Berlinale: Mit Preisen für sechs Frauen in acht Kategorien wurde ein deutliches Ausrufungszeichen für die weibliche Filmkunst gesetzt.

Die 72. Internationalen Filmfestspiele von Berlin

Copyright: Richard Hübner, Internationale Filmfestspiele Berlin, Berlinale

So gingen beide Schauspielpreise (seit letztem Jahr werden die Preise in dieser Kategorie Gender-frei vergeben) an zwei Frauen.
Dabei ist die eine von ihnen, Meltem Kaptan, noch nicht einmal hauptberuflich Schauspielerin, sondern Moderatorin im SAT1 Fernsehen.
Aber die Rolle der resoluten Mutter des Guantanamo-Häftlings Murat Kurnaz ist ihr auf den Leib geschnitten.

Mein Lieblingsfilm, „Les Passagers de la Nuit“ von Mikhael Hers mit Charlotte Gainsbourg hat leider keine Preise bekommen. Aber Jury-Entscheidungen sind manchmal schwer nachzuvollziehen. Interessant wird sein, welcher der prämierten Filme es überhaupt ins Kino schafft. In der Regel sind Festival-Gewinner Flops an den Kinokassen. Nur wenige Preisträger, wie z.B. „Apocalypse now“ von Francis Ford Coppola (Goldene Palme in Cannes 1979) waren auch in den Kinos ein Kassenschlager.

Insgesamt muss man der Berlinale Leitung aber ein Lob für die Durchführung in schwierigen Zeiten aussprechen. Ausgerechnet zum Höhepunkt der Omikron-Welle (am Freitag, den 11. Februar 2022 gab es 250.000 Neuinfektionen) fanden die 72. Internationalen Filmfestspiele von Berlin statt. Doch nur wenige Zuschauer wurden in dem bereitgestellten Test-Bus positiv auf Corona getestet.

Ein deutliches Manko des Festivals sollte aber in der Zukunft geändert werden:
Neben den klassischen Produktionen für das Kino müssen in Zukunft auch Filme in den Wettbewerb, die von Streaming-Diensten wie Netflix oder Apple produziert werden. Diese sind mittlerweile von hoher Qualität. In Cannes z.B. werden sie mittlerweile ganz selbstverständlich mit einbezogen.
Bemerkung am Rande:
Schon in seinem letzten Amtsjahr 2019 von Dieter Kosslick, dermehemalige Leiter der Berlinale, wurden auch Netflix-Produktionen akzeptiert.

Die Preise

Goldener Bär für den besten Film an „Alcarràs“ von Carla Simón

Berlinale 2022

Goldener Bär an Carla Simon und Maria Zamora © Berlinale

Silberner Bär – Großer Preis der Jury an „So-seol-ga-ui Yeung-hwa“ („The Novelist’s Film“) von Hong Sang-soo

Berlinale 2022

Silberner Bär an Hong Sang-soo © Berlinale

Silberner Bär – Preis der Jury an „Manto de Gemas“ („Robe of Gems“) von Natalie López ­Gallardo

Berlinale 2022

Silberner Bär an Natalie Lopez-Gallardo © Berlinale

Silberner Bär für die beste Regie an Claire Denis für „Avec amour et acharnement“

Berlinale 2022

Silberner Bär an Claire Denis © Berlinale

Silberner Bär für das beste Drehbuch an Laila Stieler für „Ra­biye Kurnaz gegen George W. Bush“

Silberner Bär für die beste Hauptrolle an Meltem Kaptan in „Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush“ von Andreas Dresen

Berlinale 2022

Silberner Bär an Meltem Kaplan © Berlinale

Silberner Bär für die beste Nebenrolle an Laura Basuki in „Nana“ von Kamila Andini

Berlinale 2022

Silberner Bär an Laura Basuki © Berlinale

Silberner Bär für eine herausragende künstlerische Leistung an „Everything Will Be OK“ von Rithy Panh

Goldener Bär für den besten Kurzfilm an Anastasia Veber für „Trap“

Berlinale 2022

Goldener Bär an Anastasia Veber © Berlinale

Bester Debütfilm an „Sonne“ von Kurdwin Ayub (in der Reihe „Encounters“)

Bester Debütfilm von Kurdwin Ayub © Berlinale

Eine lobende Erwähnung ging an „Drii Winter“ von Michael Koch

Die nächste Berlinale im Jahre 2023 soll wieder im Februar stattfinden.
Hoffen wir mal, dass bis dahin alle geimpft sind und keine neue Virus-Variante unsere Straßen und Kinos leerfegt.

Prämierte Filme der Reihe „Generation KPLUS“ und „14PLUS“:

Über Holger Jacobs 13 Artikel
Holger Jacobs ist Journalist und Fotograf und lebt in Berlin. Er ist Herausgeber des online Kulturmagazins www.kultur24.berlin http://kultur24-berlin.de