DerPragmatismus von Humes „Natürlichen Glauben“

Kommentar zu F. Stäudners Hume-Artikeln in den letzten beiden Ausgaben der Tabula rasa

Dieser Beitrag versteht sich als kritische Stellungnahme auf den Artikel „Metaphysischer Nachschlag“ von Frank Stäudner, der in der Aprilausgabe (1995) von „Tabula Rasa“ vorzufinden ist. Da es sich um einen 'Nachschlag' handelt, wird der ursprüngliche Artikel, auf den sich der Nachschlag bezieht: nämlich „Die Metaphysik David Humes“ (vom gleichen Verfasser in der Januarausgabe der T.R. veröffentlicht) ebenfalls zur Rede stehen.

Sehr knapp zusammengefaßt, wird im „Nachschlag“ [1] versucht, dank empirischer Befunde der Neurobiologie und Hirnforschung Humes ']natürlichen Glauben' plausibler zu machen, indem aufgezeigt wird, daß es ein empirisch nachzuweisendes kausales Verhältnis zwischen 'Natur' und 'Denken' gibt. Dieses Verhältnis wird als ein Bedingendes dargestellt. Der 'natürliche Glaube' soll mit Inhalt gefüllt werden, indem gezeigt wird, daß zumindest andeutungsweise gesagt werden kann, wo der Ursprung dieses 'Glaubens' angesiedelt werden könnte. Bezüglich des Ursprungs schreibt Herr Stäudner: „Was wir brauchen sind empirische Belege dafür, daß äußere Einflüsse unser Erkenntnisvermögen, unsere Kategorien der Weltwahrnehmung mitgestalten.“ [1] Der 'natürliche Glaube' Humes wird dabei als 'metaphysisches Konzept bzw. Konstruktion' verstanden, als eine gegebene Grundvoraussetzung, die Erkenntnis ermöglicht. [2] „Damit hat Hume den Argumenten der Kausalanalyse die Spitze genommen. Die Frage nach der Rationalität der induktiven, empirischen Vorgehensweise ist eine unsinnige Frage.“ [3]

Meine Bedenken bezüglich der im „Nachschlag“ vorgenommenen Argumentation sind rein methodischer Art und kommen weitgehend ohne eine weitere Darstellung der dort angeführten Beispiele und Schlußfolgerungen aus. Meine Frage lautet: Inwiefern kann mit empirischen Befunden der 'natürliche Glaube' Humes gestützt werden?

Die Argumentation ist bekannt, zumindest für den einigermaßen Humebelesenen: Die Kenntnis von Kausalität, die der Mensch zu haben glaubt, kann nach Hume nur von der Erfahrung herrühren: „Kein Gegenstand enthüllt jemals durch seine sinnfälligen Eigenschaften die Ursachen, die ihn hervorgebracht haben, oder die Wirkungen, die aus ihm entstehen werden; auch kann unser Denken ohne Unterstützung durch die Erfahrung nie auf das wirkliche Dasein und auf Tatsachen schließen.“ [4] Ob nun auf Kausalität tatsächlich Verlaß ist bzw. diese in der Welt tatsächlich vorliegt, hängt davon ab, ob die Zukunft der Vergangenheit entsprechen wird. Eben diese letzte Voraussetzung bleibt dem Menschen jedoch vorenthalten, denn um das mit Sicherheit aussagen zu können, müßte zunächst das Gesetz der Kausalität mit Gewißheit ausgesagt werden können. Offenbar dreht man/frau sich hier im Kreis. [5] So gesehen erscheint es äußerst fragwürdig, ob mit empirischen Ergebnissen der Neurobiologie, die eben auf dem Prinzip der Kausalität beruhen, ein Humescher Begriff untermauert werden kann.

Es kommt hier jedoch eine Grunddifferenz zum Vorschein, die das Verständnis von Humes 'natürlichen Glauben' betrifft. Herr Stäudner geht davon aus, daß der 'natürliche Glaube' als „metaphysisches Konzept“ [6] Humes zu verstehen sei. Dieses einmal für wahr gehalten, wird meine Kritik überflüssig, aber auch Humes Untersuchungen bezüglich des Ursache-Wirkung-Verhältnisses werden der Spitzfindigkeit überführt, und es bleibt allein zu fragen, was von seiner Philosophie übrig bleibt. Wir müssen uns also nochmals an Humes Philosophie wagen, um ausfindig zu machen, wie Hume den 'natürlichen Glauben' verstanden hat bzw. welchen Stellenwert der 'natürliche Glaube' innerhalb der Humeschen Philosophie insgesamt besitzt.

Der Titel meiner Stellungnahme verrät schon, welche 'Verständnisart' hier vertreten wird. Der 'natürliche Glaube' Humes wird als pragmatisch bedingte Stütze eingeführt und auch begründet, und nicht als 'metaphysisches Konzept bzw. Konstruktion'. Wie aber läßt sich diese Behauptung rechtfertigen? Ich will im Folgenden drei Schritte unternehmen, die aufzeigen sollen, daß Humes Einführung des natürlichen Glaubens keineswegs die tiefgreifenden Zweifel am Prinzip der Kausalität beseitigt und damit die Heranführung von empirischen Befunden (die ja die Gültigkeit des Gesetzes der Kausalität voraussetzen) ungeeignet erscheint, um, ganz gleich welche, Humesche Begriffe zu untermauern.

1. Hume versteht sich durch und durch als Empirist. Auch er unternimmt, ähnlich wie Locke, eine aufwendige Beweisführung, die anschaulich und durchaus plausibel erläutert, daß jegliche Erkenntnis lediglich in der 'sinnlichen' Erfahrung ihren Ursprung hat. Ebenso müßte es sich mit der Kenntnis von Kausalität verhalten (auch das wird von Hume ausführlich erläutert und begründet [7]). Humes entscheidender Ertrag ist jedoch gerade die Feststellung, daß es sich hier nicht um eine beweis- und begründbare Kenntnis, sondern bestenfalls um einen unerschütterlichen Glauben handelt. Die Folgen des dadurch aufkommenden Skeptizismus sind äußerst tiefreichend und bemerkenswerterweise ist ein großer Unterschied zwischen der 'Reaktion' des frühen Hume und der des späten zu vermerken. „Vergleicht man das Schlußkapitel des ersten Buches des Treatise mit jenem der Enquiry, so ist der Unterschied eklatant: Dort der grenzenlos Zweifelnde, der immer deutlicher die Existenz unbegründbarer, aber lebensnotwendiger Glaubensinhalte zugestehen muß, und hier der vom Fundament sicherer Überzeugungen aus Urteilende.“ [8] Im Treatise hatte Hume den Glauben an die Gleichförmigkeit des Naturverlaufs, an die Existenz der Außenwelt und an das Ich als ein Produkt der blinden Einbildungskraft interpretieren müssen. „Weil dieser Glaube jedoch zugleich lebensnotwendig ist, vermochte er die blinde Einbildungskraft, die zugleich der Ursprung so großen Übels ist (Vorurteile, Aberglaube, Schwärmerei), nicht mehr als 'irreführendes Geistesvermögen' abzutun.“ [9] So war es ihm aber gleichzeitig nicht gelungen, 'wahrheitsfördernde' Philosophie vom 'verderblichen' Aberglauben etc. abzugrenzen. Dem konsequent 'wahrheitssuchenden' Philosophen blieb nur die Möglichkeit eines radikalen Skeptizismus, welcher sowohl dem 'alltäglichen' Leben als auch dem Menschen nützlichen Wissenschaftsbestrebungen widersprach: „Der ernsthafte Dauerskeptiker müßte wirklich auf alle Urteile verzichten.“ [10]

2. Die Folge dieser Erkenntnis (des Induktionsproblems, so wie es sich Hume stellte) müßte also ein radikaler Skeptizismus sein (Pyrrhonismus); und an dieser Stelle schlage ich vor, Humes Gedankengang und Auseinandersetzung mit dem zu Tage kommenden radikalen Skeptizismus in der Enquiry näher zu betrachten. Aus dieser Auseinandersetzung, (dies meine – und natürlich nicht nur meine – These) entsteht unweigerlich die Konsequenz der Voraussetzung eines 'natürlichen Glaubens'. Der Grund dieser Notwendigkeit ist dabei ein rein pragmatischer.

„Zunächst einmal läßt sich in der Enquiry kein Abrücken von den pyrrhonistischen Argumenten erkennen. So ist das Induktionsproblem mit aller Schärfe formuliert, und im Schlußkapitel kommt Hume nochmals auf seine Substanzanalyse zu sprechen und wiederholt jene skeptischen Einwände, die er nicht zu lösen vermag […]“. [11] Zwar vertrauen wir den Sinnen, aber schon ein wenig Philosophie reicht aus, um uns klar vor Augen zu führen, daß wir bloß über Bilder der Außenwelt verfügen und nicht wissen können, ob diese von Ereignissen der Außenwelt verursacht werden oder nicht. „Aber können die pyrrhonistischen Argumente auch nicht widerlegt werden, so vermögen sie – und das wird von Hume in der Enquiry mit Nachdruck betont – in entscheidender Hinsicht auch nicht überzeugen. Der Pyrrhonismus kann nämlich nicht gelebt werden: […]“. [12] Humes eigentliches Bestreben in der Enquiry war es, diesem Paradoxon zu entkommen. Das Problem des 'skeptischen Paradoxon' stellte sich ihm folgendermaßen dar: „Eine rational schlüssige Argumentation ist nicht widerlegbar, kann aber dennoch nicht überzeugen.“ [13] Hume stellt immer wieder fest, daß wir im alltäglichen Leben ständig dem Gesetz der Kausalität und vor allem dem Induktionsgesetz vertrauen, ohne uns auch vor Augen führen zu müssen, daß wir es tun. Genauso offensichtlich ist die Tatsache, daß weder Mensch noch Tier überleben könnten, wenn sie es damit nicht so selbstverständlich handhaben würden. Humes durchaus pragmatische Frage lautet dementsprechend gegen Ende der Enquiry: „[…] wieweit lassen sich diese philosophischen Prinzipien des Zweifels und der Unbestimmbarkeit treiben?“ [14]

Bereits im Treatise stellt Hume „ausdrücklich fest, daß er es für ganz unmöglich hält, daß jemand ernsthaft und kontinuierlich ein Vertreter der radikalen Skepsis ist. Es kann demnach zwar jemand dauernd Skeptiker sein, dann ist er es aber nicht ernsthaft; oder aber er ist es ernsthaft, dann ist er es aber nur gelegentlich.“ [15]

Dennoch gelang ihm die weiter oben angedeutete 'Versöhnung' zwischen Philosophie bzw. Erkenntniskritik und alltäglichem (natürlich-menschlichem) Leben nicht. Einerseits stand fest, „daß der Selbsterhaltungstrieb radikale Skepsis unmöglich […]“ [16] macht, andererseits hatte sich deutlich gezeigt, daß Kausalität und Induktion lediglich auf einem nicht begründbaren Glauben beruhen. „Der Autor der Enquiry […] ist an erkenntnistheoretischen Problemen als solchen kaum noch interessiert; was den reifen Hume allerdings eminent interessierte, war die Frage, wie Philosophie und common life zusammenstimmen könnten und der Philosoph dem exzessiven Zweifel entkommen könnte.“ [17]

3. Der 'natürliche Glaube' muß als pragmatisch bedingter 'Lösungsvorschlag' angesehen werden. Die Form dieses Vorschlags würde ich als die folgende beschreiben: Damit dem Menschen angesichts der nicht behebbaren Zweifel an der Gültigkeit des Kausalitätsprinzips und der Unmöglichkeit, dieses Prinzip hinreichend zu begründen, die Möglichkeit eingeräumt wird, weiterhin zu handeln, also Entscheidungen zu treffen etc., muß ein solcher von der Natur vorgegebener Glaube an die Gültigkeit des hier thematisierten Prinzips angenommen werden. Es ging Hume um eine 'Genese' zwischen Skeptizismus und dem alltäglichen Selbstverständnis eines jeden handelnden und sich entscheidenden Menschen und nicht um eine 'Auflösung' des Skeptizismus durch den 'natürlichen Glauben' als ein 'metaphysisches Konzept': „Wenn unser gewöhnliches Weltbewußtsein nicht nur im Sinne des Selbstverständlichen natürlich, sondern selber einfach ein Stück Natur ist, wenn Meinungen über die Welt zu haben ein ähnlich natürlicher Vorgang ist wie zu atmen, sich zu bewegen und sich zu ernähren, dann ist es für einen Erforscher der menschlichen Natur nicht nur sinnvoll, sondern die einzig mögliche Frage, nach der Genese statt nach einer Rechtfertigung unseres Glaubens an die Realität der Außenwelt zu fragen.“ [18]

Hume rückt bis zuletzt in der Enquiry vom Skeptizismus nicht ab. Was ihn aber so unheimlich 'modern' macht, ist die Einsicht, daß rein philosophische Probleme oft zu Ergebnissen geführt haben (und führen), die sich mit dem 'alltäglichen' Leben nicht vereinbaren lassen. So ist es ihm ja selbst gegangen, und seine Konsequenz läuft nicht darauf hinaus, den philosophischen 'Ertrag' seiner Untersuchungen mit Hilfe einer 'metaphysischen Konstruktion' den menschlichen Bedürfnissen und Befindlichkeiten in der Welt, der 'conditio humana' sozusagen, anzupassen, um ein erträgliches Maß an Kompatibilität zwischen Philosophie und schlichtem Leben zu erreichen. Statt dessen kommt er vom Glauben ab, daß eine solche Kompatibilität möglich sei: „Die Auseinandersetzung mit der Skepsis beendet seinen ursprünglichen Glauben an die unbedingte Gewißheit und vollständige Begründbarkeit empirischer Forschung und entfernt sein Denken zugleich von der dogmatischen Grundtendenz des klassischen Empirismus in Richtung auf eine pragmatische Begründung der Geltung von Erfahrung: Nicht die Vernunft beweist die Gewißheit von Erfahrungsurteilen, sondern das Leben im Sinne des unausweichlichen Zwangs zum Handeln zeigt die Notwendigkeit des Für-wahr-Haltens (belief) solcher Urteile auf.“ [19] Indem er diesen Anspruch (die Gewißheit von Erfahrungsurteilen mit der 'Vernunft' zu beweisen) als nicht mehr haltbar ansieht, kann er auf der einen Seite die Philosophie aufrechterhalten, auf der anderen Seite gerät er aber mit der 'conditio humana' nicht in einen unauflöslichen Konflikt. Wissenschaft und Forschung bleiben jedoch den skeptischen Zweifeln ausgesetzt und erfahren ihre Rechtfertigung lediglich von einem pragmatischen Standpunkt aus. Damit ist die äußerst moderne und sinnvolle Frage Nietzsches: 'Wie weit darf Wissenschaft wachsen?' von philosophischer Seite aus bereits von Hume treffend legitimiert worden! (Eine Frage nämlich, die allein mit Mitteln der Vernunft zu beantworten wäre.)

Noch ein letzter Hinweis; Hume schreibt: „Es scheint […] evident, daß die Menschen, wenn sie diesem blinden und mächtigen Naturinstinkt folgen, stets annehmen, die ihnen durch die Sinne gegebenen Bilder seien die äußeren Dinge, und sie schöpfen keinen Verdacht, daß die einen nur Darstellungen der anderen sind.“ [20] Entscheidend scheint mir hier zu sein, daß der Naturinstinkt zwar mächtig, aber doch 'blind' ist. Der Mensch folgt ihm zwar auch blind, aber indem er das tut, bleibt er selbst 'blind'. Um Licht in die eigene Befindlichkeit zu bringen, bedarf es der philosophischen Reflexion auf diesen 'Naturinstinkt' und dadurch einer Relativierung (im Sinne eines In-Schranken-Haltens) all jener Folgen und Ziele, die durch ihn erreicht werden und werden sollen.

Zurück zur ursprünglichen Fragestellung. Es hat sich gezeigt, daß der eigentliche Gegenstand der Auseinandersetzung die Klärung von Humes Verständnis vom 'natürlichen Glauben' darstellt. Sollten meine Ausführungen überzeugen, so wird ersichtlich, daß sich die Heranführung von empirischen Belegen, die auf Kausalität beruhen, nicht eignet, um den 'natürlichen Glauben' als gegeben zu begründen bzw. plausibler werden zu lassen. Laut meiner Erörterungen des 'natürlichen Glaubens' bei Hume erscheint es als ein Zirkelschluß, wenn mit empirisch-kausalen Befunden die Gültigkeit von dem Prinzip zu untermauern versucht wird, was Kausalität aus skeptisch-philosophischer Sicht erst möglich macht bzw. notwendiger weise angenommen werden muß, damit Kausalität möglich sei. Dies letzte wird verständlicher, wenn man/frau sich vor Augen führt, daß der 'natürliche Glaube' angenommen werden muß, damit Kausalität als wesentlich pragmatisches Prinzip als legitim gelten kann. „Bei Hume ist es denn auch nicht Gott, der uns die Welt sehen läßt, wie sie wirklich ist, sondern es ist die Natur, die uns zwingt, und zwar bei Strafe eines Scheiterns im Handeln, bestimmte Meinungen über unsere Umgebung zu haben.“ [21] Aber es sind eben doch nur Meinungen!

Humes radikale Kritik, was die Möglichkeit betrifft, Kausalität und Induktion hinreichend begründen zu können, bleibt bestehen und eben aus dem Konflikt, der zwischen dieser Einsicht und dem 'alltäglich-menschlichem' Leben entsteht, wird das an der Praxis des Lebens orientierte Konzept eines 'natürlichen Glaubens' entworfen. Der 'natürliche Glaube' wird erst dann sinnvoll und notwendig, wenn die skeptischen Argumente bezüglich der Kausalität etc. ihre Gültigkeit bewahren. Es erscheint nochmals merkwürdig, mit empirischen Befunden den 'natürlichen Glauben' zu stützen, wo er doch nicht genannt werden bräuchte, wenn es das Problem der Gültigkeit von Kausalität etc. nicht gäbe! Nicht der 'natürliche Glaube' bleibt ein leerer Begriff, wenn auf die Frage, wie die Natur es zuwege gebracht habe, es 'so einzurichten', keine Antwort gegeben werden kann [22], sondern die so gestellte Frage scheint 'leer' zu sein. Es verhält sich ja geradezu umgekehrt: Der 'natürliche Glaube' Humes erfährt seine Bedeutung und erhält seinen Sinn, da der Skeptizismus aus Vernunftgründen nicht aufgehoben werden kann. Meinen Ausführungen zufolge müßte bereits die Ausgangslage des „Nachschlags“ als 'verzerrt' angesehen werden: Der 'natürliche Glaube' soll nicht das Induktionsproblem aufheben, statt dessen wird der 'natürliche Glaube' aus pragmatischen Gründen notwendig und deshalb sinnvoll, weil das Induktionsproblem nicht aufhebbar ist.

Mit anderen Worten: Daß wir dem Ursache-Wirkung-Prinzips und dem Induktionsprinzip vertrauen, daß wir 'instinktiv' an diese Prinzipien 'glauben', ändert nichts an der Tatsache, daß sie anzweifelbar bleiben, daß wir nicht sagen können, es verhielte sich tatsächlich und geschweige denn in alle Ewigkeit so. Der 'natürliche Glaube' muß angenommen werden und kann durchaus als 'menschlich' konstatiert werden; es bleibt aber ein unbegründeter Glaube, der mit Hilfe der Vernunft in Schranken gehalten werden kann und soll, jederzeit kritisch reflektiert werden kann und soll.

Anmerkungen:

[1] Frank Stäudner: Metaphysischer Nachschlag. In: Tabula Rasa. Jenenser Zeitschrift für kritisches Denken. Nr. 8, April 1995. Jena 1995. S. 17

[2] Vgl.: Frank Stäudner: Die Metaphysik David Humes. In: Tabula Rasa. Jenenser Zeitschrift für kritisches Denken. Nr. 7, Januar 1995. Jena 1995. S. 28

[3] a.a.O. S. 26

[4] David Hume: Eine Untersuchung über den menschlichen Verstand. Stuttgart 1982. S.44

[5] Vgl.: „'Kausale Verknüpfung' zweier Ereignisse ist nach Hume eine bloß subjektive Vorstellung, der keine mögliche Erfahrung korrespondiert. Zum Inhalt der Erfahrung gehört allenfalls die regelmäßige Aufeinanderfolge zweier Ereignisse, nicht aber deren Notwendigkeit. Die Vorstellung einer 'notwendigen' Aufeinanderfolge zweier Ereignisse, die Vorstellung also ihrer 'ursächlichen' Verknüpfung, ist dagegen, so meint Hume, eine Zutat des erkennenden Subjekts zur Erfahrung, die sich nicht rational rechtfertigen, sondern nur psychologisch erklären läßt. Denn die Vorstellung einer notwendigen, und das heißt für den am naturwissenschaftlichen Denken geschulten Hume: einer unbedingt generellen Verknüpfung zweier Ereignisse in der Zeit involviert einen 'induktiven' Schluß von vergangener auf zukünftiger Erfahrung; ein solcher induktiver Schluß ließe sich aber nur rechtfertigen mit Hilfe eines Induktionsprinzips, das seinerseits aus der Erfahrung induktiv erschlossen sein müßte, wodurch ein unauflöslicher Zirkel entsteht.“ Albrecht Wellmer: Methodologie als Erkenntnistheorie. Zur Wissenschaftslehre Karl R. Poppers. Frankfurt am Main. 1967. S. 31f

[6] Frank Stäudner: Die Metaphysik David Humes. S. 26 ff

[7] Vgl.: David Hume: Eine Untersuchung über den menschlichen Verstand. S. 43 ff

[8] Gerhard Streminger: David Hume: sein Leben und sein Werk. Paderborn; München; Wien; Zürich 1994. S. 315

[9] a.a.O. S. 316

[10] Rudolf Lüthe: David Hume: Historiker und Philosoph. Freiburg; München 1991. S.46

[11] Gerhard Streminger: David Hume. S. 326

[12] a.a.O. S. 327

[13] Rudolf Lüthe: David Hume. S. 45

[14] David Hume: Eine Untersuchung über den menschlichen Verstand. S. 188

[15] Rudolf Lüthe: David Hume. S. 46

[16] ebd.

[17] Gerhard Streminger: David Hume. S. 328

[18] Jens Kulenkampff: David Hume. München 1989. S. 49 (Hervorhebung d.V.)

[19] Rudolf Lüthe: David Hume. S. 53

[20] David Hume: Eine Untersuchung über den menschlichen Verstand. S. 191 (Hervorhebung d.V.)

[21] Jens Kulenkampff: David Hume. S. 163 (Hervorhebung d.V.)

[22] Vgl.: Frank Stäudner: Metaphysischer Nachschlag. S. 17

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