Die Shisha erobert die Straßen

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Die massiven Antiraucherkampagnen seit der Jahrtausendwende haben Rauchern überall auf dem Globus das Rauchen verleidet. Nach Angaben von Statista werden heute nur noch wenig mehr als die Hälfte an Zigaretten verkauft, als dies in den 1990er Jahren der Fall war. Gleichzeitig steigen alternative Inhalationsprodukte in der Gunst des Publikums. Spektakulär verläuft der Anstieg beim Kauf einer Shisha, wovon die vielen Shisha-Bars in den Innenstädten zeugen, die speziell in den Abendstunden gut besucht sind.

Nach Angaben der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) haben 26,2 Prozent der 12- bis 17-Jährigen sowie 66,9 Prozent der 18- bis 25-Jährigen bereits Erfahrungen mit der arabischen Wasserpfeife gesammelt. Bei 10,6 Prozent bzw. 18,9 Prozent von ihnen liegt die letzte Session nicht länger als 30 Tage zurück. Das sind Gründe genug, sich näher mit dem Trend zu beschäftigen, den Hintergründen für die Popularität der Hookah auf den Grund zu gehen und brennende Fragen rund um die Auswirkungen des Konsums auf die Gesundheit zu klären.

Herkunft der Shisha

Die Shisha stammt ursprünglich aus dem Norden Indiens, wo sie vermutlich zu Beginn des 16. Jahrhunderts entwickelt wurde. Über Persien und Arabien gelangte sie nach Nordafrika und setzte sich im Osmanischen Reich ebenfalls durch. In den orientalischen Kaffeehäusern prägte sie den Lebensstil der Menschen und trug zum geselligen Beisammensein bei. Bei einer Shisha ließ sich trefflich debattieren und die Einhaltung des Zeremoniells war vor allem Besuchern aus gehobenen Verhältnissen wichtig.

Ähnlich wie in Europa die Tabakpfeife drohte die Shisha im 20. Jahrhundert als Relikt der Älteren aus der Mode zu kommen. Doch überraschend feiert die Shisha-Kultur im neuen Jahrtausend ein Comeback. Als hippes Lifestyle-Produkt waren es die jungen Menschen aus dem Orient, welche die Tradition wieder aufleben ließen und mit ihrer Leidenschaft ihre Altersgenossen aus dem Okzident ansteckten.

Aussehen und Funktionsweise

Eine Shisha ist eine Wasserpfeife mit einem Schlauch und einem Mundstück. Der Shisha-Tabak wird in einen Tabakkopf gefüllt und mit Kohle (zum Beispiel Shisha Kohle von AEON) erhitzt. Dabei dient die Rauchsäule dazu, dass der Tabak beim Ziehen nach oben gezogen wird, wo er dann vom Konsumenten inhaliert werden kann. Realisiert wird der Vorgang durch Unterdruck. Das Gefäß der Wasserpfeife wird im Jargon Bowl genannt und sollte mit Wasser gefüllt sein, um den heißen Rauch, der sich beim Ziehen im Behälter ansammelt, zu kühlen.

Die Vorteile einer Shisha

Soziologen erklären die neue Popularität der Shisha mit der Sehnsucht nach Entschleunigung und Nähe in einer immer hektischer werdenden Welt, in welcher der Einzelne einer enormen Reizüberflutung und zunehmenden Vereinsamung ausgesetzt ist. Die Sitzungen mit Freunden stellen diese echten Kontakte her, mit denen man für Stunden den Moment genießen darf, und die keine Follower aus sozialen Medien aller Art ersetzen können. Enthält die Shisha mehrere Schlauchanschlüsse, ist es sogar möglich, dass mehrere Personen gleichzeitig an ihr ziehen können.

Die vielen Geschmacksrichtungen, die es bei den Produkten für die Wasserpfeife gibt, bieten reichlich Gesprächsstoff. Ferner gibt die Shisha auch ästhetisch mit ihren herrlichen Motiven aus Tausendundeiner Nacht etwas her. Anders als bei Zigaretten, bei denen jeder Zug gleich schmeckt, verfügen Shisha-Besitzer über zahlreiche Stellschrauben, um mit dem Aroma zu experimentieren und das Geschmackserlebnis zu optimieren. Eine Wasserpfeife gilt als hippes Lifestyle-Produkt, das in der Szene ein Statussymbol sein kann.

INFOGRAFIK: Das sind die wichtigsten Vorteile einer Shisha:

Wie gesundheitsschädlich ist eine Shisha?

Eine Shisha zusammen mit Freunden zu rauchen, mag zwar ein faszinierendes Gemeinschaftserlebnis sein. Man sollte allerdings bedenken, dass die Wasserpfeife anders als andere Alternativprodukte, wie E-Zigaretten und Vaporizer, nicht als gesundheitlich unbedenklicher gilt. In vielen Beziehungen ist eine Shisha sogar gefährlicher für die Lungen. Zwar enthält der Shisha-Tabak weniger Teer als der Tabak einer Zigarette, und das hochgradig kanzerogene Butadien fehlt vollkommen, dafür schützt jedoch beim Ziehen kein Filter wie bei einer Zigarette, und der Rauch wird bei der Wasserpfeife tiefer inhaliert.

Auf diese Weise ist es kein Zufall, dass Asthmatiker vom Inhalieren einer Hookah regelmäßig dramatisch anmutende Hustenanfälle erleiden. Bei einem Zug mit der Wasserpfeife nehmen Konsumenten mit 300 bis 900 ml Nikotin im Vergleich mit 30 bis 70 ml mehr als das Zehnfache an Nikotin auf als beim Zug einer Zigarette. Noch schlimmer ist der direkte Vergleich bei Kohlenmonoxid, denn mit einer Sitzung absorbiert ein durchschnittlicher Teilnehmer etwa das Zehnfache der Schadstoffmenge als beim Rauchen einer ganzen Zigarette.

2017 wurden 50 jugendliche Shisha-Raucher in NRW-Krankenhäusern aufgrund einer Kohlenmonoxidvergiftung behandelt. Dass nach Angaben von Experten beim Shisha-Rauchen das Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden, um 70 Prozent erhöht ist, dürfte damit zusammenhängen. Denn Kohlenmonoxid konkurriert im Blut mit Sauerstoff, der dem Herz und Gehirn dadurch fehlt.

Unsere Tipps für den Kauf einer Shisha

Beim Kauf einer Shisha können Kunden das Geschmackserlebnis an vielen Stellen beeinflussen. Bei der Größe der Shisha empfehlen wir den gesunden Mittelweg, denn ein kleiner Schlauch kann durch den geringeren Kühleffekt unangenehm werden, während bei einem zu großen Schlauch größere Aromaanteile verloren gehen könnten.

Ein integriertes Mehrkammersystem hilft ebenfalls beim Inhalieren, denn die Vorrichtung dient dazu, den Rauch besser abzukühlen und zu filtern, der außerdem über die einzelnen Kammern mehr Aromen aufnehmen kann. Bei der Wahl der Kohle ist Naturkohle gegenüber selbstzündender Kohle vorzuziehen, da der geschmackliche Mehrwert den Mehraufwand lohnt. Selbstzündende Kohle ist leider oft von minderwertiger Qualität.

Mögliche Extras der Wasserpfeife

Shishas sind komplexe Vorrichtungen, die Herstellern Raum für nützliche Erweiterungen geben. So dient ein Molassefänger der Hygiene, um die Molasse, die dem Shisha-Tabak Aroma und Feuchtigkeit verleiht, in einem Auffangbecken zu sammeln. Auf diese Weise wird verhindert, dass die sirupartige Substanz in die Rauchsäule gelangt.

Mit Antirutschnoppen besitzen Wasserpfeifen eine größere Festigkeit, während der Diffusor eine Art Lautstärkeregler für die Shisha ist. Ein LED-Licht erleichtert das Hantieren bei Dunkelheit. Mit einem Set an Mundstücken können Konsumenten bei den Sitzungen experimentieren, da die einzelnen Mundstücke vom Hersteller ihre besonderen Stärken verliehen bekommen haben. Unbedingt benötigt werden abschließend ein Kohleteller, eine Kohlezange und Reinigungsutensilien.

Unser Fazit: verführerisch, aber unvernünftig

Die arabische Wasserpfeife bietet Konsumenten ein intensives Raucherlebnis mit vielen Möglichkeiten der geschmacklichen Feinjustierung. Die zahlreichen wählbaren Aromen wecken die Neugierde insbesondere bei Anfängern, während bei den Sitzungen die Geselligkeit im Vordergrund steht. Es ist offensichtlich, dass Wasserpfeifen in puncto Abwechslungsreichtum jede Zigarette um Längen schlagen. Die Lust nach der Shisha ist deshalb verständlich, der Konsum aber angesichts der schwerwiegenden Belastungen für Lunge, Atmungsorgane und das Herz-Kreislauf-System nicht vernünftig.

Der Königsweg bleibt in puncto Rauchen die Abstinenz.

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