„Meine Familie“ von Nikolaus Hanoncourt / Alice Harnoncourt (Hrsg)

Nikolaus Hanoncourt/Alice Harnoncourt (Hrsg): Meine Familie. Residenz Verlag, Wien/Salzburg 2019, ISBN: 978-3-7017-3465-8, 26 EURO (D) 

Dieses Buch ist eine persönliche Familienchronik der Harnoncourts. Das von Alice Harnoncourt aus dem Nachlass des ihres verstorbenen Mannes herausgegebene Erinnerungsbuch enthält die persönlichen Aufzeichnungen von Nikolaus Harnoncourt. Außerdem beschreibt es das frühe Leben von Nikolaus Harnoncourt. Seine Kindheit und Jugend waren von der Not und den Folgen des Zweiten Weltkriegs, dem Erziehungskodex des adeligen Standes seiner Familie und der Liebe zur Musik geprägt. Außerdem berichten zwei Familienmitgliedern in Beiträgen über Hanoncourts Vorstellungen und Ansichten.

Nikolaus wurde in ein altes Adelsgeschlecht hineingeboren. Sein Vater Eberhard de la Fontaine Graf d’Harnoncourt-Unverzagt kam aus einem luxemburgisch-lothringischen Grafengeschlecht. Seine Mutter Ladislaja war Gräfin von Meran und Freiin von Brandhofen und Urenkelin des Erzherzogs Johann von Österreich. Nach dem Zusammenbruch der Monarchie in Österreich 1918 wurde auch der Adel abgeschafft, was die finanzielle Lage drastisch verschlechterte. Eindrücklich schildert Harnoncourt, wie mühevoll dies für seinen vielseitig begabten Vater war, der sich eigentlich zum Musiker berufen fühlte.

Sein Bruder Philipp wurde zwei Jahre später geboren. Neben ihm gab es noch zwei weitere, Franz und Karl. Seine Kindheit verbrachte Nikolaus in Graz, wohin die Familie hinzog, weil sein Vater dort bei der Landesregierung arbeiten musste. Die Leidenschaft seines Vaters war aber eigentlich die Musik, was sein Sohn erbte. Nikolaus begann schon früh mit Cellounterricht bei dem Grazer Musiklehrer Hans Kortschak und übte sich auf dem Klavier. Zusammen mit seinem Bruder Philipp war er Ministrant im Grazer Dom, wo sich beide von der Kirchenmusik angezogen fühlten. Es wurde regelmäßig im Kreis der Familie mit Vater, Mutter und Geschwistern musiziert. Schon damals hatte er seinen ganz eigenen Willen, eine Eigenschaft, die er das ganze Leben beibehielt. Er hatte auch Spaß am Basteln von Flugzeugen und am Marionettentheater.

Es bestanden auch enge Verbindungen mit dem weitverzweigten Familienverbund, man half sich in Notlagen und bei beruflichen Fragen. Nikolaus lernte früh, dass Talent und Übung nicht nur beim Musikunterricht notwendig war, sondern auch im gesamten Leben. 

Nach den Entbehrungen des 2. Weltkriegs entschied er sich, Musiker zu werden und seine Passion als Beruf auszuüben. Dort ging er nach Wien und wurde dort mit der Alten Musik vertraut. Dort lernte er auch seine spätere Frau Alice kennen und schloss eine lebenslange Freundschaft mit Jürg Schaeftlein mit dem er später über lange Jahre im Concentus Musicus Wien zusammenarbeitete. Nach seinem Studium wurde er Cellist bei den Wiener Symphonikern unter Herbert von Karajan geleitet wurden. 

Dies ist eine persönliche Annäherung an die Familie Harnoncourt und die Lebenswelt von Nikolaus als Kind und Jugendlicher. Die Familiensituation mit Geldnöten und die äußeren Umstände mit zwei Weltkriegen prägten Harnoncourt charakterlich. Musik wurde Nikolaus Harnoncourt quasi in die Wiege gelegt. Das Talent und die Passion für die Musik erbte er von seinem Vater, machte aber im Gegensatz zu ihm dies zu seinem Beruf. Fleiß, Streben besser zu werden und Talent machten ihn zu dem bekannten Musiker, der er war.

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Dr. phil. Michael Lausberg, studierte Philosophie, Mittlere und Neuere Geschichte an den Universitäten Köln, Aachen und Amsterdam. Derzeit promoviert er sich mit dem Thema „Rechtsextremismus in Nordrhein-Westfalen 1946-1971“. Er schrieb u. a. Monographien zu Kurt Hahn, zu den Hugenotten, zu Bakunin und zu Kant. Zuletzt erschien „DDR 1946-1961“ im tecum-Verlag.