Thomas Reinertsen Berg: „Die Geschichte der Gewürze. Genuss, Gier und Globalisierung“

Lausbergs Buchtipp

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Thomas Reinertsen Berg: Die Geschichte der Gewürze. Genuss, Gier und Globalisierung, Haupt Verlag, Bern 2023, ISBN; 978-3-258-08357-5, 38 EURO (D)

Gewürze gehören im Grunde zu den alltäglichsten Dingen, die es gibt. Und doch sind sie zu den am meisten gehandelten Waren geworden: Sie haben maßgeblich zum weltweiten Handel und zur wirtschaftlichen Globalisierung beigetragen, spielen eine wichtige Rolle im Kolonialismus und entpuppten sich als finanzielles Rückgrat ganzer Imperien. Sie haben kulturelle Entwicklungen angestoßen und prägen unser Leben bis in unsere Kochtöpfe.

Thomas Reinertsen Berg spürt den Handelswegen der Gewürze bis in die entferntesten Länder der Erde nach und erzählt von ihren unbekannten und bemerkenswerten Geschichten.

Reinertsen Berg beginnt mit der Frühgeschichte und stellt die besonderen Pflanzen in botanischer und biologischer Weise vor. So wurde der Wert des Korianders schon früh erkannt und damit Politik, Handel und Reichtum verbunden. Es werden Handelswege, die China, Indien, die Mittelmeerregion und das Römische Reich miteinander verbanden, vorgestellt. Neben der wirtschaftlichen Entwicklung kamen sich Menschen unterschiedlicher Kulturen näher.

Der Autor verdeutlicht auch den Zusammenhang zwischen Gewürzen und der westlichen Kolonisierung der Welt vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart. Gewürze waren sehr wertvoll, weil sie nicht nur zum Würzen verwendet wurden, sondern auch als Konservierungsstoffe und Grundlage für Arzneimittel. Zudem waren einige Gewürze, wie Muskatnuss und Gewürznelken, bedeutende Statussymbole. Der Gewürzhandel, speziell mit Gewürzen aus Asien  war daher ein einträgliches Geschäft, durch das zunächst vor allem arabische Staaten und die italienischen Seerepubliken später auch die Kolonialmächte, reich wurden, weshalb sie ihre Monopolstellung auch durch Kriege verteidigten. Zusätzlich gibt es einige  Rezepte aus Kochbüchern verschiedener Kulturen und Epochen.

Die Leser*innen erfahren viel über exotische Gewürze als wichtiges Handelsgut und über deren Verwendung und Status. Darüber hinaus von den großen Entdeckungen und von den Eroberungen und Zerstörungen der Europäer durch die Gier des Kolonialismus.

Dieses Buch bietet mehr als eine Kulturgeschichte über Gewürze. Es berichtet in kritischer Weise von Konflikten, Austausch, Verständigung durch Handel und Ausbeutung, also den Vor- und Nachteilen des weltweiten Gewürzhandels. Passend dazu werden viele visuelle Eindrücke durch botanische Pflanzen, historische Illustrationen und Gemälde vermittelt.

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Über Michael Lausberg 546 Artikel
Dr. phil. Michael Lausberg, studierte Philosophie, Mittlere und Neuere Geschichte an den Universitäten Köln, Aachen und Amsterdam. Derzeit promoviert er sich mit dem Thema „Rechtsextremismus in Nordrhein-Westfalen 1946-1971“. Er schrieb u. a. Monographien zu Kurt Hahn, zu den Hugenotten, zu Bakunin und zu Kant. Zuletzt erschien „DDR 1946-1961“ im tecum-Verlag.