich zweimal: um 10 Uhr und um 22:15 Uhr. 

Der „Deutsche Fernsehpreis“ öffnet sich den Streamern: Erstmals werden auch ihre Programme berücksichtigt, die Telekom ist zudem neuer Kooperationspartner, meldet „Blickpunkt Film“. 


Einst reiften wissenschaftliche Erkenntnisse im kleinen Kreis. Heute wird darüber in der Öffentlichkeit diskutiert. Wie verändert das Wissenschaft und Politik? Der „Tagespiegel“ erklärt, was man zur Debatte um die Drosten-Studie wissen sollte.

Vor 40 Jahren ging CNN als weltweit erster TV-Nachrichtenkanal auf Sendung.Seither wird live über Krisen, von Großereignissen oder aus Kriegsgebieten berichtet. Heute ist CNN eine etablierte globale Medienmarke – und der Lieblingsfeind von US-Präsident Trump, berichtet der Deutschlandfunk.  

„Wir können die Corona-Pandemie auch ohne Impfstoff stoppen“ sagt Hans Lehrach der „Berliner Zeitung“. Der Genforscher hat mit einem amerikanischen Kollegen eine Strategie gegen Covid-19 erarbeitet. Sie beruht auf gleichzeitigen Tests ganzer Bevölkerungen.

Brancheninfo von crew-united und cinearte, erschienen auf out-takes.