Was sind eigentlich Gutmenschen?

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Gutmenschen ind davon überzeugt, dass alle Menschen gleich sind und sich demzufolge alle liebhaben müssten. Wer alle Grenzen einreißen möchte zwischen Staaten, Ländern und Gemeinden, der möchte freilich auch die Grenzen zwischen allen Grundstücken weghaben. Und wer Zäune, Mauern und Begrenzungen beseitigt, ja, sogar die Klo-Türen aushängt, wie es uns schon 1967 die Genossen der Kommune 1 in West-Berlin vorgemacht haben, der dürfte schließlich auch keine Spießer-Wohnungen, Hotels und sonstigen Behausungen für einzelne Familien, Paare oder WGs mehr dulden, denn wir sollten schließlich alle unter gleichen Bedingungen und möglichst alle unter ein- und demselben Dach leben: One World! Und nur noch eine Fahne darf gehisst werden: die rote, nein! Heute die grüne natürlich.
Jeder sollte jedem, auch dem Entferntesten, der Nächste sein. Das führt folgerichtig dazu, dass es dann keine Krankenhäuser, Irrenanstalten und Gefängnisse mehr geben wird, nicht einmal mehr Schulen, Hochschulen und dergleichen, denn alle Menschen sind schließlich gleich. Und wenn es keine Klassen in deren Klassenzimmern mehr gibt, dann fällt auch der Klassenkampf zwischen Lehrern und Schülern, Vorgesetzten und Unterdrückten aus. Gäste, Besucher oder gar Einwanderer und Immigranten? Diese Begriffe kann man ebenso getrost aus dem Wortschatz streichen wie das Wort Exil, denn was soll das? Jeder hat das Recht, dort zu leben, wo er will, darf sich nieder zu lassen, wo es ihm gefällt. Die heilig zu sprechende Merkel-Regierung hat ganz alternativlos die besten Grundlagen dafür geschaffen – für Affen? Nein, für uns, die Beglückten.
Alle müssen, ob wir es nun begreifen oder nicht, untereinander immer schön solidarisch sein, denn wir sind ja alle für „Freiheit, Gleichheit und Geschwisterlichkeit“ – oder etwa nicht? Vorsicht: Die Kalaschnikow ist kein Spielzeug! Nicht gleich losballern wollen! Die drei reaktionären Tugenden „Glaube, Hoffnung, Liebe“ haben wir doch endlich überwunden. Nun gehören rasch die uns trennenden Begriffe „deine“ und „meine“ abgeschafft, sogar mit äußerster Gewalt, denn sie trennen uns nur, und was uns von anderen trennt, führt lediglich zu Konflikten und Kriegen. Insofern ist es selbstverständlich, das rassistisch-faschistische Leistungsprinzip gegen das Spaß- und Lustprinzip einzutauschen, falls es überhaupt zwischen Spaß und Lust noch einen Unterschied geben darf. Jeder sollte lustvoll tun, was er triebhaft will, solange es nur unter allen und aller Augen geschieht.
Gutmenschen wollen nichts weniger als den ewigen Frieden; und da darf es außer dem dreibändigen „Kapital“ von Karl Marx kein privates Kapital, demzufolge keinen Kapitalismus mehr geben. Nicht nur die Erde gehört so oder so allen, sondern der gesamte Kosmos! Und jeder Baum, Berg, Acker, Fluss, See, Trabant, Stern, ja, auch jede Sonne muss wie jeder materielle Besitz so aufgeteilt werden, dass wirklich alles allen gehört, selbst wenn ein Einzelner seinen Anteil gar nicht will. Die Ausrede von immateriellen Reichtümern oder von Genügsamkeit zählt nicht. Was soll das denn?! Und wenn ich meinen Besitz verloren, verschleudert, versoffen habe? Dann wird immer wieder erneut geteilt. Quatsch! Geld gibt es dann ohnehin nicht mehr, denn jeder darf sich aus dem – von wem auch immer – Erschaffenen das nehmen, was seinen Bedürfnissen entspricht. Ja, auch faul zu sein ist ein Menschenrecht, denn schon Marx sah voraus, dass Arbeit nicht des Menschen letztes Ziel sein kann. Wenn also dann endlich paradiesische Zustande auf Erden herrschen, wer hat dann noch Lust, ins himmlische Paradies Gottes zu wollen? Also muss auch die Grenze zwischen Leben und Tod aufgehoben werden. Aber daran arbeiten die Gottmenschen… äh… Gutmenschen mit den 3D-Druckern und den Steuereinnahmen ihrer Mitmenschen noch…

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Über Siegmar Faust 46 Artikel
Siegmar Faust, geboren 1944, studierte Kunsterziehung und Geschichte in Leipzig. Seit Ende der 1980er Jahre ist Faust Mitglied der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM), heute als Kuratoriums-Mitglied. Von 1987 bis 1990 war er Chefredakteur der von der IGFM herausgegebenen Zeitschrift „DDR heute“ sowie Mitherausgeber der Zeitschrift des Brüsewitz-Zentrums, „Christen drüben“. Faust war zeitweise Geschäftsführer des Menschenrechtszentrums Cottbus e. V. und arbeitete dort auch als Besucherreferent, ebenso in der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen. Er ist aus dem Vorstand des Menschenrechtszentrums ausgetreten und gehört nur noch der Gesellschaft für zeitgenössische Lyrik und der Wolfgang-Hilbig-Gesellschaft an.