Ausstellung „Goethe. Verwandlung der Welt“ eröffnet heute in der Bundeskunsthalle in Bonn

Goethestraße in Jena, Foto: Stefan Groß

Johann Wolfgang Goethe ist der weltweit bekannteste Dichter deutscher Sprache. Die erste große Ausstellung seit 25 Jahren veranschaulicht vom 17. Mai bis 15. September 2019 Goethes Werk und seine Biografie im Horizont der frühen Moderne sowie die einzigartige Rezeptionsgeschichte seines Wirkens. Die Ausstellung ist ein gemeinsames Projekt der Bundeskunsthalle und der Klassik Stiftung Weimar in Kooperation mit dem Freien Deutschen Hochstift, Frankfurt a. M., dem Goethe-Museum Düsseldorf und dem Museum Casa di Goethe, Rom. Sie steht unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.

Bereits zu Lebzeiten erstreckte sich Goethes Ruhm über ganz Europa. Seine literarischen Werke wurden in unzählige Sprachen übersetzt, und Figuren wie Werther oder Faust eroberten alle Kunstgattungen und sämtliche Sparten der Populärkultur. Wie kein zweiter Dichter seiner Zeit hat Goethe jene Veränderungen reflektiert, die um 1800 die politischen, ökonomischen und kulturellen Fundamente Europas erschütterten. Er war aber nicht nur ein kritischer Beobachter der anbrechenden Moderne, sondern zugleich ein äußerst wandlungsfähiger Künstler, der bis heute Schriftsteller, Maler und Bildhauer sowie Komponisten, Fotografen und Filmregisseure inspiriert.

Neben Malerei, Skulptur, Grafik und Fotografie werden auch Theater, Film und Musik eine wichtige Rolle spielen. Die groß angelegte Schau versammelt ca. 250 Leihgaben aus öffentlichen und privaten Sammlungen weltweit. Mit Werken von Caspar David Friedrich, Auguste Rodin, William Turner und Angelika Kauffmann über Piet Mondrian und Paul Klee bis hin zu Cy Twombly, Andy Warhol, Barbara Klemm und Ólafur Elíasson reicht die Perspektive der Ausstellung vom späten 18./frühen 19. Jahrhundert bis in die heutige Zeit. Die wechselvolle Rezeptionsgeschichte seines Werkes wie auch seiner Person bildet einen wichtigen Ausgangspunkt für Fragen nach der Aktualität Goethes, der diese Ausstellung nachgeht.

Rein Wolfs, der Intendant der Bundeskunsthalle, betont: „Die Ausstellung widmet sich nicht nur dem Leben Goethes und damit der epochengeschichtlichen Zäsur um 1800, sondern auch jener wechselvollen Wirkungsgeschichte, die das facettenreiche Werk des Dichters durchlaufen hat. Das Interesse an Goethe ist weiterhin groß, wie die aktuellen Debatten zum West-östlichen Divan beispielhaft vor Augen führen.“

In neun Kapiteln erschließt die Ausstellung Goethes Leben und Werk sowie den Epochen-Horizont seiner Zeit – von 1749, dem Jahr seiner Geburt, bis zu seinem Tod im Jahr 1832.  Zentrale biografische Wendepunkte und Ereignisse sowie einige seiner bekanntesten Werke bilden den Fokus der Ausstellung. Gleichzeitig spielt der Blick auf das Zeitgeschehen eine zentrale Rolle: Die großen Ideenkomplexe und die politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Umbrüche liefern dafür nicht nur den zeitlichen Hintergrund, sondern spiegeln die maßgeblichen Fragestellungen der Zeit, mit denen Goethe sich intensiv auseinandergesetzt hat.

Goethes Gärten auf dem Dach der Bundeskunsthalle spiegeln das lebenslange Interesse des Dichters an Gärten, Natur und Botanik. Der Dachgarten begleitet die große Ausstellung Goethe. Verwandlung der Welt. Die eigens für Bonn entwickelte Dachgarten-Landschaft vereint die zentralen Motive aus den beiden Gärten des Weimarer Dichters: den Garten am Stern mit seinem berühmten Gartenhaus, das ihm zunächst auch als Wohnsitz diente, und den Hausgarten am Weimarer Frauenplan, seinem repräsentativen Anwesen im Zentrum der Stadt.

Als Goethe im Frühjahr 1776 sein erstes Weimarer Anwesen unweit der Ilm bezog, galt sein besonderes Interesse dem weitläufigen Garten, dessen Neugestaltung er sogleich in Angriff nahm. Goethe legte nicht nur einen Nutzgarten für die häusliche Versorgung mit Obst und Gemüse an, sondern schuf auch einen kleinen englischen Landschaftsgarten mit gewundenen Wegen und schattigen Ruheplätzen. Überdies diente der Garten als Beobachtungsfeld für botanische Studien, deren Ergebnisse sich in seinen wissenschaftlichen Schriften wie der Metamorphosen- und der Farbenlehre widerspiegeln. Nach seiner Rückkehr aus Italien zog Goethe in das repräsentative Haus am Weimarer Frauenplan um und widmete sich auch dem dortigen Garten mit besonderer Aufmerksamkeit. Wie schon im Garten an der Ilm nutzte er das Areal sowohl als Küchengarten wie auch als botanisches Experimentierfeld. In einem Pavillon an der Südseite des Gartens richtete er zudem seine geowissenschaftliche Sammlung ein, die Mineralien, Gesteine sowie Fossilien aus aller Welt umfasste.

Wie die beiden Weimarer Gärten wird der Garten auf dem Dach der Bundeskunsthalle ästhetische, wissenschaftliche und ökonomische Aspekte zusammenführen. Da sich das Erscheinungsbild des Gartens auf dem Dach der Bundeskunsthalle während der parallel von Mai bis September laufenden Ausstellung immer wieder verändern wird, empfiehlt sich ein mehrmaliger Besuch: zum Flanieren und Verweilen, zum ästhetischen Genuss und zur naturwissenschaftlichen Erkundung.