Die Winzigkeit des anthropogenen CO2

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Nachdem im August der pessimistische 6. Bericht des Weltklimarats (IPCC) erschienen ist, machte die Süddeutsche Zeitung mit der Schlagzeile „Der Mensch war’s“ ihre Leser heiß, während der Spiegel fragte „Gerät das Klima außer Kontrolle?“ Der IPCC-Bericht ist Wasser auf den Mühlen aller Parteien, die den Bericht zum Anlass nehmen, die Wähler auf ihr Programm einzustimmen. Reden wir über Kohlenstoffdioxid (CO2), das für die Erderwärmung haftbar gemacht wird. Über CO2 darf nur als Schuldigen gesprochen werden, eine quantitative oder qualitative Analyse des ungiftigen Spurengases findet man kaum in den Medien.

CO2 war im Jahre 1850 mit 280 Teilchen pro Million (ppm) in der Atmosphäre vertreten. 280 ppm entspricht 0,028 Prozent. Bis zum Jahr 2020 hat sich der atmosphärische CO2-Anteil um rund ein Drittel auf 405 ppm erhöht. Damit hat CO2 einen Anteil von 0,04 Prozent an den atmosphärischen Gasen. 99,96 Prozent der Atmosphäre besteht aus anderen Gasen. Stickstoff und Sauerstoff dominieren mit zusammen 99 Prozent.

Die Vertreter der Theorie einer von Menschen verursachten (anthropogenen) Erderwärmung argumentieren, dass CO2, trotz seines geringen Anteils von 0,04 Prozent an den atmosphärischen Gasen, Verursacher der Erderwärmung sei und stützen sich dazu auf ein „Hockeyschläger“-Diagramm aus dem Jahr 1998. In dieser Grafik rekonstruierte der Paläoklimatologe Michael Mann die Temperatur der letzten tausend Jahre anhand von Baumringen, Eiskernen, Korallen und anderen Aufzeichnungen. Die Graphik stellt die mittelalterliche Entwicklung der globalen Durchschnittstemperatur als durchgehend leicht abfallend dar und hebt einen Temperaturanstieg ab 1850 als außergewöhnlich rasch hervor. Sie wird als „Hockeyschläger“ bezeichnet, weil die flache Temperaturlinie des letzten Jahrtausends wie der Schaft eines Hockeyschlägers wirkt, das steil ansteigende Ende (ab 1850) wie dessen Kelle.

Bekannt wurde das Diagramm durch die Verknüpfung von Erderwärmung und CO2-Anteil in der Atmosphäre. Das Diagramm wurde vom „Weltklimarat“ als wegweisend in den 3. Sachstandsbericht aufgenommen und zur Grundlage für Folgearbeiten. Andere Ursachen der Erdwärmung wurden nur am Rande untersucht, denn das IPCC forciert und finanziert bis heute vor allem Studien der menschengemachten CO2-Erwärmung. So wurde der „Hockeyschläger“ zum Schlachtruf für Politiker und der ehemalige US-Vizepräsident Al Gore widmete 2006 dem „Hockeyschläger“ sogar einen Film „Eine unbequeme Wahrheit“. Seither ist das Diagramm die Bibel derer, die an den menschengemachten Klimawandel glauben wollen.

Widerstand aus den Reihen der Wissenschaft

Während der Film von einem Großteil der Presse bejubelt wurde, wurde die „Hockeyschläger“-Grafik im Jahre 2003 von der kanadischen University of Guelph in Ontario untersucht und als unwissenschaftlich abgelehnt: Das Diagramm sei „ein Artefakt des schlechten Datenhandlings, veralteter Daten und falscher Berechnung der Hauptkomponenten“ (McKitrick und McIntyre). Es täusche einen glatten Verlauf der Temperatur in den letzten tausend Jahren vor, enthalte Fehler in der Schätzung der Temperaturen, nicht zu rechtfertigende Kürzung oder Extrapolation von Quelldaten, veraltete Daten, Standortfehler, falsche Berechnung der Hauptkomponenten und andere Qualitätskontrollmängel. Die Klimaforscher von Storch und Krauß und der Klimatologe Edward Cook vom Lamont-Doherty Earth Observatory schrieben bereits im Mai 2001, die Klimaforschung sei von der Politik gekidnappt worden, um ihre Entscheidungen als von der Wissenschaft vorgegeben und als alternativlos verkaufen zu können. Die Klimaforschung sei dermaßen politisiert, „dass es schwierig ist, Wissenschaft zu betreiben“.

Der „Hockeyschläger“ wurde nunmehr Gegenstand weiterer Folgeuntersuchungen, die einerseits die Graphik bestätigten, andererseits die Behauptung zurückwiesen, die Temperaturerhöhung im 20. Jahrhundert sei historisch einzigartig und daher ausschließlich auf den menschlichen Einfluss zurückzuführen. Insbesondere wurde bemängelt, es fehle der Nachweis, dass es eine kausale Interaktion zwischen beiden Parametern gebe. Es würden nur Korrelationen gezeigt, aber wer im Falle einer wechselweisen Interaktion wen beeinflusse, bliebe offen. Die Nationale Akademie der Wissenschaften bestätigte Untersuchungsergebnisse der University of Guelph, die Unsicherheiten in den Daten der Hockeyschläger-Studie seien von Professor Mann systematisch unterschätzt worden. Weitere Kritiker fragten, wenn in der Vergangenheit Klimaveränderungen ohne menschlichen Einfluss aufgetreten seien, wieso dann der gegenwärtige Erwärmungstrend nicht dieselben, vom Menschen unabhängigen Ursachen haben sollte? Warmphasen und eisige Zeiten hätten sich in den letzten zwei Jahrtausenden ohne menschliches Zutun abgewechselt, Grönland sei zum Grünland geworden, die CO2-Werte seien in der Klimahistorie teilweise in astronomische Höhen geklettert, ohne dass die Erde den „Wärmetod“ erlitten hätte und nun sei plötzlich ein Anstieg des CO2-Anteils um 0,0125 Prozent an der Atmosphäre für die „Ausrottung“ der Menschheit verantwortlich?

Daneben wurde bemängelt, dass dieReduzierung eines komplexen Problems auf lediglich eine Ursache andere Ursachen unterschlage, wie die Wirkung der solaren und kosmischen Strahlung, des übermächtigen Wasserdampfes, der Durchlässigkeit der Wolken durch Rückgang der Ärosole oder des explosiven Bevölkerungswachstums und der Reduzierung der Waldflächen. Überhaupt sei der monokausale Ansatz verfehlt, da die Erdatmosphäre von vielen gigantischen Kräften geprägt und geformt werde, über deren Rückkopplungs-Mechanismen die Wissenschaft nur ansatzweise im Bilde sei. Alle Systeme griffen ineinander wie das Räderwerk einer großen Maschine und alle erhielten ihre Energie von der Sonne. Monokausal sei fast nichts auf dieser Welt, es komme immer vieles zusammen.

Außerdem dürfe Korrelation nicht mit Kausalität gleichgestellt werden. Zwar steige die CO2-Konzentration und die Erdtemperatur an, jedoch dürfe daraus nicht ein zwangsläufiger kausaler Zusammenhangzwischen CO2-Emissionen und Erderwärmung konstruiert werden. Eine Korrelation zwischen zwei Merkmalen bedeute nicht, dass eines der Merkmale auch Verursacher des anderen sein müsse. Das „Hockeyschläger-Diagramm“ erlaube, auch von einer anderen Richtung der Korrelation auszugehen: erst die Erderwärmung und dann der CO2-Anstieg. Und so wurde der „Hockeyschläger“ nach langem Zögern vom IPCC zurückgezogen und nicht mehr in den 4. Bericht (2007) aufgenommen. Das Umweltbundesamt folgte dem IPCC und entschied in der Frage der Kausalität: „Es handelt sich um eine Henne-Ei-Fragestellung, die nicht zu lösen ist“ (26.07.2013). Das war, bevor Angela Merkel das Diktum aussandte „Das CO2 ist schuldig“.

Im August 2019 folgte dann der Knockout des „Hockeyschlägers“: „The Supreme Court of British Columbia“ der westkanadischen Provinz British Columbia urteilte in einem Prozess gegen Professor Mann, da dieser trotz Aufforderung nicht die Dokumente zu seiner Hockeyschläger-Theorie einschließlich der Computercodes vorgelegt hatte. Und da Michael Mann bereits 2017 anlässlich eines vorhergehenden Prozesses trotz Terminstellung versäumt hatte, dem Gericht diese Dokumente vorzulegen, darf man wohl davon ausgehen, dass er einen kritischen Blick auf die Grundlagen seiner Theorie scheut.

Damit war dem wichtigsten und einzigen (!) „Beweis“ von einer angeblich menschengemachten Klimaerwärmung der Boden unter den Füßen weggezogen worden. Was jedoch nicht zu einer Änderung der CO2-Klimatod-Theorie führte. Dazu hätten Al Gore, Barack Obama, Angela Merkel und die am Tropf der Regierungen hängenden Institute zugeben müssen, sich geirrt zu haben. Zwar wurde mit allerlei Argumenten versucht, das Diagramm zu retten („viel zu schnelle Erwärmung“, Badewannen- und Katalysatorentheorie u.ä.), ohne jedoch die Untersuchungsmängel – unbewiesene Kausalität, wissenschaftliche Mängel – beheben zu können. Stattdessen wurde CO2 zu einer die Erde vernichtenden Größe aufgebläht und ein nie vorhandener „Konsens der Wissenschaft“ postuliert. An die Stelle eines wissenschaftlichen, noch von vielen Unbekannten geprägten Dialoges trat eine politisch geprägte, pseudo-wissenschaftliche Mutmaßung, die alle Merkmale einer Erweckungsbewegung zeigt.

Die Winzigkeit des anthropogenen CO2

Man muss wissen, dass atmosphärisches CO2 größtenteils natürlichen Ursprungs und für das Leben auf Erden unverzichtbar ist. Nur ein geringer Teil ist menschlichen Ursprungs. Das BMI geht von 4,5 Prozent anthropogenem CO2 aus (23. August 2018) und das United States Department of Energy (DOE) geht für das Jahr 2000 von einem Anteil von 16,5 Prozent aus. Die Bandbreite der Schätzungen ist also erheblich, in den meisten Studien wird von einem einstelligen Anteil ausgegangen. Die „Hockeyschläger“-Studie macht keine Unterschiede und ist auch aus dieser Sicht diskussionsbedürftig.

Gleich ob 3 oder 16,5 Prozent anthropogenes CO2, es bleibt die von der Wissenschaft geteilte Einsicht, dass 84 bis 97 Prozent des verunglimpften atmosphärischen CO2 als natürliches und lebensnotwendiges Produkt dem politischen Willen zur Veränderung entzogen ist und lediglich rund 3 bis 16 Prozent der Gesamt-Emissionen als wirksames anthropogenes CO2 übrig bleibt. Dies gilt natürlich auch für den im „Hockeyschläger“-Diagramm dargestellten Aufwuchs des atmosphärischen CO2 von 125 ppm zwischen 1850 und 2020. Wenn lediglich rund zehn Prozent (wahrscheinlich weniger) des CO2-Anteiles anthropogen ist, so beträgt der innerhalb von 170 Jahren zu verzeichnende, durch die Industrialisierung verursachte Aufwuchs 0,00125 Prozent des atmosphärischen CO2. Und nur auf dieses tausendstel Prozent des gesamten CO2 hat der Politiker Einfluss. Dass diese Zahlen, gleich ob ein hundertstel oder ein tausendstel Prozent, nicht in den populären Medien publiziert werden, stattdessen Spekulationen und irrwitzige „Die Erde brennt“-Offenbarungen kaum erwachsener Jugendlicher zuhauf publiziert werden, ist als ein journalistischer Niedergang der Medien zu werten.

Tatsächlich spiegelt auch diese Zahl von einem tausendstel Prozent nicht die geringen Wirkungsmöglichkeiten des Politikers wider. Denn gleich ob natürlichen oder anthropogenen Ursprungs, das atmosphärische CO2 ist in einem Kreislauf gebunden. Es versinkt in Ozeanen, wird von den Pflanzen umgewandelt und von der Erdoberfläche verschluckt. Das „Global Carbon Project“ berichtete im Juli 2019, dass etwa 31 Prozent des emittierten CO2 durch Pflanzen und 24 Prozent durch die Ozeane aufgenommen werden. Es verbleiben also lediglich 45 Prozent der Emissionen in der Atmosphäre (Das Helmholtz-Zentrum Geesthacht kommt zu ähnlichen Ergebnissen). Und nur diese 45 Prozent können zu einer Erderwärmung beitragen. Dieser Sachverhalt wird vom IPCC in seinem sechsten Bericht bestätigt: „Beobachtungen… zeigen, dass die Atmosphäre nur etwa die Hälfte des CO2 aufgenommen hat, das durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe und Landnutzungsänderungen wie die Abholzung von Wäldern ausgestoßen wurde.“

Dabei wäre noch zu berücksichtigen, dass die in diesen Zahlen enthaltene mit Kohlenstoffdioxid gesättigte Atemluft von sieben Milliarden Menschen („biologisch-anthropogenes“ CO2) sich allen politischen Maßnahmen entzieht. Die Weltbevölkerung atmet im statistischen Mittel, abhängig von verschiedenen Faktoren, 3 bis 14 Milliarden Tonnen CO2 pro Jahr aus. Da nach Schätzungen des „Weltklimarates“ der anthropogene (biologisch und industrielle) CO2-Anteil rund 29 Milliarden Tonnen pro Jahr beträgt (IPCC, 4. Bericht, 2007) und die derzeitige Menschheit durch Atemluft pro Jahr 3 bis 14 Milliarden Tonnen Kohlenstoffdioxid emittiert, sind also rund 10 bis 40 Prozent des emittierten anthropogenen CO2 als biologisch-anthropogenes CO2 nicht verhandelbar und entziehen sich der politischen Einflussnahme.

Der größte Teil des anthropogenen CO2 verschwindet in natürlichen Senken oder ist als biologisch-anthropogenes CO2 unantastbar.

Wir sind nicht in der Lage, den Lauf eines Tornados auch nur einen Meter abzulenken, wollen aber die gigantischen Kräfte des Universums mit Erlassen regulieren. Dabei lassen der winzige Anteil anthropogener CO2-Emissionen an den Gesamtemissionen, das drastische Übergewicht des natürlichen CO2, die Aufnahme der Emissionen durch Ozeane und Wälder, die Atemluft von Mensch und Tier, die bisher noch nicht ausreichend erforschte Rolle des übermächtigen Wasserdampfes und die Interdependenz aller dieser Kräfte nicht den Schluss zu, das anthropogene CO2 leite den „Klimatod im Treibhaus“ (SPIEGEL 9/1979) ein und „die Menschheit [werde] mit dem Aussterben bedroht“ (Angela Merkel, 1995 und Oktober 2019). Tatsächlich ist das industriell-anthropogene CO2 nur zu einem verschwindend kleinen Bruchteil mit den Methoden der Ent-Industrialisierung manipulierbar. Der größte Teil des anthropogenen CO2 verschwindet in natürlichen Senken oder ist als biologisch-anthropogenes CO2 unantastbar. Der durch die Industrialisierung verursachte Rest ist marginal und angesichts der Größenordnung anderer Einflüsse vernachlässigbar. Daran ändert auch ein Aufwuchs des CO2-Anteils auf 500 ppm nichts. Winzig bleibt winzig. Die ganze Kampagne gegen die angeblich unerträglichen menschlichen CO2-Emissionen hat den Charakter von politisch gesteuerter Hochstapelei. Harold Lewis, Professor für Physik an der University of California in Santa Barbara, sprach vom „größten und erfolgreichsten pseudo-wissenschaftlichen Betrug, der mir in meinem langen Leben als Physiker untergekommen ist“. Das sei keine Wissenschaft mehr, hier seien andere Kräfte am Werk.

Der Verfasser ist Autor des Buches „Die CO2-Falle. Deutsche Klimapolitik und ihre Folgen“, 230 Seiten, 2. Auflage.

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Über Rolf Bergmeier 6 Artikel
Rolf Bergmeier, Jahrgang 1940, Studium der Alten Geschichte und Philosophie an der Gutenberg-Universität Mainz. Forschungsschwerpunkt: Grundlagen der abendländischen Kultur. Wesen, Bedeutung und Wechselbeziehungen der antiken, islam- arabischen und christlichen Kultur beim Übergang von der Antike ins Mittelalter.