Für die Mehrheit der Deutschen ist die AfD „keine normale Partei“

AfD-Logo, Quelle: SGL

Das aktuelle Ergebnis unserer Sonntagsfrage für die AfD (15,5 Prozent) überrascht kaum, aber die zehn Prozentpunkte zusätzlich möglichen Potentials, die die aktuelle Potentialanalyse (INSA-Analysis Potentiale) dokumentiert, fallen doch auf. Noch nie seit wir unser Analysis Potentiale erheben, kam die AfD beim zusätzlich möglichen Potential auf einen zweistelligen Wert. In der Regel beschränkte sich das zusätzlich mögliche Potential für „die Blauen“ auf vier bis maximal sechs Prozentpunkte. Jetzt also zehn Prozentpunkte Potential und damit – mit dem aktuellen Ergebnis der Sonntagsfrage – insgesamt ein Wert des maximal möglichen Wählerpotentials von über 25 Prozent. Auch bei der „negativen Sonntagsfrage“ sagen „nur“ noch 58 Prozent der Befragten, dass sie sich grundsätzlich gar nicht vorstellen können, die AfD zu wählen. Damit liegt die AfD zwar immer noch 20 Prozentpunkte vor der zweitplatzierten Partei bei der „negativen Sonntagsfrage“, Bündnis90/Die Grünen mit 38 Prozent, es ist aber der niedrigste Wert, den wir hier je für die AfD gemessen haben, die bei der „negativen Sonntagsfrage“ auch schon mit Werten von über 70 Prozent leben musste.

Doch selbst die 58 Prozent bei denen, die eine Wahl der Alternative für Deutschland grundsätzlich ausschließen, heben sich eklatant von den Werten aller anderen Parteien ab. Dass die AfD für die Mehrheit keine „normale Partei“ ist, zeigen die Antworten auf unsere aktuelle Frage, wie die Befragten es bewerten, wenn eine parlamentarische Mehrheit für Gesetze und Beschlüsse im aktuellen Bundestag mit Hilfe der AfD zustande kommen würde. Eine Mehrheit von 51 Prozent fände das eher oder sehr schlecht. Nur jeder dritte Befragte (34 Prozent) fände es eher oder sehr gut. Westdeutsche sind absolut mehrheitlich (31 Prozent gut gegen 54 Prozent schlecht) gegen parlamentarische Mehrheiten mit der AfD, Ostdeutsche hingegen relativ mehrheitlich dafür (44 Prozent gut gegen 39 Prozent schlecht). Betrachtet nach aktueller Wahlpräferenz würden nur die Wähler von AfD (92 Prozent gut zu 4 Prozent schlecht) und FDP (57 Prozent gut zu 35 Prozent schlecht) Mehrheiten für Gesetze und Beschlüsse im Bundestag mit Hilfe der AfD befürworten. Bei den Wählern aller anderen Parteien würde das auf absolut mehrheitliche Ablehnung stoßen. Vor allem Wähler von Bündnis90/Die Grünen (17 Prozent gut zu 77 Prozent schlecht) und Wähler der SPD (70 Prozent gut zu 17 Prozent schlecht) sind hier sehr eindeutig dagegen, aber auch bei den Wählern der Linkspartei (21 Prozent gut zu 58 Prozent schlecht) und der Union (31 Prozent gut zu 54 Prozent schlecht) würden parlamentarische Mehrheiten mit der AfD auf deutliche Ablehnung stoßen. Diese Entwicklungen sollten mit Hilfe der Meinungsforschung weiter beobachtet werden.

Über Hermann Binkert 225 Artikel
Hermann Binkert ist 57 Jahre alt, verheiratet und Vater von vier Kindern. Der Jurist ist Gründer und geschäftsführender Gesellschafter des Markt- und Meinungsforschungsinstituts INSA-CONSULERE. Bevor er INSA im November 2009 in Erfurt gründete, war Binkert 18 Jahre im öffentlichen Dienst, zuletzt als Staatssekretär in der Thüringer Staatskanzlei und Bevollmächtigter des Freistaats Thüringen beim Bund, tätig. Heute gehört er zu den renommiertesten Meinungsforschern Deutschlands und erhebt Umfragen für Ministerien im Bund und in den Ländern, für alle Parteien und Fraktionen, die im Bundestag und in den Landtagen vertreten sind. Wöchentlich stellt INSA die Sonntagsfrage für die Bild am Sonntag und die BILD. Das Meinungsforschungsinstitut arbeitet für viele großen Verlage, z. B. Springer, Burda, Funke, Madsack. Es führt aber auch Fokusgruppengespräche und Testkäufe durch.