INSA-Umfrage: Fast jeder zweite Wähler kann sich derzeit vorstellen, für die CDU/CSU zu stimmen

Bundestagskuppel, Quelle: SGL

Im INSA-Meinungstrend vom 5. Februar 2024 zeichnet sich das Bild einer neuen Parteienlandschaft ab. Mit Linkspartei und FDP scheitern zwei Parteien, die aktuell im Bundestag vertreten sind, an der Fünf-Prozent-Hürde. Grund zum Optimismus haben stattdessen die Alternative für Deutschland (AfD) und das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW). Seit gut sechs Jahren gehört die AfD dem Deutschen Bundestag an. Der Parteiname ist ein Widerspruch zur Aussage der früheren Kanzlerin, die damit warb, ihre Politik sei „alternativlos“.

Die AfD und das neugegründete BSW, das derzeit auch schon als eine von der Linkspartei abgespaltene Gruppe dem Deutschen Bundestag angehört, haben beste Chancen, auch dem 2025 zu wählenden Parlament anzugehören. Auch wenn derzeit niemand mit den beiden Parteien regieren möchte, kommen sie aktuell zusammen auf 28 Prozent. Sie überflügeln damit sogar leicht die beiden größten Regierungsparteien SPD und Grüne, die zusammen nur auf 27,5 Prozent kommen.

Fast jeder zweite Wähler (47 Prozent) kann sich derzeit vorstellen, für die CDU/CSU (Sonntagsfrage plus zusätzlich mögliches Potential) zu stimmen. Gut jeder dritte Wähler (36 Prozent) kann sich das bei der SPD vorstellen, jeweils gut jeder Vierte bei Bündnis90/Die Grünen und der AfD (jeweils 26,5 Prozent) und gut jeder Fünfte (20,5 Prozent) beim BSW.

Diese Stimmung spiegelt sich auch bei der Frage, wen die Bürger gerne an der Regierung sehen würden – führend oder mitregierend: 51 Prozent die CDU/CSU, 40 Prozent die SPD, 27 Prozent die Grünen, 23 Prozent die AfD und 21 Prozent das Bündnis Sahra Wagenknecht. Zwischen 75 und 93 Prozent der Wähler der einzelnen Parteien wünschen sich „ihre“ Partei an der Regierung. Die große Mehrheit der Wähler wollen die Regierung wählen und nicht die Opposition!

Die zweitliebste Regierungspartei ist den Unionswählern die SPD (41 Prozent), den SPD-Wählern die Union (44 Prozent), den Grünen Wählern die SPD (72 Prozent), den FDP-Wählern die CDU/CSU (65 Prozent), den AfD-Wählern die CDU/CSU (41 Prozent), den Linke-Wählern die SPD (55 Prozent), den Freien Wählern die CDU/CSU (61 Prozent) und dem Bündnis Sahra Wagenknecht die CDU/CSU (40 Prozent).

Spätestens hier fällt auf, dass das BSW tatsächlich keine Linkspartei 2.0 ist. Die Mehrheit (56 Prozent, kumuliert) derer, die aktuell für das BSW stimmen wollen, verorten sich selbst in der Mitte (34 Prozent) oder rechts der Mitte (22 Prozent). Nur 40 Prozent der aktuellen BSW-Wähler verorten sich links der Mitte. Zum Vergleich: Unter den aktuellen Wählern der Linkspartei verorten sich 84 Prozent links der Mitte. Und auch unter den aktuellen Wählern der Grünen verorten sich 62 Prozent links der Mitte. Noch deutlicher wird das, wenn man auf das zusätzlich mögliche Potential der Parteien schaut. 13 Prozent beträgt das zusätzlich mögliche Potential des BSW. Nicht einmal jeder Vierte (24 Prozent) verortet sich links der Mitte, 37 Prozent in der Mitte und 36 Prozent rechts der Mitte. Diejenigen, die aktuell die Wagenknecht-Partei wählen wollen, sind in ihrer großen Mehrheit keine linken Wähler. Es könnte eine Herausforderung für die Mitglieder des BSW werden, die zu einem großen Teil aus der alten Linken kommen, den Erwartungen ihrer Wähler gerecht zu werden.

Die Wählerschaft von Union und Grünen passen nicht zusammen: 62 Prozent der Wähler der Grünen verorten sich selbst links der Mitte.

Vier von fünf Wählern der Union (kumuliert) verorten sich hingegen in der Mitte (50 Prozent) oder rechts der Mitte (30 Prozent). Nur 15 Prozent der Unionswähler verorten sich links der Mitte.

Klare Antipoden – auch im Blick auf die Wählerschaft – sind Grüne und AfD. 62 Prozent der Grünen-Wähler verorten sich links der Mitte, 32 Prozent in der Mitte und vier Prozent rechts der Mitte. 61 Prozent der AfD-Wähler verorten sich wiederum rechts der Mitte, 27 Prozent in der Mitte und sechs Prozent links der Mitte. So klar unterschiedlich wie zwischen Grünen und AfD ist die Profilierung nicht überall.

Die politische Landschaft verändert sich, Wähler und Parteien sind dabei, sich zu finden.

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Über Hermann Binkert 226 Artikel
Hermann Binkert ist 57 Jahre alt, verheiratet und Vater von vier Kindern. Der Jurist ist Gründer und geschäftsführender Gesellschafter des Markt- und Meinungsforschungsinstituts INSA-CONSULERE. Bevor er INSA im November 2009 in Erfurt gründete, war Binkert 18 Jahre im öffentlichen Dienst, zuletzt als Staatssekretär in der Thüringer Staatskanzlei und Bevollmächtigter des Freistaats Thüringen beim Bund, tätig. Heute gehört er zu den renommiertesten Meinungsforschern Deutschlands und erhebt Umfragen für Ministerien im Bund und in den Ländern, für alle Parteien und Fraktionen, die im Bundestag und in den Landtagen vertreten sind. Wöchentlich stellt INSA die Sonntagsfrage für die Bild am Sonntag und die BILD. Das Meinungsforschungsinstitut arbeitet für viele großen Verlage, z. B. Springer, Burda, Funke, Madsack. Es führt aber auch Fokusgruppengespräche und Testkäufe durch.