So schafft sich die SPD selbst ab

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Für die SPD begann alles am 1. März 1863. Ferdinand Lasalle formulierte sein 37seitiges „Offnes Antwortschreiben“ an die Leipziger Arbeiter. Die waren begeistert und nahmen den Text am 23. Mai 1863 als Gründungsurkunde des „ADAV“ an. Die Sozialdemokratie als Arbeiterpartei war damit geboren: „Die Arbeiter müssen sich, so Lassalle, zu einer eigenen Partei zusammenschließen, ihre Interessen bündeln und so genannte Assoziationen (Produktivassoziationen oder „Genossenschaften“) bilden, um ihre ‚legitimen Interessen befriedigen zu können‘“ (Wikipedia).

Was verstand Lasalle nun unter „Arbeiter“? „Denn im Gegensatz zu Marx sprach Lassalle in der Regel nicht von Arbeiterklasse und dachte weniger an das Industrieproletariat, sondern bezog alle unteren bzw. ärmeren Gesellschaftsschichten in seinen Arbeiterbegriff mit ein. Dazu gehörten neben Arbeitern, Handwerkern und kleinen Beamten auch alle diejenigen, die keine Vorrechte hatten und nichts besaßen, sowie ebenfalls diejenigen, die sich mit ihrer Arbeit für das Gemeinwohl einsetzten.“ (vgl. Dieter Dowe FES).

Lasalles‘ Idee zündete. Trotz Verbot im Kaiserreich (Sozialistengesetz), trotz Vernichtung im Dritten Reich und in der DDR: Die SPD erkämpfte das allgemeine, freie und geheime Wahlrecht, war Mitkämpferin der Gleichberechtigung der Frauen, stellte in ihrer Geschichte Reichspräsidenten, Reichskanzler, Ministerpräsidenten, bildete eine wichtige Basis der Weimarer Demokratie, war und ist eine der bedeutendsten Säulen der Bundesrepublik Deutschland. Kurzum, sie ist eine Partei, die allen Grund hat, stolz auf viele Generationen von Menschen in ihren Reihen und unter ihren Wählern zu sein!

Staatlich garantierte Freiheit in Deutschland seit 1863 ist ohne das Wirken von Millionen kleinen und großen Sozialdemokraten nicht denkbar. Unter Sozialdemokraten gab es nie Lager für politische Gegner, unter Sozialdemokraten gab es nie eine politische Haftbedrohung. Mit Sozialdemokraten entwickelte sich das freie Deutschland der Bundesrepublik zu einem der angesehensten Staatsgebilden auf diesem alles andere als politisch und freiheitlich paradiesischem Globus. Vor Sozialdemokraten muss niemand Angst haben, vor den Gegnern der Demokratie Rechts-, Linksextremisten und neuerdings Islamisten umso mehr.

Ferdinand Lasalle, August Bebel, Friedrich Ebert, Eduard Bernstein, Otto Wels, Kurt Schumacher, Marie Juchacz, Carlo Schmid, Willy Brandt, Helmut Schmidt, Annemarie Renger, die Liste ist schier unendlich und vermag stolz zu machen.

Die Geschichte der SPD ist profunder Teil der neueren deutschen Geschichte. Für die SPD galt bisher immer: Sie ist die Optimismus-machende Partei der Facharbeiter, Meister, Ingenieure, Wissenschaftler, auch von sozialengagierten Leistungsträgern von Industrie und Wirtschaft. Genau das war Teil des Erfolgsmodells Sozialdemokratie in den Farben Schwarz-Rot-Gold. Dies auch zum Wohle von Weltregionen, die ohne Hilfe nur geringe Chancen haben.

Im tiefen Wissen um diese Zusammenhänge initiierte 1981 Willy Brandt die Gründung der „Historischen Kommission der SPD“. Weil sich nicht nur die Konkurrenten, Gegner und Feinde der Sozialdemokratie in der Geschichtsforschung tummeln sollten:

„Die Historische Kommission beim SPD-Parteivorstand versteht sich als Arbeitszusammenhang sozialdemokratischer HistorikerInnen, die unter Wahrung ihrer wissenschaftlichen Integrität darauf hinwirken, die bundesdeutsche Erinnerungskultur zusammen mit ihrer Partei im sozialdemokratischen Sinne zu prägen und die historische Dimension gegenwärtiger politischer Fragen zu thematisieren. Damit sollen gemeinsame Ziele im Bereich der Erinnerungskultur identifiziert und ausformuliert werden, die dann von der Historischen Kommission und von der SPD verfolgt werden.

Als eigenständiges beratendes Gremium begleitet die Historische Kommission den SPD-Parteivorstand, die SPD-Bundestagsfraktion und die Länder bei der Behandlung historischer Fragen, aber auch bei aktuellen allgemeinpolitischen und personellen Fragen mit Bezügen zur Geschichtspolitik. Sie bezieht Stellung etwa zu historischen Jubiläen und Gedenktagen, zur Gesetzgebung des Bundes etwa zu Archiven und Gedenkstättenförderung. Des Weiteren bündelt die Historische Kommission die Beschäftigung mit der Parteigeschichte und hat damit einen Bildungsauftrag in der Partei. Auch setzt sie sich mit der Geschichtspolitik der anderen Parteien und mit der öffentlichen Diskussion auseinander.

Schließlich spielt sie eine Rolle beim Anstoßen von wissenschaftlicher Forschung anhand von politisch relevanten Fragen und von eigenen, politisch induzierten Fragen. Die Mitglieder der Kommission publizieren ihre Ergebnisse in Büchern, Aufsätzen oder auf andere Weise.“ (HiKo SPD).

Das alles will die jetzige Frontfrau der SPD, Andrea Nahles, abräumen. 20.000 EUR kostet der Spaß im Jahr und diese 20.000 EUR hat die SPD nicht mehr dafür übrig. Dabei ist es doch nicht diese ehrenwerte Kommission, die die SPD unter 20 Prozent drücken half! Es sind die Stegners dieser SPD, die mit jedem Tweed der SPD einen Schaden verursachen, der ein Vielfaches pro Jahr dieser 20.000 EUR ausmachen dürfte.

Was werden die tieferen Gründe für Andrea Nahles sein? Das Kleingeld kann es nicht sein. Das ist wohl ein schlechter, makaber wirkender Witz. Ist der SPD2.0 die eigene Geschichte im Wege? Ist das Wissen um die Gründe für sozialdemokratische Erfolgspolitik früherer Jahrzehnte den heute nach Linksaußen schielenden SPD-Sozialisten im Wege?

Heißt SPD-Erneuerung die Abschaffung dessen, was die SPD bisher erfolgreich ausmachte und Historiker nachweisen können? Will Andrea Nahles vermeintlich taube Fracht über Bord werfen, um passfähig zu Linksaußen werden zu können? Vorwärts! Mit uns zieht die neue Zeit?

Denn wie sagte Ferdinand Lasalle: „Was der Sozialismus will, ist nicht, Eigentum aufheben, sondern im Gegenteile individuelles Eigentum, auf die Arbeit gegründetes Eigentum erst einführen.“ Und das ist ja augenscheinlich das Gegenteil dessen, was links von der SPD vorstellbar ist.

Tags: SPD, Nahles, Historische Kommission

Quelle: Weissgerber – Freiheit