CORONA Filmbrancheninfos #42

"Die Kunst steht ganz hinten in der Schlange" – Tanja Frehse

Bild von Fathromi Ramdlon auf Pixabay

Das „Sozialschutz-Paket II“ hat nun auch den Bundesrat passiert, es fehlt nun nur noch eine Unterschrift, dann können zumindest manche aufatmen, die Arbeitslosengeld 1 beziehen. Klingt komisch, ist aber so. Dass die vielen Einzelkämpfer der Branche sich sehr wohl organisieren können, zeigt die Initiative „WirSind1Team“. Filmschaffende aus den verschiedenen Gewerken haben ein Sicherheitskonzept für den Dreh unter Corona-Bedingungen erarbeitet.

Die Brancheninfos erscheinen gleichzeitig auch auf unserem Blog out-takes zum Nachlesen.

„Keiner traut mehr dem anderen, und wir sind alle sehr müde.“ Kurt Russell sagt das, als „MacReady“ in „Das Ding aus einer anderen Welt“. Schon 1982. Das Kino, wie überhaupt die Kunst, sucht schon immer die Antwort auf wichtigen Fragen der Menschheit, auch wenn die die Frage noch gar nicht gestellt hat. Der Regisseur und Autor Michael Dougherty („Krampus“) und der Editor und Autor Evan Gorski wissen das. Darum haben sie sich  für eine Kompilation zusammengetan, berichtet das Webmagazin „Bloody Disgusting“ (auf Englisch). Der Soundtrack ist charmant, der Titel ist die Botschaft: „Alles, was ich wissen muss, um Covid-19 zu überleben, weiß ich aus Science-Fiction- und Horrorfilmen.“


Ein „Maßnahmenkonzept für szenische Dreharbeiten in der Sars-CoV-2 Pandemie“ hat die Initiative „WirSind1Team“ veröffentlicht, ebenso eine dazugehörige „Sammlung von Arbeitsgruppen-Papieren zur Praxishilfe“. Auf Initiative von Joachim Langen, Geschäftsführer des Film-Dienstleisters Jola-Rent, hatten sich Filmschaffende vernetzt. Am 13. April startete eine Online-Plattform – und damit die Initiative, die inzwischen 200 Filmschaffende zählt. Innerhalb weniger Tage organisierte sich eine zunehmende Zahl Filmschaffender der unterschiedlichen Gewerke, flankiert von Fachkräften für Arbeitssicherheit und Film-Dienstleistern in unterschiedlichen Arbeitsgruppen. Die grundlegende Frage war, wo die Tätigkeiten der jeweiligen Gewerke unter den nun gültigen Arbeitsschutzstandards angepasst oder gar und neu gedacht werden müssen ( wir berichteten). Erstes Ziel: Das grundlegende Konzept zum Hygiene- und Gesundheitsschutz auf die Bedingungen der szenischen Produktion zu übertragen und ergänzen, um der Branche eine Basis zu bieten. Mit einem vorläufigen Arbeitsergebnis wandte sich „WirSind1Team“ daher bereits am 1. Mai an Produzenten-, Berufs- und Regionalverbände für einen weitergehenden Austausch. Acht Verbände und zwei Interessengemeinschaften hätten bereits ihre Unterstützung erklärt, weitere seien an einer engeren Zusammenarbeit „interessiert“, auch die Berufsgenossenschaft BG ETEM habe das Konzept „deutlich begrüßt“, meldet die Initiative. 

Nur einen Tag nach dem Bundestag hat auch der Bundesrat dem „Sozialschutz-Paket II“ zugestimmt, das unter anderem ein um drei Monate verlängertes Arbeitslosengeld 1 vorsieht. Es kann nun dem Bundespräsidenten zur Unterzeichnung vorgelegt werden.  

Drei Monate sind nicht genug, solange noch unklar ist, wann wieder richtig gedreht wird: Die Anspruchsfrist für Arbeitslosengeld 1 soll automatisch um mindestens den Zeitraum verlängert werden, in dem die Empfehlung gilt, daheim zu bleiben, fordert eine Petition.  


Ein Bekenntnis zu Hilfsmaßnahmen für die Kultur fordert der Präsident der deutschen Filmakademie, Ulrich Matthes, von Spitzenpolitikern in der Bundesregierung wie Finanzminister Olaf Scholz oder Wirtschaftsminister Peter Altmaier. Das sollte nicht allein Kulturstaatsministerin Monika Grütters überlassen werden.  

Matthes befürchtet durch die Corona-Krise ein großes Kinosterben in Deutschland: Die Kinobetreiber befürchteten, dass die Hälfte der Kinos die Krise nicht überstehen könnten, sagte er gestern auf RBB Kultur: Es sei jetzt wichtig, aufzupassen, dass die Kultur nicht wie ein Luxusartikel behandelt werde, auf den man zugunsten anderer Bereiche und der großen Wirtschaft am Ende verzichten könne.  

Die Kunst steht ganz hinten in der Schlange, stellt Tanja Frehse fest. Sie ist Schauspielerin, Agentin, Zweifach-Mutter, Hausfrau, zurzeit unbezahlter Lehrerersatz – und nicht systemrelevant. 

Seit mehr als zehn Wochen nun redet der Indiefilmtalk in seiner Sonderreihe mit verschiedenen Kolleg*innen und Freund*innen über „Corona und die Filmszene“. Die 10. Folge kommt als Querschnitt – gleich neun Gäste kommen zu Wort: Oliver Schmitz (Regisseur), Urs Spörri (Kurator, Festivalleiter und Moderator), Michael Schwarz (Regisseur und Produzent), Christian Schwochow (Regisseur), Nici Brückner (Casterin und Producerin), Oliver Zenglein (Geschäftsführer CrewUnited), Rosina Kaleab (Autorin und Schauspielerin), Silke Abendschein (Filmemacherin) und Dela Dabulamanzi (Schauspielerin). 

Küssen verboten! Das NDR-Magazin „Zapp“ schaute beim Dreh von „Rote Rosen“ vorbei: Sehnsucht unter Corona-Bedingungen (3. Kapitel, ab Minute 13:15). 

Keine Reisen, kein Tourismus: Das ist die Stunde der Land-und-Leute-TV-Krimis wie „Kommissar Dupin“, findet der „Tagesspiegel“.  


Neun von zehn Deutschen wollen, dass die Wissenschaft auch nach der Corona-Krise stärkere Beachtung in der Politik findet, zitiert „Der Spiegel“ eine Meinungsumfrage: Für noch folgenreicher als die Pandemie halten die Befragten den Klimawandel. 

Von Peking und Moskau über Tel Aviv und Kampala bis Madrid und London – weltweit herrscht an den Korrespondenten-Standorten der corona-bedingte Ausnahmezustand. Aus New York berichtet „Menschen Machen Medien“ in seiner Reihe. 

„Hört mir auf mit Schweden!“ kommentiert Jürn Kruse auf „Übermedien“: „Mit dem Fingerzeig auf das größte skandinavische Land soll viel zu häufig nur die eigene Meinung legitimiert werden.“ 

Heute sind die USA der globale Corona-Hotspot: die meisten Infizierten, die meisten Todesfälle. Welche Verantwortung tragen US-Präsident Donald Trump und seine Regierung für die mangelnde Vorbereitung und das Leid? Die „Auslandsjournal“-Doku „Trump und die Corona-Krise“ zeigte am Mittwoch eine Chronik des Versagens. 


„Seit Wochen erklären uns vor allem Männer die Corona-Krise. In den Medien kommen vornehmlich männliche Experten zu Wort. Uns reicht’s! Wir wollen mehr Virologinnen, Infektiologinnen, Epidemiologinnen oder Intensivmedizinerinnen sehen, die für uns die Pandemie einordnen und erklären. Wir wollen mehr Sozialwissenschaftlerinnen, Philosophinnen, Erziehungswissenschaftlerinnen, Wirtschaftswissenschaftlerinnen hören oder lesen, die für uns die gesellschaftlichen Auswirkungen analysieren“, erklärt Pro Quote Medien ihre Kampagne: Sie sammelt Expertinnen aus allen Bereichen als Ansprechpartner*innen für die Medien. 

Frauen in der Corona-Krise: So toll funktioniert das mit der Gleichberechtigung doch noch nicht, bemerkt die Kolumnistin der „Taz“, und fragt sich, was das alles für unsere Zukunft heißt. 

Pro Quote Film fürchtet, dass weibliche Filmschaffende von den Folgen der Krise am stärksten betroffen sein werden und fordert konkrete Maßnahmen.  

 Eine Frauenquote ist jetzt überfällig“, titelt der „Tagesspiegel“. 


Nicht nur als Krise, sondern auch als Chance will der Filmverband Sachsen die aktuelle Situation sehen: Nämlich „Bewegtbildenthusiasten mit alternativen Veranstaltungsformaten zu erreichen. Daher planen wir ab Juni Online-Filmvorführungen inklusive Filmgespräche via Youtube, bei denen das sächsische Filmschaffen im Mittelpunkt stehen soll.“ Filmemacher*innen mit Schaffensschwerpunkt im Bundesland können Filme aller Genres ab dem Produktionsjahr 2017 einreichen. Im Programm will der Verband das sächsische Filmschaffen in seiner ganzen Breite widerspiegeln: Ob Fiktion, Animation, Dokumentar- oder Experimentalfilme – die abwechslungsreichen Programme sollen bewegend, humorvoll und unterhaltsam sein. 

Brancheninfo von crew-united und cinearte, erschienen auf out-takes.

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